Gemeinsam besser

München · Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen

Im ASZ Untergiesing lässt man es sich zweimal wöchentlich gemeinsam schmecken, Britta Dekap freut sich, wenn es gut ankommt. Die ehrenamtlichen Helfer bereiten hier mit Angela Settele (r.) und Anna Laubmeier (2.v.r.) das beliebte Mittagsmenü zu. F: hw

Im ASZ Untergiesing lässt man es sich zweimal wöchentlich gemeinsam schmecken, Britta Dekap freut sich, wenn es gut ankommt. Die ehrenamtlichen Helfer bereiten hier mit Angela Settele (r.) und Anna Laubmeier (2.v.r.) das beliebte Mittagsmenü zu. F: hw

München · "Gemeinsam schmeckt es immer noch am besten" sagt der Volksmund und der berühmte Dramatiker Oscar Wilde geht sogar noch einen Schritt weiter: "Nach einem guten Essen ist man bereit jedem zu verzeihen, selbst den eigenen Verwandten." Eines ist den Aussagen gemeinsam: Essen und Trinken ist mehr als nur die Zufuhr von dringend benötigten Kalorien und Nährstoffen.

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In loser Reihenfolge werden wir im Münchner Wochenblatt das Thema "Essen und Trinken" von verschiedenen Seiten beleuchten.
Den Anfang machen wir heute mit einem Blick in die Alten- und Servicezentren unserer Stadt, die mehrmals wöchentlich zu einem gemeinsamen Mittagessen einladen.

Einladen ist vielleicht das falsche Wort, denn für ein dreigängiges, frisch gekochtes Menü müssen beispielsweise im ASZ Untergiesing 4,50 Euro bezahlt werden. Zumindest dann, wenn die eigene Rente mehr als 1.350 Euro monatlich beträgt. Laut einem Stadtratsbeschluss vom vergangenen Jahr dürfen Senioren kostenfrei dort essen, die weniger als die genannte Summe monatlich zur Verfügung haben. Natürlich bedarf es hierzu der Überprüfung durch die ASZ-Mitarbeiter, betont die ASZ-Untergiesing-Leitung, Angela Settele. Auch ohne Anmeldung geht nichts, denn die 75 Plätze beim Mittagstisch des ASZ Untergiesing sind stets heiß begehrt.

Das gemeinsame Mittagessen, das immer dienstags und freitags stattfindet, besteht aus einer Suppe, einem wechselnden Hauptgericht und einem Nachtisch, und das alles an liebevoll eingedeckten Tischen. Ohne Ehrenamtliche wäre dies überhaupt nicht möglich, betont die engagierte Sozialpädagogin. Die kochen nicht nur jede Woche für stolze 75 Gäste, sondern decken die Tische ein, helfen beim Servieren und Abwaschen.

Eine von ihnen ist Anita Neumeier, die sich trotz ihrer 88 Jahre noch mit viel Freude einbringt und dafür sorgt, dass die Plätze auch ordentlich eingedeckt sind. „Ich mache das gerne, mir macht die Arbeit Freude“, meint sie bescheiden. Zu den Stammgästen im ASZ Untergiesing gehören Annette Hunecke, Babette Boek und Dorothea Püschel. "Gefühlt schon seit Jahrhunderten" kommen die drei Damen zum Mittagessen hierher. Alle in den 80ern und darüber hinaus haben sie in ihrem Leben für Familie und Freunde schon viele Mahlzeiten gekocht, jetzt sind andere dran. "Ich koche für mich alleine praktisch gar nicht mehr. Ich kaufe mir Fertiggerichte, das geht auch", erklärt Babette Boek, während die anderen Damen zustimmend nicken.

Für Annette Hunecke ist der Weg ins ASZ besonders beschwerlich, denn die gebürtige Berlinerin ist stark sehbehindert. Trotzdem macht sie sich regelmäßig auf den Weg, denn in Gesellschaft schmeckt es einfach am besten, betont sie.

Beim Essen wird sich ausgetauscht, über die kleinen und großen Themen im Leben, man neckt sich, man versteht sich. Auch das Essen bietet immer wieder Gesprächsstoff. Wie hat man früher den Salat zubereitet, mochten Mann und Kinder die selben Speisen und viele weitere kleine Fragen und Themen, die helfen miteinander zwanglos ins Gespräch zu kommen. Neue Leute kennenzulernen wird mit zunehmendem Alter nicht einfacher, wie gut ist es da, wenn man beim Essen ein wenig plaudern kann.

Für männliche Gesellschaft sorgt Annette Hunecke gelegentlich, denn sie bringt immer wieder mal einen ihrer Brüder mit, wenn noch Platz auf der Liste ist. "Noch besser ist es, wenn in Zukunft gleich dreimal in der Woche zum Mittagstisch eingeladen wird", freut sich Dorothea Püschel, die früher auch Sportveranstaltungen im ASZ besucht hat. "Das Alter fordert seinen Tribut, alles kann ich nicht mehr mitmachen. Aber hier in kleiner Runde kann man sich wunderbar miteinander unterhalten."

Damit aus den Planungen für den dritten Termin des Mittagstisches im ASZ Untergiesing auch Wirklichkeit werden kann, werden noch ehrenamtliche Helfer gesucht, die montags zwischen 9 und 14 Uhr Zeit haben. Kochkenntnisse sind nicht erforderlich, sind aber kein Hindernis, betont Angela Settle schmunzelnd.

Melden kann man sich direkt im ASZ, unter Tel. 661131 oder unter E-Mail: info@asz-untergiesing.de

Wer nicht im Stadtteil Untergiesing wohnt muss jetzt nicht traurig sein, denn auch in nahezu allen anderen Alten- und Service-Zentren in München (32 an der Zahl, Anm. d. Red.) gibt es ein solches Angebot und natürlich gilt auch hier der Stadtratsbeschluss für Senioren mit einer kleinen Rente. hw

Artikel vom 25.10.2019
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