Die Bagger rücken an

Untergiesing · Baustelle in der TeLa macht Geschäftsleuten Bauchschmerzen

Nach Pfingsten wird die Tegernseer Landstraße zur Baustelle. Die ansässigen Geschäftsleute befürchten deshalb einen Kundenrückgang.	Foto: cr

Nach Pfingsten wird die Tegernseer Landstraße zur Baustelle. Die ansässigen Geschäftsleute befürchten deshalb einen Kundenrückgang. Foto: cr

Untergiesing · Ernüchterung macht sich breit. Die letzte Schlacht ist geschlagen und die Geschäftsleute an der Tegernseer Landstraße haben sie verloren. Schon in wenigen Tagen rücken die schweren Baumaschinen an und beginnen am Ostfriedhof mit den Arbeiten. Die Tramgleise werden erneuert und Haltestellen werden barrierefrei umgebaut.

Davon betroffen ist auch die Tramkreuzung in der Tegernseer Landstraße. Die Linien 15 (Max-Weber-Platz – Großhesseloher Brücke), 17 (Karlsplatz – Schwanseestraße) und 25 (Max-Weber-Platz – Grünwald) können in der Anfangsphase – voraussichtlich bis 7. Juni – nur durch Busse im Schienenersatzverkehr bedient werden. Danach ist eine Tram 35 geplant, die vom Max-Weber-Platz über Ostfriedhof zur Schwanseestraße fährt, ein Linienweg, den es im Regelbetrieb nicht gibt. Lesen Sie dazu mehr in diesem Samstagsblatt auf den Seiten 8 bis 10. Die Einzelhändler an der Tegernseer Landstraße sehen schwere Zeiten auf sich zukommen. Die Bauarbeiten werden den Individualverkehr von Juni bis Dezember beeinträchtigen. Die Geschäftsleute befürchten spürbare Einbußen, weil die Kunden den aufgrund der Bauarbeiten beschwerlichen Weg zu den Geschäften nicht mehr auf sich nehmen werden.

»Die Autofahrer werden fehlen«, erklärt Ursula Bögl, Vorsitzende des Vereins TeLa Aktiv e.V., in dem die Einzelhändler an der ­Tegernseer Landstraße ihre Interessen gemeinsam vertreten. In Zeiten zunehmender Verkehrsberuhigung klingt es schwierig: Die Autofahrer werden fehlen. Aus Sicht der Geschäftsleute aber absolut nachvollziehbar. In der Tegernseer Landstraße befinden sich fast ausschließlich inhabergeführte Geschäfte. Keine großen Filialisten, die den Standort wechseln oder die Einnahmenausfälle kompensieren könnten. Jeder Euro, der hier nicht mehr ausgegeben wird, rüttelt an der Existenz der Geschäfte. Davor haben einige Angst, andere bringt es in Rage. Da fehlen natürlich die Kunden, die ihre Einkäufe mit dem Auto erledigen, wegen der Baustelle aber nicht mehr in die TeLa kommen möchten. Dass die Sanierungsarbeiten an der Tramlinie irgendwann sein müssen, verstehen sie durchaus; letztlich profitieren sie auch von dem viel genutzten und beliebten Verkehrsmittel. Doch die Sorge bleibt.

»Die zeitliche Länge der Baustelle ist enorm«, gibt Ursula Bögl zu bedenken. Ein halbes Jahr, einschließlich des Weihnachtsgeschäfts. Mit kreativen Lösungsansätzen haben die Geschäftsleute nach Alternativen gesucht. So haben sie vorgeschlagen, dass auch nachts auf der Baustelle gearbeitet wird, um schneller fertig zu werden. Vergebens. Schwer wiegt auch der dauerhafte Wegfall von zwölf Parkplätzen zwischen der Perlacher und der Kesselbergstraße. Klingt nach Peanuts, kann aber im hart umkämpften Einzelhandel über Wohl und Wehe eines Geschäfts entscheiden. Auch damit stehen Existenzen auf dem Spiel. Das wollte »TeLa Aktiv« nicht unwidersprochen hinnehmen. Die Einzelhändler haben gegen die Planfeststellung einen Einwand eingereicht. Ergebnis: »Ein Anrecht auf Parken besteht nicht. (…) Die (…) Einwender sind damit nicht in Rechten verletzt.« So ist es im Planfeststellungsbeschluss festgehalten, der am 30. April ergangen ist.

Das bedeutet: Die Stadt München darf und wird ihr Bauvorhaben in der Tegernseer Landstraße umsetzen, der Einwand der Geschäftsleute ist abgewiesen, die letzte Schlacht verloren. »Wir könnten auch dagegen noch mal Widerspruch einlegen«, erklärt Ursula Bögl, »aber das lohnt sich nicht. Die Kosten will hier keiner aufbringen, die Aussichten auf Erfolg sind äußerst gering.« Also fügen sie sich in ihr Schicksal und setzen auf ihr Angebot, auf die Treue ihrer Kunden und auf den Schienenersatzverkehr, der die Einkaufsstraße TeLa beleben soll.

Aufgeben wollen sie nicht, aber ein mulmiges Gefühl bleibt, weil einfach niemand genau vorhersagen kann, wie die Entwicklung verlaufen wird. »Wir haben alles versucht, was möglich war«, betont Ursula Bögl, »wir haben uns nichts vorzuwerfen.« Genau da müssen die Geschäftsleute jetzt weitermachen, dann können sie optimistisch auf das Ende der Baustelle blicken. Jedes einzelne Geschäft trägt zur Identität Untergiesings bei. Jeder Giesinger kann helfen, diese Identität zu stärken, indem er sich nicht verleiten lässt, den einfacheren und vielleicht bequemeren Weg zu gehen. Die Kunden aus Harlaching und Grünwald haben diese Bindung an Untergiesing nicht ohne Weiteres. Diese Kunden nach dem Ende der Baustelle wieder zurückzuholen, bedarf besonderer Anstrengung, weiß Bögl. Wie Sie auch weiterhin zu Ihren Geschäften in der Tegernseer Landstraße kommen können, erfahren Sie auf den Seiten 8 bis 10 – zum Fahrplanwechsel im Dezember fährt dann hoffentlich wieder die Tram nach Untergiesing.

Von Carsten Clever-Rott

Artikel vom 14.05.2015
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