Fast alles zur Feuerwehr

In einem Ramersdorfer Keller hat Andreas Abend sein Museum eingerichtet

Münchner Feuerwehrgeschichte zum Anfassen: Andreas Abend sitzt in seinem Museum auf einem Hydrantenwagen, den um 1910 die FFW Neuhausen nutzte. Foto: bs

Münchner Feuerwehrgeschichte zum Anfassen: Andreas Abend sitzt in seinem Museum auf einem Hydrantenwagen, den um 1910 die FFW Neuhausen nutzte. Foto: bs

Ramersdorf · Sammelleidenschaft kann man oft nicht rational erklären. So ist es auch bei dem Münchner Andreas Abend. Angefangen hat bei ihm alles im Alter von 14 oder 15 Jahren, als er ein Ärmelabzeichen der Freiwilligen Feuerwehr München erwarb.

Inzwischen besitzt er um die 1000 Exponate aus der Geschichte der Wehr von Urkunden und Abzeichen bis hin zu Uniformen, Spritzen und Löschkarren. Einen Teil davon zeigt Abend seit kurzem in einem kleinen, privat betriebenen Museum in Ramersdorf.

Von der lauten Rosenheimer Straße aus geht es in einen ruhigen Hinterhof, dann einige Stufen hinab in den Keller eines Wohnhauses. Hier hat sich der Sammler sein kleines Reich geschaffen, wie er sagt: Auf rund 55 Quadratmetern präsentiert Andreas Abend, der selbst Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr München ist, die Geschichte der Floriansjünger.

Bei einem Rundgang referiert Abend anschaulich über die Historie der Freiwilligen Feuerwehr. Von den Anfängen im Jahr 1866 – zuvor hatten die Münchner Bürger Brände mithilfe von Eimerketten gelöscht. Von der technischen Entwicklung der Wehr, der Situation im Ersten Weltkrieg, in dem so mancher Feuerkamerad als Soldat sein Leben verlor und auch von der "Stunde Null" und dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg.

In den drei Räumen stehen Gerätschaften wie alte Spritzen, Löschkarren und ein Hydrantenwagen. Ringsherum gruppieren sich Tischvitrinen mit Abzeichen, Urkunden, Festschriften und alten Fotos, dazu kommen Regale mit Zinnkrügen und anderen Erinnerungsstücken an die Feuerwehr. Insgesamt 23 Schaufensterpuppen hat Abend aufgestellt: Sie präsentieren Uniformen, Helme und Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr im Wandel der Zeit.

Auch die Nazi-Zeit wird nicht ausgespart

"Alle meine Figuren haben eine Aufgabe", erläutert Andreas Abend. Eine trägt eine Atemschutzmaske, eine andere hat eine Hakenkreuzbinde am Arm. Denn auch die Nazi-Herrschaft und den Zweiten Weltkrieg spart der Museumsgründer bei seiner Zeitreise durch die Historie der Münchner Feuerwehr nicht aus. Weil viele Mitglieder der Wehr im Krieg als Soldaten an die Front mussten, fuhren damals auch Frauen und Jugendliche auf den Feuerwehrautos mit.

Besonders wichtig ist es Abend, zu zeigen, dass sich die Freiwillige Feuerwehr damals wie heute aus normalen Münchner Bürgern rekrutiert. Der gebürtige Günzburger, der als Kind in die bayerische Landeshauptstadt kam, gehört seit 2004 der Freiwilligen Feuerwehr München an, "um den Bürgern zu helfen", wie er sagt.

Seine Faszination für die Feuerwehr hat aber schon viel früher begonnen. Sammler wurde der heute 53-Jährige als Jugendlicher. Zum ersten Ärmelabzeichen kamen nach und nach Jacken, Helme, Krüge und vieles mehr. Wichtig ist ein Bezug zur Freiwilligen Feuerwehr München. Zudem müssen die Sammlerstücke echt sein. Modellautos interessieren Andreas Abend zum Beispiel nicht.

"Es wäre schade, wenn die Dinge nur in Kisten verpackt herumstünden", meint Abend. Früher stellte er einige Sachen in seinem Jugendzimmer aus, später packte er sie wieder ein. "Vor drei Jahren wurde es dann so viel, dass ich es präsentieren wollte", sagt Abend, der in Neuhausen lebt.

Zunächst hatte das Museum seinen Platz in der Fasanerie, dann in der Arnulfstraße. Doch dort wurde es bald zu eng. In der Rosenheimer Straße fand Abend eine neue Heimat für seine Schätze. Hier verfügt er nun über die nahezu doppelte Ausstellungsfläche – und über eine Toilette für die Museumsbesucher.

"Ich würde mich gerne noch vergrößern", erzählt Andreas Abend, der im Hauptberuf Fahrzeug- und Gerätewart bei einer Hubarbeitsbühnenfirma ist. In München sei das aber vor allem eine Frage des Geldes. Miete für die Kellerräume und Versicherung bezahlt er alles aus eigener Tasche, Eintritt für sein Museum möchte er aber nicht verlangen.

Auch der Ankauf von Exponaten ist teuer. Als leidenschaftlicher Sammler sammelt Andreas Abend dennoch immer weiter. So durchforstet er Auktionsplattformen im Internet, wo er auch Suchfilter geschaltet hat. Auch auf Flohmärkten, Militariabörsen oder Antikmärkten ist er schon fündig geworden. Aus dem Fundus der Bavaria Filmstudios erwarb er originale Jacken und Mäntel. Eine Spritze hat er in Aschaffenburg erstanden, zerlegt, nach München transportiert und dort wieder zusammengebaut. Ein besonders wertvolles Stück oder Lieblingsexponat besitze er aber nicht, meint Abend: "Jedes Stück hat seine eigene Geschichte."

Wer die "Feuerwehrsammlung München" in der Rosenheimer Straße 220 besichtigen möchte, kann Andreas Abend unter Tel. 0178/3027941 oder per Mail an Andreas.Abend@gmx.de kontaktieren.

Benjamin Schuldt

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Artikel vom 02.02.2019
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