Kleinod der Schreinerkunst

Kunstwerk des Monats im Bayerischen Nationalmuseum

Das Fuggerkabinett (hier ein Detail) von 1546 überlebte als Aktenlager.     Foto: ©Bayerisches Nationalmuseum München

Das Fuggerkabinett (hier ein Detail) von 1546 überlebte als Aktenlager. Foto: ©Bayerisches Nationalmuseum München

Lehel · Das »Kunstwerk des Monats« will den Blick auf interessante Ausstellungsstücke im Bayerischen Nationalmuseum lenken.

Im Mai steht das Fuggerkabinett – Kleinod der Renaissance-Schreinerkunst und humanistisches Studiolo, ausgestellt in Saal 27, im Fokus des Museums in der Prinzregentenstraße 3. Öffentliche Führungen zum Kunstwerk des Monats Mai finden mit Dr. Sybe Wartena am Sonntag, 6. Mai, 11 Uhr, und Donnerstag, 24. Mai, 18 Uhr, statt.

Das Fuggerkabinett zählt zu den Hauptwerken der deutschen Renaissance-Schreinerkunst. Stünde es südlich der Alpen, würde es Studiolo genannt. Ein solches dürfte der humanistisch gebildete Italienkenner Anton Fugger im Sinn gehabt haben, auch wenn die exakte Nutzung des intimen Kabinetts nicht überliefert ist.

Das Umland der Reichsstadt Donauwörth war über zwei Jahrhunderte ein Zankapfel zwischen Stadt, Kaiser und dem Herzog von Bayern. 1536 kaufte Anton Fugger, Chef des seinerzeit weltbedeutendsten Handelsunternehmens, das Territorium und wurde »Reichspfleger«. Den alten Amtssitz ließ er abreißen und bis 1546 durch einen Neubau ersetzen. Das außen noch eher spätmittelalterlich wirkende Gebäude erhielt innen kostbarste Schreinerarbeiten, darunter reiche Portale, nicht weniger als zehn unterschiedlich gegliederte Kassettendecken und einen Labyrinth-Fußboden aus farbigen Furnierhölzern.

Besonders spektakulär jedoch war das kleine Kabinett in Formen der Römischen Antike. Die Giebel über den Türen, die korinthischen Säulen und die kassettierte Decke verweisen auf berühmte Architekturtraktate der Renaissance. Der letzte Fugger in Donauwörth verkaufte 1723 die »Reichspflege« und das Pfleghaus an die Stadt. Das Kabinett überlebte im 19 Jahrhundert nur, weil es als Aktenlager genutzt wurde. Es kam, zusammen mit drei Decken und drei Portalen, 1864 ins Bayerische Nationalmuseum. Das Fuggerschloss ist heute Sitz des Landratsamtes Donauwörth.

Artikel vom 02.05.2018
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