Welcher Entwurf macht’s?

Orientierungsstelen: Münchner entscheiden über Design

Auch wenn Josef Schmid hier wohlwollend am schwarzen Entwurf lehnt: Eine Aussage über seine Wahl sei das nicht, betonte er.	Fotos: cr

Auch wenn Josef Schmid hier wohlwollend am schwarzen Entwurf lehnt: Eine Aussage über seine Wahl sei das nicht, betonte er. Fotos: cr

München · Die Münchner Innenstadt bekommt ein neues Fußgänger-Orientierungssystem und die Münchner dürfen entscheiden, wie es aussehen soll. Am Dienstag wurden unweit des Karl-Valentin-Brunnens am Viktualienmarkt zwei Stelen präsentiert, die als letzte verbliebene im Wettbewerb eine Chance auf Realisierung haben.

Münchens Wirtschaftsreferent Josef Schmid stellte beide Entwürfe der Öffentlichkeit vor und blockte schon im Vorfeld jeden Kommentar ab, der die Münchner in ihrer Entscheidungsfindung beeinflussen könnte. Ganz offiziell findet der zweite Bürgermeister die Entwürfe also gleich stark.

Hinsichtlich der Inhalte sind die Entwürfe identisch. Die wurden nämlich von der Stadt München vorgegeben. So enthält jede Stele einen Umgebungsplan mit Wegweisern, Straßenverzeichnissen und Hinweisen auf Sehenswürdigkeiten. Ergänzend wird jede Orientierungsstele zukünftig frei verfügbares und leistungsstarkes WLAN im Umkreis von 50 Metern bieten. Darüber hinaus sind benutzerdefinierte Informationen für Menschen mit Behinderung geplant, zum Beispiel über »iBeacons«, eine Funktechnologie, mit der Benutzer mit Tablet oder Smartphone standortbezogene Informationen abrufen können. Das leisten die beiden Wettbewerbsstelen noch nicht, denn diese Funktionen sind für das Design nicht entscheidend. Die beiden Entwürfe stehen noch bis 19. April am Viktualienmarkt.

Dort kann jeder die Stelen begutachten und entscheiden, was besser ankommt. Auch einzelne Verbesserungsvorschläge können noch in die Entwürfe integriert werden. Um ein verlässliches Meinungsbild der Münchner und der Stadtbesucher zu erhalten, hat die Stadt einen neutralen Dienstleister beauftragt, der die Passanten nach ihren Eindrücken befragt.

Nach der Bürgerbeteiligung geht es weiter im Fahrplan. Das Votum einer Jury stellt die Weichen für eine Vorlage zur Beschlussfassung, die wiederum nach der Sommerpause im Münchner Stadtrat verhandelt wird. Ende 2017 sollen die Stelen dann in der Innenstadt verteilt aufgestellt und voll einsatzbereit sein. 15 bis 20 Infosäulen sind geplant. Bis zum jetzigen Zeitpunkt habe die Stadt 50.000 Euro in den Wettbewerb gesteckt, erklärt Else Gebauer vom Tourismusamt München. Weitere Zahlen wollte sie nicht nennen, da die Umsetzung der jeweiligen Entwürfe unterschiedlich teuer sei und der finanzielle Aspekt nicht zur Entscheidungsfindung herangezogen werden solle.

»Mit welchem Entwurf kommen die Nutzer besser zurecht? Welcher passt besser in die Innenstadt?« Diese Fragen sollen sich die an der Umsetzung der Stelen Interessierten in diesen Tagen stellen, meinte Schmid bei der Präsentation und fügte hinzu: »Die Meinung der zukünftigen Nutzer ist uns das Allerwichtigste« – und meinte damit wohl weniger die Münchner, die sich in ihrer Innenstadt normalerweise gut auskennen, sondern vielmehr die Besucher der Stadt aus dem In- und Ausland.

Der Einsatz der digitalen Technik ist nach Meinung von Else Gebauer ein entscheidender Punkt in der Nutzerfreundlichkeit des Systems. »Hochattraktiv« nennt sie die Möglichkeiten. Daher habe ein Orientierungssystem bislang auch wenig Sinn ergeben, weil einfach der umfassende Mehrwert nicht gegeben war. Dennoch ist das Thema selbst nicht neu. »Die ersten Anträge sind uralt«, meinte Schmid amüsiert und betonte das Gegenteil für die erarbeitete Konzeption: »Damit sind wir auf der Höhe der Zeit.«

Bisher verfügte München nicht über ein Fußgänger-Orientierungssystem – auch weil die Stadt ein modernes und umfassendes Konzept realisieren wollte. Das liegt nun vor. Von Carsten Clever-Rott

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Artikel vom 08.04.2016
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