Otto-Ernst Holthaus bietet Führungen zur aktuellen Ausstellung an

Grünwald · Ein Kämpfer für die Demokratie

Der Zeitzeuge Otto-Ernst Holthaus bietet Führungen durch die Ausstellung "Die Kinder vom Lager Föhrenwald", die noch bis zum 10. April in Grünwald zu sehen ist, an. Foto: hw

Der Zeitzeuge Otto-Ernst Holthaus bietet Führungen durch die Ausstellung "Die Kinder vom Lager Föhrenwald", die noch bis zum 10. April in Grünwald zu sehen ist, an. Foto: hw

Grünwald · Der Grünwalder Otto-Ernst Holthaus, Jahrgang 1931, ist achtfacher Großvater und stolz darauf. Das verbindet ihn mit dem Mann auf seinem Lieblingsfoto der Ausstellung: "Die Kinder vom Lager Föhrenwald", die noch bis zum 10. April im Kunstforum Römerschanz in der Dr. Max-Straße 1 zu sehen ist.

Ein Großvater stellt an für sich noch keine Besonderheit dar, doch nicht so in diesem ganz besonderen Fall. Die Ausstellung erzählt nämlich über das Leben im Lager Föhrenwald (einem früheren Ortsteil der Gemeinde Wolfratshausen, Anm. d. Red.), das zwischen 1945 und 1957 vielen Tausenden Juden zur Heimat beziehungsweise zum Startplatz in ein neues Leben wurde. Hier befand sich das größte und am längsten bestehende Lager für jüdische DPs (Displaced Persons).

Heimatlos gewordene Juden warteten hier auf ihre Ausreise unter anderem nach Israel und Canada. Manche von ihnen blieben nur für wenige Tage im Lager Föhrenwald, andere leben dort Jahre, denn das Lager wurde erst 1957 aufgelöst.

Während es dort viele Kinder gab, waren alte Menschen eher die Ausnahme, viele von ihnen hatten die Strapazen in den Arbeitslagern oder in den KZs einfach nicht überstanden. Ein im Oktober eröffnetes Museum in Wolfratshausen-Waldram (früherer Ortsteil Föhrenwald) zeigt, wie das Leben damals in Föhrenwald verlief. Das Areal war 1956 vom Katholischen Siedlungswerk gekauft worden, um dort katholische Heimatvertriebene aus beispielsweise Böhmen, Mähren oder Schlesien ein neues Zuhause zu bieten. An diese Geschichte erinnert in Waldram heute nur noch das Badehaus, das von einer Bürgerinitiative vor sieben Jahren vor dem Abriss gerettet und dank vieler Unterstützer und jeder Menge ehrenamtlichen Engagements zum Museum umgebaut wurde.

Um die Arbeit des Museums über die Landkreisgrenzen von Bad Tölz hinaus bekannt zu machen, schickt der Förderverein des Museums nun die Wanderausstellung "Die Kinder vom Lager Föhrenwald" auf die Reise. Auf 30 Tafeln wird das Leben im Lager vor allem aus der Sicht der Kinder, die dort lebten, gezeigt. Otto-Ernst Holthaus war lange Jahre als Geschäftsmann in Wolfratshausen tätig und ist Mitglied im Förderverein des "Erinnerungsortes Badehaus Waldram".

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Als 14-jähriger Junge hat er gemeinsam mit Freunden kurz vor Kriegsende den Todesmarsch der KZ-Gefangenen gen Süden hautnah miterlebt. "Diese Begegnung mit diesen ausgezehrten Menschen, diese Unmenschlichkeit, hat mich bis heute geprägt. Nie wieder darf so eine Barbarei stattfinden, dafür engagiere ich mich", erklärt Holthaus. So gehört er zu den Mitstreitern, die sich unter anderem für das Aufstellen der Mahnmale zum Gedenken an die Opfer des Todesmarsches stark gemacht hat. Die Statue in Grünwald hat der erfolgreiche Geschäftsmann gestiftet. Aber nicht nur finanzieller Natur ist sein Engagement.

Er gehört zu den Fördermitgliedern des Badehaus-Musuems, besucht Schulen, um dort mit Kindern und Jugendlichen über seine Erlebnisse zu sprechen und hat acht Mal mit Jugendlichen Reisen nach Israel unternommen. Dafür wurde er unter anderem mit dem sechsarmigen Leuchter der Gedenkstätte Yad Vashem, der Holocaust-Gedenkstätte in Israel ausgezeichnet. Es geht ihm aber nicht um Ehre oder Preise, sondern vielmehr darum, die Jugend dafür zu gewinnen, sich für den Erhalt der Demokratie nachhaltig einzusetzen. Deshalb bietet er auch Führungen durch die Ausstellung in Grünwald nach vorheriger Terminabsprache unter Tel. 6493427 an.

Er hofft auf diesem Wege auch viele für ein Engagement für das Badehaus begeistern zu können. Das Museum in Waldram-Wolfratshausen befindet sich übrigens am Kolpingplatz 1 in 82519 Wolfratshausen ( www.erinnerungsort-badehaus.dewww.erinnerungsort-badehaus.de ), es ist immer freitags von 9 bis 16 Uhr und samstags und sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Samstags und sonntags wird eine öffentliche Führung angeboten. Eine Mitgliedschaft im Förderverein sei übrigens schon für 25 Euro zu haben, bemerkt Holthaus. Heike Woschée

Artikel vom 27.02.2019
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