Viele Einsparungen, weniger Bettenzahl und überfüllte Notaufnahme

Untergiesing/Harlaching · Heftiges Rumoren im Klinikreich

Untergiesing/Harlaching · Umfangreiche Einsparungen in der Klinikversorgung samt drastischer Verringerung der Bettenzahl, dazu aktuell eine ebenso drastische Überfüllung der internistischen Notaufnahme: Im und um das städtische Klinikum Harlaching rumort es seit langem.

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Artikel vom 31.08.2015: In die zweite Runde

Bei der Stippvisite des Münchner Stadtkämmerers Ernst Wolowicz und des Geschäftsführers des auch für das Harlachinger Gesundheitshaus zuständigen Städtischen Klinikums München (StKM), Axel Fischer, zuletzt im Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching schwoll der Unmut fast schon zu einem Kritiksturm an. Bürger und Patienten beklagen überlange Wartezeiten und Behandlungsengpässe – dazu äußerten BA-Vertreter den Verdacht, das Klinikum Harlaching werde »gezielt heruntergewirtschaftet, um es anschließend zu verkaufen“. Harter Tobak, den die beiden eingeladenen Stadt- und Klinikums-Verantwortlichen in echter Defensiv-Position zu entkräften versuchten. Kämmerer Wolowicz beschrieb dabei das Zwangskorsett, in dem sich die Stadt mit Blick auf die eigene Klinik-Politik seit längerer Zeit befindet. So sei etwa das im Frühjahr 2014 vorgestellte Sanierungskonzept aus der Feder der Unternehmsberater der Boston Consulting Group ersatzlos notwendig gewesen, um eine spätestens im Vorjahr drohende Insolvenz der städtischen Krankenhäuser abzuwenden.

Zudem unternehme die Stadt große Anstrengungen, die Gesundheitsversorgung auf einem weiterhin hohen Level zu gewährleisten. So habe der Stadtrat aktuell weitere 450 Millionen Euro für dringend notwendige Investitionen bewilligt. Andererseits, so Wolowicz weiter, befinde sich die Stadt in einem echten Dilemma. Denn die Kommune muss nach seinen Worten »bei jedem Defizitausgleich nachweisen, dass ein privater Träger ebenso handeln würde«. Die Geldervergabe sei somit engen Richtlinien unterworfen. Wolowicz räumte in diesem Zusammenhang ein, das Gesundheitssystem auch der Landeshauptstadt sei längst »durchökonomisiert«. Immerhin wolle man aber trotz horrender Verluste die städtischen Kliniken auch künftig in kommunaler Hand behalten. Eine Zusicherung, die man vielerorts wie etwa im Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching zunehmend in Zweifel zieht. Das Problem ist offenbar vor allem eines fehlenden Personals. Vor allem aus Mangel an Fachkräften seien derzeit etwa 180 der aktuell 750 Harlachinger Betten »gar nicht belegbar«, berichtete ein örtlicher Betriebsrat im Gremium. Die so oft postulierte Forderung nach mehr Betten müsse deshalb vor allem auch mit personellen Nachbesserungen einhergehen.

Eine Einschätzung, die auch Klinik-Geschäftsführer Fischer teilte. »Wenn wir derzeit 200 weitere Betten schaffen würden, würden diese dann auch leer bleiben.« Den Umkehrschluss freilich lehnen Personalvertreter, Bürger und Patienten dagegen ab. Um dem Boston-Sanierungskonzept genüge zu tun und eine Sanierung abzusichern, will das Klinikum anstelle eines laut Fischer ins Leere gehenden Bettenzuwachses die Bettenzahlen sogar um rund 200 herunterschrauben, um die Sanierung zu sichern. Eine Minderung des Bettenangebotes, das der BA-Vorsitzende Clemens Baumgärtner ebenso wie sein Gremium seit den Anfangstagen des städtischen Betten-Streichkonzertes ablehnt. »Vor dem Hintergrund steigender Bevölkerungszahlen und einer alternden Gesellschaft nicht vertretbar« sei ein solcher Schritt, lautete der Tenor im Stadtteilgremium.

Vor allem aber monierte Baumgärtner auch die städtische Informationspolitik und warf den Verantwortlichen in der Sache »mangelnde Transparenz« vor. Auch die interne Diskussion über die Zustände dürfe nicht unterbunden werden, fanden Lokalpolitiker. »Einem Betriebsklima von Angst, Terror und Schrecken« gelte es vorzubauen, so Baumgärtner an die Adresse der Klinikspitze. Schrecken, der sich derzeit auch mit Blick in die Wartesäle im Klinikum durchaus breit macht. Zustände, die noch andauern dürften. Denn erst im Juli wird der Stadtrat voraussichtlich das weitere Vorgehen bei der Sanierung der städtischen Kliniken auch in Entscheidungsrahmen gießen.

H. H.

Artikel vom 24.02.2015
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