Der iranische Film

Altstadt · Werke von Saless im Filmmuseum

Der Film »In der Fremde« dreht sich um Einsamkeit in Deutschland. 	Foto: V.A.

Der Film »In der Fremde« dreht sich um Einsamkeit in Deutschland. Foto: V.A.

Altstadt · Vom 16. Dezember bis zum 22. Februar 2017 präsentiert das Filmmuseum am St.-Jakobs-Platz 1 eine Retrospektive des iranischen Filmemachers Sohrab Shahid Saless.

An sechzehn Abenden werden Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt, die der 1944 in Teheran geborene und 1998 in Washington D.C. verstorbene Künstler zwischen 1972 im Iran und 1992 in Deutschland gedreht hat. Seine Filme sind häufig Betrachtungen über scheinbar einfache, alltägliche Ereignisse, die durch ruhige, genaue Bilder ins Beispielhafte gehoben werden.

Sohrab Shahid Saless studierte in den 1960er Jahren in Wien und Paris, drehte anschließend in seiner Heimat eine Reihe von Kurzfilmen und zwei Langfilme, wanderte 1975 nach Westdeutschland aus, wo dreizehn weitere Regiearbeiten entstanden, und verbrachte schließlich seine letzten Lebensjahre in den USA. Im Iran geriet er schnell in Konflikt mit der Zensur, die deutschen Filme entstanden im Zuge ständiger, oft polemisch ausgetragener Auseinandersetzungen mit Filmförderung und Fernsehredakteuren. Saless hat ein ungewöhnliches Werk hinterlassen, mit klaustrophobischen Momentaufnahmen meist von den Rändern der Gesellschaft, die es jedoch auszuhalten lohnt.

Die Produktion »In der Fremde« (1975) erzählt beispielsweise die Geschichte von Husseyin, einem Arbeiter in West-Berlin, der zusammen mit türkischen Kollegen sein Elend und seine Einsamkeit in einer kahlen Kreuzberger Wohnung teilt. »Ordnung« von 1980 dreht sich um einen arbeitslosen Ingenieur, der durch eine verständnislose und stupide Umwelt immer tiefer in völlige Apathie getrieben wird.

1981 erhielt Saless für »Grabbes letzter Sommer« über den Dichter Christian Dietrich Grabbe den Adolf-Grimme-Preis in Gold. Seinem Lieblingsautor widmete er mit »Anton P. Cechov – ein Leben« (1981) einen Dokumentarfilm. Der Spielfilm »Der Weidenbaum« (1984) entstand nach der Erzählung von Anton Cechov – ein Mitarbeiter der Produktion, Bert Schmidt, ist bei der Vorführung am 24. Januar um 21 Uhr zu Gast. Aber auch Persönlichkeiten der deutschen Kultur porträtierte Saless: 1979 drehte er ein Interview mit der Filmkritikerin Lotte H. Eisner, die als Berliner Jüdin nach Paris geflohen ist.

Weitere Informationen zum Programm unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film und im Programmheft des Filmmuseums.

Reservierungen sind unter Tel. 089/ 233 96450 möglich.

Der Eintritt kostet 4 Euro.

Artikel vom 14.12.2016
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