Jubiläumsausstellung zeigt 100 Krippen aus 300 Jahren: Spezieller Kinder-Rundgang

Lust am Schauen wecken: 100 Jahre »Münchner Krippenfreund«

Blick in die Jubiläums-Ausstellung: Der Münchner Bildhauer Sebastian Osterrieder (1864 – 1932) gilt als Erneuerer der künstlerischen Weihnachtskrippe (oben). München in Trümmern zeigt die Papierkrippe von W. Gabler von 1945.	Fotos: Verein

Blick in die Jubiläums-Ausstellung: Der Münchner Bildhauer Sebastian Osterrieder (1864 – 1932) gilt als Erneuerer der künstlerischen Weihnachtskrippe (oben). München in Trümmern zeigt die Papierkrippe von W. Gabler von 1945. Fotos: Verein

Altstadt · Die Tradition der Weihnachtskrippe wird gegenwärtig überwiegend auf Christkindlmärkten, in Kirchen oder im Museum gepflegt – unterm heimischen Christbaum dagegen haben viele kein »Kripperl«, wie man auf Bairisch sagt, mehr aufgebaut.

Doch gerade heute sind die in einer Krippe dargestellten Themen »Flüchtling«, »Heimatlosigkeit«, »Hoffnung« wieder brandaktuell. Krippen haben nicht nur im Alpenraum, sondern auch in der Landeshauptstadt München eine lange Tradition. Bereits 1597 stellten die Jesuiten in der St. Michaelskirche erstmals eine Krippe auf und im Jahre 1757 fand zum ersten Mal ein eigenständiger Kripperlmarkt vom 1. Advent bis Heiligabend statt. Über 100 Krippen aus 300 Jahren zeigen die »Münchner Krippenfreunde e. V.« nun ab dieser Woche zum hundertjährigen Jubiläum ihrer Gründung. Geöffnet ist die Schau bis 26. Dezember, täglich (außer Heiligabend) von 10 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zur Eröffnung am 7. Dezember um 18 Uhr sind Gäste herzlich willkommen. In die Ausstellung gelangt man durch den Prunkhof des Neuen Rathauses, wo auch die Stadtkrippe als Teil des Christkindlmarktes steht.

Die älteste Krippe in der Ausstellung entstand um 1700, die neueste 2016. Möglich wurde diese Schau durch eine Vielzahl von Leihgaben aus Kirchen und Klöstern, aus dem Diözesanmuseum Freising und aus Privathäusern sowie durch Krippen des Vereins. Daneben gibt es einige Schwerpunkte wie die evangelische Krippe oder Weihnachten im Königshaus Bayern. Höhepunkt der Ausstellung ist die Alt-Münchner Krippe »Stiftung Schachinger«, eine Vereinskrippe mit über 200 Figuren von den bekanntesten Schnitzern aus zwei Jahrhunderten. Spannend ist die jeweilige Darstellung der Szene: Inszeniert werden Krippen mal heimatlich-bayerisch mit Bauern in Tracht, mal orientalisch mit Josef im Kaftan und Beduinen auf Kamelen. In jedem Fall will die Krippe die Lust am Schauen wecken. Kinderaugen sehen vieles anders und deshalb hat der Verein dieses Jahr erstmalig einen exemplarischen Rundgang für Kinder entwickelt, der auf der Vereins-Homepage heruntergeladen werden kann: unter www.muenchner-krippen freunde.de unter »100-jähriges-Jubiläum« und dann unter »Rundgänge«.

Für Kinder gibt es zudem in der Ausstellung die Möglichkeit, selbst mit Krippenfiguren eine Szene zu bauen oder sich am Beispiel ausgestellter Krippen Anregungen zu holen, wie man sich selbst aus Papier oder Knetmasse eine Krippe basteln kann. Von fast lebensgroßen Holzfiguren aus Polen bis zu winzigen, wenigen Millimeter kleinen Figuren ist alles möglich, wenn sich geschickte Hände mit dem Thema Krippe beschäftigen. Und Krippe ist ein Thema rund um den Erdball: Sogar aus Peru und aus Afrika werden Krippen gezeigt. Selbst in der Alt-Münchner Krippe »Stiftung Schachinger« treten ein Leopard und eine Horde Affen auf. Die »Münchner Krippenfreunde« wollen das Kulturgut der Krippe auch in der heutigen Gesellschaft lebendig halten. Diese Aufgabe verfolgen die Mitglieder seit ihrer Gründung 1917. Derzeit hat der Verein etwa 250 Mitglieder, davon engagieren sich rund 50 aktiv in Kursen und bei der Vorbereitung von Ausstellungen. Wie Annette Krauß, die die aktuelle Jubiläumsausstellung konzipierte. Die Schwabinger Kulturjournalistin, die zwei Jahreskrippen in katholischen Münchner Kirchen betreut, ist am Samstag, 16. Dezember, 15 bis 17 Uhr, im »Erzählcafé« der Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b, zu Gast. Dort spricht sie über ihren »Zweitberuf« Krippenbauerin und den »Krippenvirus«, der sie mit 49 Jahren erfasste. Der Eintritt kostet 5 Euro, mit München-Paß 2 Euro.

Artikel vom 07.12.2017
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