Ein Leben auf Sri Lanka

Zwei Abiturienten aus Denning machten sich auf, um vor Ort helfen zu können

Laura Arnowski und Joshua Lang reisten nach Sri Lanka, um dort zu helfen bis nächstes Jahr ein Geburtshaus zu errichten.	Foto: Privat

Laura Arnowski und Joshua Lang reisten nach Sri Lanka, um dort zu helfen bis nächstes Jahr ein Geburtshaus zu errichten. Foto: Privat

Bogenhausen · Seit vergangenem Oktober unterstützt ein junges Paar aus Denning zwei singalesische Familien in Sri Lanka dabei, sich eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen.

Bei mehr als 30 Grad schleppen Laura Arnowski und Joshua Lang, beide 20 Jahre alt und Abiturienten am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium, nun Sandsäcke, unterrichten Einheimische in Englisch und organisieren per Crowdfunding Gelder im Internet für Material und Gehälter. Ihr Ziel ist der Aufbau eines kleinen Feriendomizils für Touristen.

»Ein bisschen die Welt sehen«

»Eigentlich wollten wir nach unserem Schulabschluss nur einmal ein bisschen die Welt sehen«, erinnert sich Arnowski. Doch was als Urlaub begann, ist inzwischen zu einem langfristigen Projekt geworden. Auf ihrer Reise nach Sri Lanka lernten die beiden einen in Deutschland lebenden Singalesen kennen. »Er hat uns von seinem Traum erzählt, aus seinem Geburtshaus etwas zu machen«, berichtet Arnowski. Die beiden Denninger wollen diesen Traum verwirklichen. Bis zum Frühjahr 2016 soll in dem Gebäude in einem kleinen Ort an der Südküste des Landes ein Gästehaus entstehen. Wegen des Bürgerkrieges, der bis 2009 dauerte, seien viele Regionen Sri Lankas für den Tourismus noch nicht erschlossen, erklärt Arnowski: »Wo wir sind, gibt es noch keine Pensionen oder Hotels.«

Das soll sich nun ändern. Gemeinsam mit zwei singale­sischen Familien, die ihren Lebensunterhalt bislang mit pro Tag bezahlten Gelegenheitsarbeiten verdienten, haben Arnowski und Lang begonnen, das alte Haus zu renovieren. »Viele Menschen leben hier an der Armutsgrenze«, sagt Lang. Die Zusammenarbeit mit den Einheimischen funktioniere gut. Jedoch müsse man viel improvisieren, Hindernisse wie Stromausfälle seien an der Tagesordnung. Auch auf technische Hilfsmittel müsse man weitgehend verzichten: »Einen Betonmischer gibt es zum Beispiel nicht, wir machen alles per Hand.«

Tägliche Arbeit von 9 bis 18 Uhr

Der Tag beginnt für Arnowski und Lang meistens um 7 Uhr morgens, von 9 Uhr bis 18 Uhr arbeiten sie auf ihrer Baustelle. Dann wird mit den Einheimischen gekocht. »Oft gibt es Curry mit Gemüse, das Essen ist sehr gesund, aber auch sehr scharf«, sagt Arnowski. Ein Vergnügen sei auch das Einkaufen: »Auf den Gemüsemärkten ist alles laut und bunt und es wird viel gefeilscht.« Abends geben Arnowski und Lang den Singalesen Englischunterricht. Englisch sei in Sri Lanka noch nicht sehr verbreitet, erklärt Arnowski: »Aber wir sprechen inzwischen fast fließend singalesisch.«

In den Alltag der Einheimischen seien sie und ihr Freund völlig eingebunden. Spürbar seien allerdings auch kulturelle Unterschiede. »In Sri Lanka leben Männer und Frauen ganz voneinander getrennt«, erklärt Arnowski. Deshalb habe es zunächst Erstaunen ausgelöst, als ihr Freund beim Kochen geholfen und sie sich am Abend zur Gruppe der Männer gesetzt habe. Allerdings seien die Singalesen zunehmend bereit, die deutsche Auffassung der Geschlechterrollen zu übernehmen: »Die Väter bringen jetzt auch einmal die Kinder ins Bett und hören ihren Frauen zu, wenn sie eine andere Meinung als sie vertreten.« Ihren singalesischen Mitarbeitern bezahlen Arnowski und Lang übrigens seit dem Projektstart ortsübliche Gehälter.

Anfangs hätten sie und ihr Freund dafür ihre Ersparnisse genutzt, sagt Arnowski. Als diese aufgebraucht gewesen seien, habe man eine Crowdfunding-Initiative ins Leben gerufen. Unter www.visionbakery.com/gioiahousee wird das Vorhaben der Öffentlichkeit im Internet vorgestellt und kann bis Ende Juni direkt über die Webseite finanziell unterstützt werden.

Mit knapp 3.000 Euro haben Arnowski und Lang auf diesem Weg bereits mehr als die Hälfte der benötigten Mittel zusammenbekommen. »Viele unserer Freunde, aber auch völlig Fremde haben etwas dazu beigetragen«, sagt Arnowski. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland wollen sie und ihr Freund beruflich im Bereich Entwicklungshilfe tätig werden. Lang plant ein Studium der Fachrichtung soziale Arbeit und Entwicklungshilfe, Arnowski möchte einen Studiengang mit dem Schwerpunkt Nachhaltiger Tourismus belegen. »Nach dem Abitur wussten wir noch nicht so richtig, welchen Weg wir einschlagen wollen, aber jetzt sind wir uns ganz sicher« so Arnowski. Die Lebensverhältnisse für Menschen in ärmeren Ländern zu verbessern sei zwar hart: »Aber es ist auch sehr erfüllend.« Julia Stark

Artikel vom 13.06.2015
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