Ausgegrenzt, deportiert, ermordet

Erinnerungszeichen in der Leopoldstraße 102

Anneliese Treumann. Bild rechts: Lina Binswanger. Fotos: Stadtarchiv München, Judaica Varia 177

Anneliese Treumann. Bild rechts: Lina Binswanger. Fotos: Stadtarchiv München, Judaica Varia 177

München/Schwabing · Weitere Erinnerungszeichen für Schwabing: Am 25. Juni 2019 hat die Koordinierungsstelle | Erinnerungszeichen im Stadtarchiv München ein Erinnerungszeichen für Lina Binswanger und Anneliese Treumann an ihrem ehemaligen Wohnort, in der Leopoldstraße 102, auf Höhe der Karl-Theodor-Straße, an die Öffentlichkeit übergeben.

In München erinnern Gedenktafeln und Stelen an die Opfer der NS-Diktatur

Lina Binswanger geb. Moos wurde am 11. Juli 1872 geboren. Sie heiratete den Fabrikanten Alfred Binswanger. Dass Paar lebten mit den beiden Töchtern in Regensburg. Nach dem Tod ihres Mannes im November 1933 zog Lina Binswanger nach München, wo eine ihrer Töchter wohnte. Als diese starb, kümmerte sie sich um ihre Enkelin Anneliese Treumann.

Anneliese Treumann wurde am 7. Februar 1923 in Regensburg geboren und lebte nach der Trennung ihrer Eltern seit 1934 mit ihrer Mutter in München. Nach dem Raub ihres Besitzes mussten Lina Binswanger und Anneliese Treumann ihre Wohnung in der Leopoldstraße 102 verlassen und in eine so genannte Judenwohnung ziehen. Ab dem 9. Juli 1941 hatte Anneliese Treumann Zwangsarbeit in der Flachsröste Lohhof zu verrichten. Sie wurde am 30. März 1942 in das Barackenlager für Juden in der Knorrstraße 148 verlegt und am 4. April 1942 nach Piaski in das von den Deutschen besetzte Polen deportiert. Ihre Todesumstände sind unbekannt; vermutlich fiel sie den grauenhaften Verhältnissen in den dortigen Zwangsarbeiterlagern zum Opfer oder wurde im Zuge der „Aktion Reinhardt“ ermordet.

Lina Binswanger wurde am 25. Juni 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 7. Mai 1943 aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen starb.

Eine Erinnerungsstele in der Leopoldstraße 102 wird nun an Lina Binswanger und Anneliese Treumann erinnern, die als Jüdinnen unter die rassistische Gesetzgebung der Nationalsozialisten fielen und verfolgt, ausgegrenzt, deportiert und schließlich ermordet wurden.

Artikel vom 02.07.2019
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