»Bei uns wird man aktiv«

50. Jubiläum der Moosacher Diakonie – 1974 Pflegestation gegründet

Feierten das Jubiläum (v.l): Uwe Reebs, Pflegedienstleitung Christiane Kretschmer, stellvertretende Pflegedienstleitung Snjezana Duvnjak, Ingeborg Röck, Verwaltungsmitarbeiterin Gabriele Bieswanger, Sabine Nagel, Pfarrerin der Gemeinde Heilig-Geist.F: JS

Feierten das Jubiläum (v.l): Uwe Reebs, Pflegedienstleitung Christiane Kretschmer, stellvertretende Pflegedienstleitung Snjezana Duvnjak, Ingeborg Röck, Verwaltungsmitarbeiterin Gabriele Bieswanger, Sabine Nagel, Pfarrerin der Gemeinde Heilig-Geist.F: JS

Moosach · »Am Anfang wollte man einfach nur helfen«, sagt Ingeborg Röck, zweite Vorsitzende der Diakonie München Moosach e.V.

Mit der Heilpädagogischen Tagesstätte, dem Kindertreff Oly, den Seniorentreffs »Lebensfreude« und »Magdalenen-Club« und der Nachbarschaftshilfe leistet die Diakonie Moosach heute einen bedeutenden Beitrag zur sozialen Infrastruktur im Stadtteil. In diesem Jahr feiert die Organisation ihr 50. Jubiläum.

50 Jahre ist es nun her, dass sich einige Mitglieder der Kirchengemeinde Heilig-Geist in der Hugo-Troendle-Straße zusammenschlossen, um gemeinsam soziale Arbeit zu leisten. Anlass sei damals gewesen, dass die letzte Gemeindeschwester 1965 ihren Dienst aufgegeben habe, berichtet Röck: »Aber der Bedarf an sozialen Angeboten war in Moosach so groß, dass er allein über die AWO und die Caritas nicht gedeckt werden konnte.« Nach dem Zweiten Weltkrieg habe es im Viertel starken Zuzug gegeben, unter anderem von Heimatvertriebenen. Daher sei eine Unterstützung der Bewohner des Viertels auch von protestantischer Seite unumgänglich gewesen.

Begonnen habe die Diakonie München Moosach zunächst mit Angeboten für Familien, etwa der Familienerholung mit kostengünstigen Reisen und Ausflügen. Doch bald sei die Betreuung der Senioren in den Vordergrund getreten: »Die Menschen, die nach dem Krieg zugezogen sind, wurden alt.« 1974 wurde die Pflegestation der Diakonie gegründet. Im selben Jahr eröffnete die Heilpädagogische Tagesstätte der Diakonie München Moosach im Olympiadorf, ein Hort, in dem Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen betreut werden.

Aufgrund von baurechtlichen Vorgaben musste die Einrichtung allerdings 1985 in die Heidelerchenstraße umziehen. »Dort hatten wir ein wunderschönes Haus mit idyllischem Garten«, erinnert sich Röck. Allerdings sei das Gebäude so stark sanierungsbedürftig gewesen, dass ein erneuter Ortswechsel nötig geworden sei. Seit 2007 werden die Kinder in der Triebstraße betreut. Sie stammen aus zerrütteten Familien, ihre Eltern haben Alkoholprobleme oder leiden an psychischen Erkrankungen und oft sind auch die Kinder selbst von seelischen Behinderungen bedroht oder betroffen. »Die Einrichtung ermöglicht ihnen, dass sie zuhause wohnen bleiben können«, erklärt Uwe Reebs, Geschäftsführer der Diakonie.

Um die Kinder im Stadtteil kümmert sich auch der Oly-Treff, der 1981 als Teestube für Jugendliche im Olympiadorf eröffnet wurde. Mit der Zeit habe sich die Einrichtung in der alten Mensa des Studentenwerks zur Anlaufstelle für Kinder bis 13 Jahren entwickelt, sagt Röck. Geboten sind dort unter anderem ein Elterncafe für Familien mit Kleinkindern, Ausflüge für Kinder ab sechs Jahren und seit kurzem auch ein neuer Bauwagen am Nadisee.

Mit der offenen Seniorenarbeit begann die Diakonie München Moosach 1977. Seitdem gibt es die Seniorenclubs »Lebensfreude« in den Räumen der Diakonie in der Hugo-Troendle-Straße 51 und »Magdalenenclub« in der Magdalenenkirche. Das Projekt »Lebensfreude« sei mit 30 bis 40 Teilnehmern eines der größten Projekte dieser Art in München, sagt Reebs. Grund für den starken Zulauf sei vor allem, dass die Senioren sehr an der Organisation der Veranstaltungen beteiligt würden, erklärt Röck.

»Bei uns konsumiert man nicht nur, man wird selbst aktiv«, so Röck. Bei den Seniorentreffs finden zum Beispiel kunstgeschichtliche Vorträge, gemeinsames Singen und Gedächtnistraining statt. Aktiv werden können ältere Menschen aus dem Viertel seit 2010 außerdem in der Nachbarschaftshilfe, an deren Gründung die Diakonie München Moosach ebenfalls beteiligt war.

Bei dem Projekt unterstützen sich Anwohner gegenseitig, etwa mit handwerklichen Hilfsleistungen wie Heckenschneiden oder kleineren Reparaturen im Haushalt. Derzeit gibt es bei der Diakonie München Moosach 40 festangestellte Mitarbeiter, rund 80 Moosacher engagieren sich ehrenamtlich bei der Organisation.

Wieder besetzt werden soll außerdem die Stelle für allgemeine Sozialberatung, an die sich Bürger mit Problemen jeder Art wie etwa Überschuldung oder Schwierigkeiten beim Beantragen oder dem Bezug staatlicher Hilfen wie Hartz IV wenden können. Für die Zukunft wünscht sich Reebs vor allem, die ambulante Pflege weiter auszubauen und noch mehr mit den anderen sozialen Einrichtungen im Viertel zusammenzuarbeiten.

»Wichtig ist, dass sich die Angebote ergänzen und vor Ort alles vorhanden ist. Dann empfinden die Menschen den Stadtteil als lebenswert«, sagt Reebs. Julia Stark

Artikel vom 23.06.2015
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