Rechenschaftsbericht des BA-Chefs

Giesing/Harlaching · Clemens Baumgärtner umriss die wichtigsten Themen aus dem Stadtteil

Engagierter Parforceritt durch die Stadtviertelpolitik Untergiesing-Harlachings: BA-Chef Clemens Baumgärtner beim eigenen Themen-Vortrag während der Bürgerversammlung 2015. 	Foto: HH

Engagierter Parforceritt durch die Stadtviertelpolitik Untergiesing-Harlachings: BA-Chef Clemens Baumgärtner beim eigenen Themen-Vortrag während der Bürgerversammlung 2015. Foto: HH

Giesing/Harlaching · Bevor bei der gut besuchten Bürgerversammlung für den Stadtteil Untergiesing-Harlaching am Donnerstag vergangener Woche die Bürger selbst sehr ausführlich zu Wort kamen und der örtliche Polizeichef Michael Dibowski die Sicherheits- und Verkehrslage im 18. Stadtbezirk erörterte (siehe eigene Berichte zu beiden Themenkomplexen) vollführte BA-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) einen fast schon Hochgeschwindigkeitsparforceritt durch die aktuelle Stadtviertelpolitik in nur wenigen Minuten.

Doch er sprach in der Kürze der Zeit dennoch wichtige Themen. Hier ein kurzer Anriss. »Wir haben bei der Gentrifizierung leider als Stadtteil nur wenig Einfluss«, ordnete Baumgärtner die eigenen Möglichkeiten des BA beim steten Wandel zu Luxussanierung und einer in der Folge der Wohnraumteuerung neu zusammengesetzten Anwohnerklientel realistisch ein.

Das Werkzeug der Erhaltungssatzung greife noch zu wenig. »Wir müssen unser wachsames Auge besonders auf Untergiesing richten, wenn wir dort in Zukunft die Chance haben wollen, eine Bevölkerungsstruktur annähernd zu wahren, die sich dort über Jahrzehnte herausgebildet hat«, mahnte der Viertel-Bürgermeister. »Wir müssen wenigstens dort mitlenken, wo dies möglich ist«, gab er sich zumindest im eigenen Ansatz kämpferisch. Die Entwicklung allerdings werde weitergehen, folgte die negative Einschätzung auf dem Fuße. Pessimistische Mimik und ebensolche Inhalte präsentierte Baumgärtner auch beim Blick auf die immer rasantere Gegenströmung für den Erhalt der Gartenstädte. »Hier ist derzeit eine gegenläufige Entwicklung zur Gartenstadt-Idee – Durch übergroße Baukörper ändern sich die Strukturen zusehends« – nicht zum Vorteil, wie der Christsoziale betonte. Immerhin habe der BA mit entschiedenen Protesten und sachlicher Arbeit bei einigen Bauvorhaben »das ein oder andere zusätzliche Stockwerk verhindern können«.

Die Bürger forderte auf, weiter mitzumachen bei diesem schwierigen Erhaltungs-Kampf. Mit Blick auf die Problematik immer umfangreicherer Verkehrsströme rund um den Tierpark Hellabrunn warb Baumgärtner erneut für seinen favorisierten Gedanken an ein Parkhaus im Umgriff Siebenbrunns – den auch die Leitung des Tierparks sowie ganz offensichtlich auch die Stadt favorisieren. »Natürlich polarisiert der Fakt, dass sich die Planung inmitten eines Landschaftschutzgebietes befindet«. Aber angesichts der verkehrlichen Entwicklung könne man dem Ansturm trotz gut gemeinter ÖPNV-Kombiticketpolitik nicht mehr Herr werden. An manchen Tagen komme man dort »nicht vor und nicht zurück«, argumentierte der BA-Chef. Es müssten hier tragfähige Lösungen her. Ebenso wohl am Candidplatz. Den Charakter die Bedeutung eines Filetgrundstücks umriss Baumgärtner. »Eine der letzten großen Freiflächen«, die einer zukunftsträchtigen Überplanung bedürfe. Die Planspiele, hier ein Schulzentrum (im Gespräch war besonders eine Realschule) ebenso zu etablieren wie Nahversorgungszentrum müssten vorangetrieben werden.

Erneut aufgewertet wird dieses Bestreben 2016. Dann soll die jahrelang vor Ort in Containerbauweise beheimatete Kindertagesstätte endgültig auf ein anderes Stadtteilgrundstück verlagert werden. Bei der Untertunnelung des Mittleren Rings auf eigenem Gebiet stellt sich Baumgärtner im Kontext mit seinen BA-Kollegen auf einen »Kampf um Pirorisierung« gegenüber konkurrierenden und jetzt offenbar favorisierten Planungen entlang der Landshuter Allee ein (wir berichteten). Dabei ist Baumgärtner Realiist. »Eine große Variante« von der Isar weg mit Lärmschutz für die neu geplanten Osram-Areale werde »nicht weiter verfolgt«. Eine zweite Variante vom Candidplatz ausgehend über die Tegernseer Landstraße bis zur McGraw-Kaserne werde »es wohl werden«. In welchen Zeithorizonten man im Stadtteil denkt, ließ Baumgärtner offen. Im Bereich der Nahversorgung sei es vor allem um Harlaching »schlecht bestellt«.

Ein klassisches Versorgungszentrum suche der Verbraucher hier vergebens. Auch Parkprobleme machten vielerorts zu schaffen, so Baumgärtner. So sei der vergleichsweise neue Edeka an der St.-Magnus-Straße »ein schöner Markt, aber mit zu wenigen Parkplätzen«. Der BA arbeite weiter an Verbesserungen, die »düstere« Situation zu verbessern. Allerdings erwiesen sich in der Vergangenheit die Rahmenbedingungen mit hohen Grundstückspreisen für die Unternehmen mit ebensolcher Gewinnerwartung als nicht zuträglich. Hoffnungsfroh blickte der Viertel-Bürgemreister erneut auf die Entwicklung des 33.000 m² großen Osram-Geländes zu einem neuen Stadtquartier.

Zunächst freilich sei das Gelände für voraussichtlich 3,5 Jahre als Unterbringung für etwa 800 geflüchtete Menschen vorgesehen. Beim Klinikum Harlaching gelte es den Forderungs-Kurs des BA nach einem Erhalt der Maximalversorgung vor Ort weiterhin strikt einzuhalten. Diverse Standorte auf dem Großgelände böten sich auch als Ersatzbau-Varianten für stetig gestiegene Ansprüche in der medizinischen Versorgung. Beim Streitpunkt Lärm- und Geruchsbelästigung an der Isar setzt Baumgärtner auf den eigens anberaumten Runden Tisch der Stadt. Er betonte aber, ein von örtlichen Anwohnern gefordertes, generelles Grillverbot werde wohl nicht durchsetzbar sein. HH

Artikel vom 17.11.2015
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