Gedankenfieber. Windgeflüster

Theater des hölzernen Gelächters erzählt aus dem Leben Alexandra David-Néels

Alexandra David-Néel und ihre junge Bedienstete Peyronnet begeben sich auf eine abenteuerliche Reise durch Tibet. Oder ist alles nur ein Traum?	Foto: VA

Alexandra David-Néel und ihre junge Bedienstete Peyronnet begeben sich auf eine abenteuerliche Reise durch Tibet. Oder ist alles nur ein Traum? Foto: VA

Schwabing · Das »Theater des hölzernen Gelächters« lädt wieder zu seinen Aufführungen im Amphitheater im Nordteil des Engliscehn Gartens ein. Vom 2. bis 8. September zeigen sie »Gedankenfieber. Windgeflüster oder die phantastischen Reisen der Alexandra David-Néel« von Sonja Graf. Der Eintritt ist jeweils frei.

Die Vorstellungen finden nur bei schönem Wetter statt. Weitere Vorstellungen gibt es am 9. und 10. September in der TamS-Garage, Haimhauserstraße 15. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Die Produktion wird vom Kulturreferat und den Bezirksausschüssen 1 (Altstadt-Lehel), 12 (Schwabing-Freimann) und 13 (Bogenhausen) unterstützt. Das Stück befasst sich mit der Asienforscherin und Reiseschriftstellerin Alexandra David-Néel, die 1969 im Alter von fast 101 Jahren starb. Kurz zuvor setzt das Stück an. Im Süden Frankreichs, in ihrem Refugium Samten Dzong, sieht die David-Néel ohne Zuversicht und schlecht gelaunt dem Trubel um ihren hundertsten Geburtstag entgegen. Zur Seite steht ihr – naiv und pragmatisch – Peyronnet, ihre helfende Hand und einfaches Mädchen aus einer rückgekehrten französisch-algerischen Auswandererfamilie, mit einer unerfüllten Leidenschaft für fremde Welten und unentdeckte Gebiete. Dementsprechend hat sie alle anderen Ambitionen aufgegeben, um ihrer neuen sagenumworbenen Brotgeberin zu Diensten stehen zu können, die mit zunehmendem Alter nach und nach den Boden der Realität unter den Füßen verliert. Doch aus dem Sumpf der gegenseitigen Abhängigkeiten und im Zuge der Vorbereitungen für das Fest der Jubilarin erheben in den asiatischen Gemächern von Samten Dzong die Geister der Vergangenheit ihre Häupter. Längst vergessen geglaubte Erinnerungen und unwahrscheinliche Halbwahrheiten, Nie-Gesehenes und Nie-Gehörtes steigen empor. Tibet und die verbotene Stadt Lhasa, der Ort der Götter – den David-Néel fast ein halbes Jahrhundert zuvor als erste Europäerin betreten hatte – erstrahlen in neuem Glanz.

In ihren Träumen wieder jung durchwandert sie mit ihrem Sekretär, Schneider, Koch und Dolmetscher Aphur Yongden die asiatischen Hochebenen in der Verkleidung pilgernder Bettler, trotzt dem Hunger, der Kälte und dem Schnee, streitet mit den tibetischen Bauern, zieht mit den mongolischen Nomaden, überwindet Abgründe und Dämonen, trifft aber auch auf wenige Auserwählte – in der Welt ihrer Erscheinungen… Alexandra David-Néel (1868 – 1969) zählte aufgrund ihrer spektakulären Reisen und ihrer Veröffentlichungen in Frankreich zu den bekanntesten Persönlichkeiten ihrer Epoche. Ihr Wagemut und ihre Offenheit für östliche Lebensvorstellungen trafen gerade in den 1960ern den Nerv der Zeit. »Gedankenfieber. Windgeflüster« greift die Erinnerungen der forschenden Abenteurerin frei und punktuell auf, lässt deren historische Persönlichkeit jedoch hinter sich und erfindet sie literarisch neu. In dieser selbstständigen Charakterzeichnung wurzelt auch die absurde Komik des Textes, der seine eigene Poesie verfolgt, in der die Ebenen der Zeit, des Traumes und der Wirklichkeit einander überlagern.

Artikel vom 31.08.2017
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