Erzbistum prüft Seligsprechung

Widerstandskämpfer Walter Klingenbeck war gläubiger Katholik

Aus Überzeugung wurde Walter Klingenbeck zum Widerstandskämpfer. Für diese Überzeugung ging er in den Tod. Er wurde nur 19 Jahre alt.	Foto: WikiCommons, CC BY-SA 3.0

Aus Überzeugung wurde Walter Klingenbeck zum Widerstandskämpfer. Für diese Überzeugung ging er in den Tod. Er wurde nur 19 Jahre alt. Foto: WikiCommons, CC BY-SA 3.0

München · Das Erzbistum München und Freising prüft eine mögliche Seligsprechung von Walter Klingenbeck, der am 5. August 1943 im Alter von 19 Jahren von den Nationalsozialisten in Stadelheim hingerichtet wurde.

Anlässlich des 75. Todestags des jungen Widerstandskämpfers feiert Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg einen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Ludwig in München-Maxvorstadt am Sonntag, 5. August, um 10 Uhr. Im Anschluss an den Gottesdienst wird Weihbischof Stolberg am ehemaligen Wohnhaus von Walter Klingenbeck, Amalienstraße 44, eine Gedenktafel segnen.

Geboren am 30. März 1924 in München, wuchs Walter Klingenbeck in einem katholischen Elternhaus auf und engagierte sich in der Jungschar seiner Pfarrei St. Ludwig in Schwabing, bis diese 1936 von den Nationalsozialisten aufgelöst und der Hitlerjugend einverleibt wurde. In dem jungen Klingenbeck wuchs früh eine grundlegende Ablehnung des Unrechtsregimes, das er in krassem Widerspruch zu seinem christlichen Glauben sah.

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Als er 1941 eine Lehre als Schaltmechaniker begann, traf Klingenbeck dort auf Gleichgesinnte, mit denen er – wie schon mit seinem Vater – von den Nationalsozialisten verbotene »Feindsender« hörte, ein eigenes Widerstandsradio und Flugblätteraktionen plante sowie das Victory-Zeichen der Alliierten als Parole gegen die Nazis an öffentlichen Plätzen anbrachte. Die Gruppe wurde denunziert, Klingenbeck und seine Freunde Anfang 1942 verhaftet.

Das Naziregime maß der katholischen Überzeugung der jungen Widerstandskämpfer große Bedeutung als Motivation bei, wie entsprechende Vermerke im Gerichtsurteil zeigen. In den Verhören und im Prozess nahm Klingenbeck die Verantwortung auf sich, sodass seine Freunde, ursprünglich zum Tod verurteilt, begnadigt wurden und Gefängnisstrafen abbüßten, während Klingenbeck im August 1943 in Stadelheim hingerichtet wurde.

Im Rahmen der nun beginnenden Voruntersuchung zu einer möglichen Seligsprechung befasst sich der zuständige Postulator mit dem Leben Walter Klingenbecks und seinem Ruf unter den Gläubigen, teilt das Erzbistum München und Freising mit.

Gutachter aus den Bereichen Theologie, Archiv- und Geschichtswissenschaften prüfen schriftliche Hinterlassenschaften aus dem Umfeld Klingenbecks. Nach Abschluss der Voruntersuchung kann ein Seligsprechungsverfahren eröffnet werden.

Zwei weitere Veranstaltungen erinnern im 75. Todesjahr an Walter Klingenbeck: Am Mittwoch, 26. September, ist die Gruppe »Die Grenzlandreiter« mit ihrem »Akustischen Denkmal an Walter Klingenbeck« zu hören, Treffpunkt um 17.45 Uhr an der Ecke Walter-Klingenbeck-Weg/Kaulbachstraße. Der Zeithistoriker Jürgen Zarusky hält am Dienstag, 11. Dezember, um 19.30 Uhr im Pfarrsaal St. Ludwig einen Vortrag mit dem Titel »Walter Klingenbeck. Ein Münchner Jugendwiderständler aus dem katholischen Milieu«.

Artikel vom 01.08.2018
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