Eine Geschichte

Lehel · Zeitgenössische Kunst aus dem Centre Pompidou

»La Femme américaine libérée des années 70« von Samuel Fosso. Foto: Centre Pompidou/Philippe Migeat

»La Femme américaine libérée des années 70« von Samuel Fosso. Foto: Centre Pompidou/Philippe Migeat

Lehel · Vom 25. März bis 4. September wird im Haus der Kunst in der Prinzregentenstraße 1 die Sammlung »Eine Geschichte: Zeitgenössische Kunst aus dem Centre Pompidou« präsentiert. Mit rund 160 Arbeiten von über 100 Künstlern bietet die Sammlung einen Überblick über künstlerische Positionen in Malerei, Skulptur, Installation, Video, Fotografie und Performance seit den 1980er-Jahren.

Die Sammlung zeitgenössischer Kunst des Centre Pompidou wurde außerhalb von Frankreich selten so umfangreich präsentiert. Die Entstehungszeit der ausgewählten Werke reicht von den 1980er-Jahren bis zur Gegenwart. Somit rührt die Präsentation an zwei Fragen: Welche Faktoren sind dafür maßgeblich, dass Kunstgeschichte auf eine ganz bestimmte Weise geschrieben wird? Und was bedeutet ein sich ständig wandelndes Verständnis von »zeitgenössisch« für öffentliche Museen mit eigener Sammlung?

160 Arbeiten von über 100 Künstlern

Die Konzentration auf europäisch-amerikanische Domänen, die für Museen mit eigener Sammlung beim Ankauf von Werken lange charakteristisch war, erhalten sie heute kaum aufrecht, und streben auch nicht mehr danach. Zu sehr ist für das Bild, das zeitgenössische Kunst heute bietet, die Globalisierung wesentlich mitbestimmend. Entsprechend definiert Kuratorin Christine Macel ihr Vorhaben als »eine Geschichte« der zeitgenössischen Kunst - unter mehreren möglichen. Mit dem Prozess der Globalisierung – hier verstanden als Konsolidierung ökonomischer, technologischer und finanzieller Systeme –, hat sich das Verständnis von Identität gewandelt. Etwa seit der ersten global angelegten Biennale in Havanna 1986 strengen sich die Ausstellungsmacher und jedes größere Museum in Europa oder Nordamerika an, Kunst aus entlegenen Regionen zu zeigen. Insgesamt ist ein auf Herkunft und Heimat fußendes, statisches Verständnis von Identität mehrheitlich einem transnationalen und veränderlichen gewichen. Für das Centre Pompidou markierte die dort ausgerichtete Ausstellung »Les Magiciens de la Terre« den Wendepunkt. Mit dieser Schau aus dem Jahr 1989 wollte Kurator Jean-Hubert Martin dem Problem der »einhundert Prozent Ausstellungen, die achtzig Prozent der Welt ignorieren« begegnen. Die Hälfte der beteiligen Künstler stammte aus nicht-westlichen Ländern. Zudem waren die Künstler ohne Ausnahme noch aktiv, die Ausstellung somit vollkommen zeitgenössisch.

Ein Wendepunkt inder Ankaufpolitik

Seitdem hat das Centre Pompidou seine Ankaufpolitik allmählich verändert und seine Aufmerksamkeit verstärkt auf Osteuropa, China, Libanon, den Mittleren Osten, Indien, südliches Afrika, Mexiko und Brasilien gerichtet. Mittlerweile hat sich das Verständnis von Herkunft weiter gewandelt, und damit einhergehend auch die Definition von »ortspezifisch«. Die Ausstellung ist in sieben Kapitel gegliedert, und wird kuratiert von Christine Macel (Centre Pompidou, Paris) und Julienne Lorz (Haus der Kunst, München). Die Eröffnung mit Künstlergespräch findet am Donnerstag, 24. März um 19 Uhr statt.

Artikel vom 16.03.2016
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