Kontroverse Diskussionen

Bei der Bogenhauser Bürgerversammlung standen Umweltthemen im Fokus

Rund 500 Bogenhauser kamen zur Bürgerversammlung in die Turnhalle des WHG. Durch den Abend führte SPD-Stadträtin Birgit Volk.	Foto: ahi

Rund 500 Bogenhauser kamen zur Bürgerversammlung in die Turnhalle des WHG. Durch den Abend führte SPD-Stadträtin Birgit Volk. Foto: ahi

Bogenhausen · Dass der Veranstaltungsort gleichzeitig auch den Diskussionsschwerpunkt einer Bürgerversammlung darstellt, war so von Seiten der Stadtverwaltung sicherlich nicht geplant, aber vielleicht befürchtet.

Am vergangenen Donnerstag kamen rund 500 Bogenhauser – und den meisten brannte ein zentrales Thema unter den Nägeln: der geplante Standort des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG). In der vor einigen Jahren sanierten Turnhalle des Gymnasiums am Arabellapark fand die Bürgerversammlung in diesem Jahr erstmals statt.

Die moderne Optik und der relativ neue Anbau des WHG täuschen über den allgemein sehr maroden Zustand der Anfang der 1970er Jahre erbauten Schule hinweg. Eigentlich für 900 Gymnasiasten konzipiert, werden mittlerweile rund 1300 Schüler dort unterrichtet. Tendenz steigend – so Schulleiter Wolfgang Hansjakob. Daher von ihm ein klarer Appell und Antrag an die Stadtverwaltung: Das WHG muss so schnell als möglich am neuen Standort am Salzsenderweg gebaut werden.

Mehrere Anträge forderten allerdings genau das Gegenteil: Sie halten den Standort für verkehrsungünstig und vor allem umweltunverträglich. Der Klimapark von der Fideliostraße über den Salzsenderweg würde durch den Bau des Gymnasiums massiv geschädigt oder sogar zerstört, war zu hören. Auch das Argument der Stadt München, dass durch den Schulbau nur rund 20.000 des rund 120.000 Quadratmeter großen Areals verbraucht würden, lassen die Gegner des Schulstandorts nicht gelten. Sie fürchten sich vor Verkehr, Lärm und der Zerstörung des Parks. Manche sprechen sich für den Verbleib des Gymnasiums am Arabellapark aus. Doch dies ist laut Stadtverwaltung nicht möglich. Eine rund dreijährige Auslagerung des gesamten Schulbetriebs in Container, die auf dem Sportplatz aufgestellt werden könnte, wäre finanziell unsinnig – und auch der Platz ist zu begrenzt.

Auch der Bezirksausschuss Bogenhausen (BA 13), vertreten durch seine Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser, konnte nur bedingt vermitteln. Schließlich hatte sich der BA 13 letztendlich für den Bau des Gymnasiums am Salzsenderweg ausgesprochen, »auch wenn uns der Bau östlich der S8 lieber gewesen wäre«, betonte die BA-Chefin. Pilz-Strasser fand auch kritische Worte in Richtung der Stadtverwaltung, die es über Jahre hinweg versäumt hätte, das WHG zu sanieren und einen geeigneten Neubaustandort zu suchen. So sei der Standort am Salzsenderweg eine Notlösung. Eines machte Pilz-Strasser unmissverständlich klar: Fideliostraße und Salzsenderweg werden nicht zur Durchfahrtsstraße.

Nordosten: Grün statt Grau?

Die Stadtentwicklung im Münchner Nordosten war das zweite zentrale Thema. Auch hier haben die Bürger Bedenken hinsichtlich der ökologischen Verträglichkeit der Maßnahme. Ein Antrag formuliert es plakativ und fordert »Grün statt Grau«. Man müsse bei der gesamten Entwicklung des Areals und der Untertunnelung der S8 das hohe Grundwasser in Johanneskirchen beachten. Die Anwohner befürchten durch die massive Bebauung eine Erhöhung des Grundwasserspiegels – und damit feuchte Keller in den teils relativ alten Bestandsbauten. Bedenken äußern die Bewohner auch bezüglich der zu erwartenden Verkehrsbelastung. »Schließlich kommt der Verkehr jetzt schon häufig genug völlig zum Erliegen«, ist in vielen Anträgen zu hören. Abhilfe könnte ein zügiger Ausbau des Föhringer Rings schaffen, der von vielen Bürgern gefordert wurde. Eine Temporeduzierung fordern die Bürger indes auf der Oberföhringer- und Vollmannstraße: Tempo 30 würde hier das Miteinander aller Verkehrsteilnehmer deutlich verbessern und auch sicherer machen.

An einigen Trambahnhaltestellen ist laut Aussagen der Bogenhauser Nachbesserungsbedarf. So seien am Effner- wie am Herkomerplatz die Ampelschaltungen derart schlecht, dass Fußgänger zum Erreichen einer einfahrenden Trambahn beinahe gezwungen seien, das Rotlicht zu missachten. Hier müsse von Seiten der Stadt und der MVG dringend nachgebessert werden. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren gab es in der aktuellen Bürgerversammlung jedoch keine Beschwerden zur Trambahn per se.

Ein »Nein« zum Mobilfunkmasten

Ein leidenschaftliches Plädoyer, unterfüttert mit wissenschaftlichen Untersuchungen trug eine Anwohnerin aus Denning vor, die sich klar gegen den Bau eines weiteren Mobilfunkmasten an der Posener Straße 12 aussprach. 360 Unterschriften aus der unmittelbaren Nachbarschaft hat sie bereits gesammelt, um eine Verlegung des geplanten Mobilfunkmasten außerhalb des Wohngebiets zu erreichen. Aktuell würde das nächste Haus nur 30 Meter vom geplanten Mobilfunkmast entfernt liegen. Eine Kinderkrippe ist nur rund 200 Meter weiter. Die Netzabdeckung sei aktuell bestens, es stünden schon mehrere Masten in der unmittelbaren Umgebung – rein finanzielle Aspekte dürften den Bau eines möglicherweise gesundheitsgefährdenden Masten nicht rechtfertigen.

Vertreter der Flüchtlingsbetreuung Bogenhausen stellten zwei Anträge. Ein engagierter Bogenhauser forderte die Landeshauptstadt München auf, einen Fond zu gründen für die Kosten, die den Flüchtlingen durch Prüfungsgebühren und Übersetzungen ihrer notwendigen Dokumente entstehen. Die Kosten von bis zu 600 Euro für notwenige Dokumente und Kurse zur raschen Integration würden aktuell teils von freiwilligen Helfer getragen. Eine Situation, die so auf Dauer nicht tragbar sei.

Für den Erhalt der Leichtbauhalle an der Kronstadter Straße sprach sich ein weiterer Antrag der Flüchtlingsbetreuung Bogenhausen aus. Zwar würden die meisten jungen, männlichen Flüchtlinge Zug um Zug in feste Unterkünfte in der unmittelbaren Nachbarschaft umziehen. Sie bräuchten jedoch gerade in der kalten Jahreszeit dringend eine Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen. Hierfür sei die Leichtbauhalle ideal geeignet.

Ein interessierter Stadtbezirk

Die rege Beteiligung an der Bürgerversammlung mit ihren rund 500 Teilnehmern und 39 Anträgen spricht dafür, dass Bogenhausen mit seinen etwa 80.000 Einwohnern ein an Politik interessierter Stadtbezirk ist, der jedoch gerade mit der zunehmenden Urbanisierung seine berechtigten Probleme hat. Andrea Hinze

Artikel vom 01.11.2016
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