Teures Pflaster

Altstadt/Schwabing · Gebühren für Freischankflächen lösen kontroverse Debatten aus

Jeder Quadratmeter Freischankfläche kostet die Münchner Wirte ab jetzt 77 Euro Gebühr. Das muss erst mal eingespielt werden. Foto: js

Jeder Quadratmeter Freischankfläche kostet die Münchner Wirte ab jetzt 77 Euro Gebühr. Das muss erst mal eingespielt werden. Foto: js

Altstadt/Schwabing · Im kommenden Sommer können die Münchner vor den Lokalen wieder bis um Mitternacht draußen sitzen. Allerdings müssen die Wirte nun für ihre Freischankflächen deutlich mehr an die Stadt bezahlen. Tief in die Tasche greifen müssen vor allem die Innenstadtwirte. Ihren Kompromissvorschlag einer schrittweisen Gebührenanhebung hat die Verwaltung jedoch abgelehnt. Andere Gastronomen wie etwa Marco Tenda vom Caffè Florian in Schwabing halten die gestiegenen Kosten indes für gerechtfertigt.

Die Zeiten, in denen die Kellner ihre Gäste in lauen Sommernächten stets ab 22.45 Uhr dazu aufgefordert haben, ihr Getränk auszutrinken oder sich ins Innere des Lokals zu begeben, sind vorbei. »Wir haben unsere Vorschriften kritisch unter die Lupe genommen«, sagt Daniela Schlegel, Sprecherin des Kreisverwaltungsreferats (KVR). Die Stadt habe die Regelungen für Freischankflächen nun liberalisiert und sich für die Verlängerung der Betriebszeiten ausgesprochen, die bereits im vergangenen Jahr probeweise eingeführt wurde. Im Juni, Juli und August ist nun freitags und samstags nicht mehr um 23 Uhr, sondern erst um 24 Uhr Zapfenstreich. Neu geregelt wurden aber auch die Gebühren, die die Wirte entrichten müssen, wenn sie Tische und Stühle auf den öffentlichen Gehwegen und Plätzen aufstellen.

»Bisher gehörte München hier im Städtevergleich zu den Schlusslichtern«, erklärt Schlegel. In der Hamburger Innenstadt etwa müssten Gastronomen 96 Euro pro Quadratmeter an die Stadt bezahlen: »Bei uns waren es bisher im Bereich um den Marienplatz dagegen nur 38,50 Euro.« Für exklusive Lagen in der Innenstadt habe man die Gebühren ab 2015 auf 77 Euro pro Quadratmeter angehoben, und auch für die anderen Gebiete wurden sie in etwa verdoppelt. Dies sei zwar ein »starker Anstieg«, räumt Schlegel ein. Bundesweit liege man damit aber im »oberen Mittelfeld.« Für viele Wirte bedeutet die Kostenerhöhung jedoch eine immense Belastung. »Als wir davon erfahren haben, haben wir sofort eine Arbeitsgruppe gegründet«, berichtet Lorenz Stiftl, Sprecher der Münchner Innenstadtwirte und Betreiber des Traditionswirtshauses Zum Spöckmeier in der Rosenstraße.

Zu hohe Kosten könnten dazu führen, dass Gastronomie in renommierten Lagen in Zukunft nur noch von internationalen Restaurantketten finanzierbar sei, mahnt Stiftl: »Damit geht aber der besondere Charakter einer Stadt verloren. Irgendwann sehen dann alle Innenstädte auf der Welt gleich aus.« Grundsätzlich seien die Gastronomen zwar mit einer Gebührenerhöhung einverstanden. Diese von einem Jahr auf das andere so drastisch anzuheben sei jedoch nicht angemessen. Deshalb habe man das KVR schriftlich dazu aufgefordert, die Gebühren stufenweise, verteilt auf drei Jahre, anzupassen: »Aber mit diesem Vorschlag sind wir auf taube Ohren gestoßen.« Auch der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2) setzt sich dafür ein, den Lokalbetreibern mehr Zeit einzuräumen.

Auf einige Wirte aus der Ehrengutstraße und vom Röcklplatz kämen besondere Härten zu, da ihre Freischankflächen zusätzlich zur regulären Gebührenanpassung in eine teurere Kategorie eingestuft worden seien, berichtet BA-Chef Alexander Miklosy ­(RoLi): »Wir haben den Betroffenen dazu geraten, bei der Verwaltung Widerspruch einzureichen.« Außerdem habe der BA die Stadt dazu aufgefordert, die bisherigen Gebühren in 2015 noch beizubehalten und die Erhöhung erst 2016 in Kraft treten zu lassen. »Dann können die Wirte besser kalkulieren und ihre Freischankflächen, wenn nötig schließen«, erklärt Miklosy. Doch nicht alle Gastronomen betrachten die gestiegenen Kosten als Problem. »Die Gebührenerhöhung ist in Ordnung, wir bezahlen das«, sagt zum Beispiel Marco Tenda, Wirt im Caffè Florian in der Hohenzollernstraße: »Wo Geld verdient wird, muss man eben auch Geld ausgeben.«

Einig sind sich die Wirte darüber, dass die verlängerten Betriebszeiten der Freischankflächen sowohl für die Lokalbetreiber als auch für die Gäste ein Gewinn sind. »Das war längst überfällig«, sagt Stiftl. Zwar könne er auch die Bedenken der Anwohner verstehen, die um ihre Nachtruhe bangen: »Aber in der Innenstadt wohnen ja immer weniger Menschen, das kann sich inzwischen kaum noch jemand leisten.« In den kommenden Monaten werde die Verwaltung dem Stadtrat noch einmal einen Bericht über die Neuregelungen zu den Freischankflächen vorlegen, kündigt Schlegel an: »Darin werden wir bewerten, wie das Ganze funktioniert.« Ob es danach noch einmal zu Änderungen komme, sei noch offen.

Julia Stark

Artikel vom 17.03.2015
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