Die Gesellschaft zur Erhaltung der Münchner Architektur wehrt sich vehement

München kein »Manhattan«!

Zentrum · Renommierte Architekten, Verbandsfunktionäre und Vertreter von Bürgerinitiativen schlagen Alarm, denn: Das historisch gewachsene Münchner Stadtbild ist gefährdet durch neue, kaum an die Umgebung angepasste Bauvorhaben, so finden sie.

Deshalb hat sich vor einigen Wochen eine Gesellschaft gegründet, die für die Erhaltung und Förderung der Münchner Architektur kämpfen will. Unterstützt wird die Gesellschaft von den Freien Wählern München. »Noch nie hat es in Deutschland eine vergleichbare Initiative gegeben«, betont Gründungsmitglied Anita Noeske, zugleich Vorsitzende der Bürgerinitiative »Rettet den Marstallplatz«.

»Wir wollen aktiv eingreifen in den Planungsprozess. Wir wollen Vermittler sein zwischen den Interessen der Bürger und der Stadt, die die Planungshoheit besitzt.« Vor allem in Sachen Marstallplatz will die Gesellschaft den Bauträgern und dem Stadtplanungsausschuss in Zukunft genau auf die Finger schauen. Aufgrund ihrer Beschwerden ist der Bebauungsplan für den Marstallplatz nun wieder in Frage gestellt. Die Gesellschaft konnte nämlich nachweisen, dass bei der Planung wichtige Bürgereinwände nicht beachtet wurden.

Ein prominentes Mitglied der Gesellschaft, der Architekt Freiherr Alexander von Branca (u.a. Erbauer der Neuen Pinakothek) betrachtet die Pläne der Berliner Architekten Gewers und Kühn generell als »geistig und architektonisch behindert«. Sie nähmen keine Rücksicht auf die städtebauliche Umgebung des Marstallplatzes und zielten nur auf eine möglichst große Nutzfläche ab. »Außerdem sind im Bauplan 4000 m2 Geschossfläche zu viel ausgewiesen«, erklärt Anita Noeske.

– Ein weiterer Punkt, an dem die Gesellschaft einhaken will, denn damit ist gegen die Wettbewerbsvorschriften verstoßen worden. »Es reicht ohnehin nicht, Architekten-Wettbewerbe durchzuführen, die immer nur von Rendite-Überlegungen der Bauträger dominiert sind«, fügt Gesellschaftsmitglied Dr. Karl Hoffmann vom Bund Naturschutz München hinzu. »Und danach, wenn alles schon entschieden ist, werden dann pro forma noch die Bürger befragt.« Daher Hofmanns Forderung: Umweltverbände und Bürgervertretungen sollten künftig ins Wettbewerbsverfahren eingeschaltet werden.

Die Aktivitäten der Gesellschaft beschränken sich aber durchaus nicht nur auf den Marstallplatz. Auch dem Projekt »Langenscheidt-Hochhaus« und der geplanten Aufstockung des Hotels Vier Jahreszeiten in der Maximilianstraße hat man den Kampf angesagt. Die Gesellschaft ist zwar nicht generell gegen Hochhäuser, aber sie sollten sich nach Lage, Höhe und Gestaltung einigermaßen harmonisch ins Stadtbild einfügen. »München soll kein Isar-Manhattan werden!«, so die einhellige Meinung der Mitglieder. (rme)

Artikel vom 29.11.2001
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