Wie geht’s ­– wie steht’s?

Moosach · Gedanken zum Fest von Monsignore Cambensy von St. Martin in Moosach

Die St. Martin-Kirche in Moosach in weihnachtlichem Lichterglanz.	(Foto rechts) Monsignore Martin Cambensy rät den Gläubigen zum Öffnen der Sinne und Innehalten. Fotos: Pfarrei

Die St. Martin-Kirche in Moosach in weihnachtlichem Lichterglanz. (Foto rechts) Monsignore Martin Cambensy rät den Gläubigen zum Öffnen der Sinne und Innehalten. Fotos: Pfarrei

Moosach · Gedanken zu Weihnachten hat sich hier für Sie Monsignore Martin Cambensy, Pfarrer von St. Martin in Moosach, gemacht.

Wie geht’s - wie steht’s?

Wenn ich das gefragt werde, pflege ich meistens zu antworten »Man schlägt sich durch!« Da haben die Leute erst einmal zu tun mit dem Nachdenken, wie sie diese Antwort einordnen sollen. Und dann kann sich ja durchaus ein gutes Gespräch entwickeln, wenn sich die erste Verlegenheit gelegt hat. Wir haben halt so unsere Spielchen, wenn man sich zunächst nur an der Oberfläche begegnet, und noch nicht gleich zu nahe kommen will.

Wie geht‘s - wie steht’s?

Es fällt uns wahrscheinlich gar nicht auf, dass sich da ja ein Widerspruch verbirgt trotz des Reimes. Gehen oder Stehen, das geht nicht gleichzeitig. Oder doch?
Von Helmut Zöpfl gibt es ein Buch mit dem Titel »Geh weiter, Zeit, bleib steh!« Die letzten Stunden vor dem Weihnachtsfest sind wie kaum andere geprägt von dieser Doppelbedeutung. Wir haben die Wochen des Advent hinter uns, eigentlich eine Zeit des Wartens und Wachens, aber geprägt von einer unglaublichen Betriebsamkeit, Geschäftigkeit - hektisch und oft ziemlich stressig.

Die Zeit läuft uns davon. Gnadenlos öffnen sich immer mehr Türchen des Adventskalenders. Die vierte Kerze am Kranz brennt auch schon, aber ich hab doch noch so viel zu tun, zu erledigen vor den großen Festtagen.

Dabei sollte diese Zeit ge prägt sein vom Innehalten, von der Einkehr zu sich selbst, zum Lauschen schöner Musik, zum Riechen und Schmecken der Düfte und Gewürze, zum Öffnen der Sinne, ohne schon wieder einem Zweck nachzujagen. Die »staade« Zeit, nach der wir uns ja eigentlich auch sehnen! Vermutlich kommen wir aus diesem Dilemma unseres widersprüchlichen Verhaltens nur heraus, wenn wir ein paar Wertigkeiten neu sortieren und uns ins Bewusstsein rücken. Worum geht es denn an Weihnachten?

Gott wird Mensch und kommt zu uns. Deswegen bereiten wir uns vor, sind wachsam und freuen uns auf das Geschenk des Erlösers. Das hat nichts mit Stress, Hektik, Dauerberieselung oder Geschäftemacherei zu tun. Gegen einen kleinen gemütlichen Christkindlmarkt mit seinen Standerln ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden. Im Gegenteil: er hilft ja unserer Vorfreude auf die Sprünge. Leider erleben wir aber auch viele Verzerrungen und Übertreibungen.

Gott wird Mensch und begegnet uns als Mensch. Und Jesus hat uns gelehrt, dass er uns in jedem Mitmenschen begegnet, weil wir alle diese gleiche Würde seiner Freundschaft haben. Und das soll uns aufmerksam machen füreinander - aufmerksam in der liebenden Sorge, was braucht mein Nachbar, wo kann ich helfen, seine Not zu lindern, wie finden wir Wege aus den Großstadtneurosen der Anonymität, der Einsamkeit und der Verzweiflung, manchmal auch der Sprachlosigkeit und Kulturlosigkeit heraus. Auch im Münchner Norden gibt es das Phänomen der Unfähigkeit, ein sinnvolles, anregungsintensives Leben im Guten zu gestalten. Gott sei Dank gibt es so viele Vereine, Kirchengemeinden, Bildungseinrichtungen und Organisationen, die diesem Trend entgegensteuern, Vor allem bei den Kindern.

Wie geht’s - wie steht’s? Kurz vor Weihnachten möchte ich sagen können: alles läuft einigermaßen gut und friedlich, und morgen steht der Himmel offen! Schau und staune! Spätestens beim »Stille Nacht« am Ende der Christmette ist es soweit. Die Zeit bleibt stehen und ein heiliger Schauer streicht zärtlich über den Rücken. Und danach schmeckt der Glühwein am Kirchplatz immer besonders gut!

In diesem Sinne Ihnen und Ihren Familien frohe Weihnachten!

Artikel vom 23.12.2014
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