Beim Ross- und Schmiedetreffen klingen die Hämmer

Schliersee · Glück dank dem Hufeisen

Mit der Kutsche durch das Museum.	Foto: Markus Wasmeier

Mit der Kutsche durch das Museum. Foto: Markus Wasmeier

Schliersee/München · Haben Sie schon einmal ein Pferd in Sandalen gesehen? Bitte nicht lachen, das gab es wirklich! Allerdings ist das schon lange her. Als die Menschen begannen, Pferde und andere Hufträger als Nutztiere einzusetzen hatten sie das Problem, dass sich die Hufe schnell abnutzten.

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In freier Wildbahn wächst das Horn ungefähr gleich schnell nach, wie es sich abläuft. Im täglichen Arbeitseinsatz allerdings verschob sich dieses Gleichgewicht. Schon früh mussten sich die Menschen also einen Schutz für die empfindlichen Füße der Vierbeiner einfallen lassen. Und so banden die Ägypter ihren Pferden aus Bast geflochtene Hufschoner, die eben wie die oben erwähnten Sandalen aussahen, mit Lederriemen um die Hufe.

Allerdings war das nicht sehr haltbar und speziell im militärischen Einsatz waren nachhaltigere Lösungen gefragt. Die Römer verwendeten deshalb bereits Metall, dass allerdings durch das Festbinden mit Riemen schwere Scheuerwunden bei den Pferden hinterließ. Angeblich waren die Kelten die ersten, die den Eisenschutz direkt auf den Huf nagelten, was die Römer dann übernahmen. Heute ist der Hufbeschlag eine hoch entwickelte Technik. Es gibt Hufeisen aus Aluminium und Kunststoff, die für bestimmte Einsätze entwickelt wurden. Auch Fehlstellungen der Tiere können mit Hufeisen korrigiert werden. Der Hufschmied ist sozusagen auch Orthopäde. Zeitweise war Hufschmied sogar ein eigener Lehrberuf.

Früher allerdings wurde das Beschlagen der Pferde vom Dorfschmied miterledigt. Der Schmied, dem der Laie eher grobe Arbeiten zusprechen würde, musste auch viel Feingefühl und ein Gespür für die Tiere haben. Überhaupt ist das Schmiedehandwerk sehr vielseitig, denn wenn auch die schweren Hämmer einen groben Eindruck vermitteln – der Schmied stellte ebenso kleinere Werkstücke, wie etwa Nägel her. Auch Beschläge oder Schlösser für Türen mussten sehr genau gearbeitet werden. Trotzdem benötigte der Schmied viel Kraft und wurde schon seit der Antike als starker Held mystifiziert.

Der Schmied von Kochel ist der berühmteste bayrische Vertreter der Zunft

Bei uns in Bayern ist der Schmied von Kochel das berühmteste Beispiel. Er soll beim Bauernaufstand, der in der Sendlinger Mordweihnacht gipfelte, bis zum Schluss tapfer gekämpft haben. Da geht es bei uns schon friedlicher zu. Wenn Sie einmal selbst erleben möchten, wie der Schmied arbeitet oder ein Pferd beschlägt und was Ross und Reiter noch alles bewegt, dann darf ich Sie herzlich einladen, zu unserem Ross- und Schmiedetreffen, am Sonntag, 4. August, ins Freilichtmuseum. Dort lernen Sie Hufmesser, Nipper und Amboss kennen und wie man Eisen bearbeitet, spaltet, locht oder dengelt. Neben den handwerklichen Vorführungen haben die Kinder die Gelegenheit auf Ponys zu reiten, auf der Kutsche mitzufahren oder die Vierbeiner einfach nur auf der Weide zu bewundern. Und zur Stärkung von der anstrengenden Arbeit lädt unser Biergarten vor dem altbayrischen Wirtshaus »Zum Wofen« zum Verweilen ein.

Genießen Sie dort ein kühles Museumsbier und hören Sie dem Takt der Hämmer zu, riechen das Feuer der Essen und lassen ihren Blick dabei über die Schlierseer Berge gleiten. Zum vollständigen Glück fehlt Ihnen dann höchstens noch ein Hufeisen, doch davon gibt es an diesem Tag genug. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Artikel vom 15.07.2019
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