Wachsam bleiben

Beauftragte gegen Rechtsextremismus plädieren für mehr Miteinander

Sascha Freitag ist der Beauftragte gegen Rechtsextremismus für den Stadtbezirk Berg am Laim zuständig.	Foto: Julia Stark

Sascha Freitag ist der Beauftragte gegen Rechtsextremismus für den Stadtbezirk Berg am Laim zuständig. Foto: Julia Stark

Berg am Laim-Ramersdorf-Perlach · Sascha Freitag hat für Berg am Laim kürzlich erneut das Amt des Beauftragten gegen Rechtsextremismus übernommen.

»Ich befürchte, dass rechte Bewegungen in Zukunft mehr in die Öffentlichkeit gehen werden«, warnt der parteilose Politiker, der bis Ende Oktober dem Bezirksausschuss Berg am Laim (BA 14) angehörte. Auch Markus Guinand (SPD), der die Position beim Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach (BA 16) inne hat, erklärt: »Für uns gibt es viel zu tun.«

Auf seiner jüngsten Sitzung hat das Berg am Laimer Stadtteilparlament seinen bisherigen Beauftragten gegen Rechtsextremismus wiedergewählt. Das besondere daran: Sascha Freitag, der die Funktion seit 2014 ausübt, ist in dem Gremium gar nicht mehr vertreten. Formal sei es jedoch nicht nötig, dass der Beauftragte aus den Reihen des BAs stamme, sagt BA-Chef Robert Kulzer (SPD): »Sascha Freitag ist gut eingearbeitet, und ich bin froh, dass er sich wieder für das Amt zur Verfügung stellt.«

Aus beruflichen Gründen hat Freitag seine ehrenamtliche Tätigkeit als Stadtteilpolitiker zwar aufgegeben. Gegen rechtsextreme Tendenzen im Viertel werde er sich aber weiterhin in seiner bisherigen Position als Beauftragter des BAs einsetzen, betont er: »Das Thema ist so wichtig, dass ich mir dafür einfach Zeit nehme.«

Zwar gebe es in Berg am Laim kein Zentrum als Treffpunkt für rechte Gruppierungen, räumt Freitag ein. Jedoch seien immer wieder Schmierereien mit rechtsextremen Inhalten an Gebäuden im Viertel zu beobachten. Hierzu stehe er in Kontakt mit der Polizei, die nun prüfe, ob es sich bei den Verursachern um Gruppen handle.

Wachsam sein müsse man auch im Hinblick auf die Flüchtlingsunterkünfte im Stadtteil. Bislang sei zwar »noch nichts passiert«, sagt Freitag. Jedoch sei auch schon bei vagen Äußerungen Vorsicht geboten. »Wenn jemand sagt, ›ich habe zwar nichts gegen Flüchtlinge, aber…‹, werde ich sofort hellhörig«, erklärt Freitag. Was auf öffentlichen Veranstaltungen wie BA-Sitzungen oft vorsichtig formuliert werde, werde auf dem Stammtisch nämlich häufig ganz anders zum Ausdruck gebracht.

Er rechne jedoch damit, dass die Zurückhaltung in Bezug auf feindselige Äußerungen gegen Flüchtlinge in Zukunft mehr und mehr fallen werde: »Bei verbaler Diskriminierung gegen wen auch immer greife ich sofort ein.«

Auch Guinand mahnt, in diesen Fällen sei »hartes Durchgreifen« nötig. Bei rechten Parolen auf Bürgerversammlungen oder BA-Sitzungen müsse man »sofort vom Hausrecht Gebrauch machen« und den betreffenden des Saals verwiesen. Schwieriger sei die Situation dagegen bei öffentlichen Auftritten rechter Gruppierungen, wie sie zum Beispiel gelegentlich vor der U-Bahn Station Neuperlach Zentrum stattfänden. Diese könne die Stadt aufgrund des Versammlungsrechts nicht verbieten: »Hier hilft nur eine breite Gegendemonstration.«

Stolz sei er in diesem Zusammenhang vor allem auch auf die zahlreichen Anwohner seines Viertels mit Migrationshintergrund. »Wenn die Rechten bei solchen Veranstaltungen ihre Religion durch den Schmutz ziehen, reagieren sie stets mit angemessenem Protest, aber ohne, dass die Situation eskaliert«, lobt Guinand.

Positives aus seinem Stadtteil zu berichten hat auch Freitag. Organisationen wie der Verein »Aktiv für interkulturellen Austausch e.V.« (AKA) oder die Initiative »Miteinander Leben in Berg am Laim« unterstützen dort seit Jahren Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund. »Es gibt viele Leute, die aus Mitgefühl helfen«, erklärt er. Allerdings geschehe dies oft im Stillen: »Das ehrenamtliche Engagement erregt weniger Aufsehen als zum Beispiel rechtsradikale Schmierereien an Hauswänden.«

Übrigens ist auch Freitag in der Flüchtlingshilfe aktiv. Gemeinsam mit Freunden hat der Berg am Laimer vor Kurzem die Organisation »Intereuropean Human Aid Association« (IHA) gegründet, die sich mit der Situation von Flüchtlingen an den EU-Außengrenzen befasst. Weitere Infos gibt es unter www.iha.help Julia Stark

Artikel vom 09.12.2015
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