Tosender Beifall für die Jazz-Legende

Moosach · Der 89-jährige Emil Mangelsdorff brillierte mit seinem Quartett

Das Pelkovenschlössl bot dem Ausnahme-Musiker, der sein Leben dem Jazz gewidmet hat, ein »liebes Publikum«.  	Foto: VA

Das Pelkovenschlössl bot dem Ausnahme-Musiker, der sein Leben dem Jazz gewidmet hat, ein »liebes Publikum«. Foto: VA

Moosach · Seit Monaten wurde gewispert: »Die Jazz-Legende kommt.« Und deswegen war das Pelkovenschlössl gefüllt mit erwartungsvollen Zuhörern, die alle Emil Mangelsdorff erleben wollten.

Dieser begann mit der Swing-Erkennungsmelodie »Moten Swing«, mit der er sich während des NS-Regimes heimlich mit verfolgten Jazzfreunden verständigt hatte. Diese Melodie des damals Fünfzehnjährigen ist zu seiner Lebensmelodie geworden: Nach Kriegseinsatz und Gefangenschaft wusste der Frankfurter die Freiheit unserer Demokratie zu schätzen, die so etwas Individuelles wie Jazz endlich ermöglichte.

In Moosach begann der bescheiden gebliebene Saxofonist sein Konzert mit unbeschwerten Klassikern, »denn es passiert gerade so viel Schlimmes auf der Welt«. Gerade deswegen spielten Mangelsdorff und sein Quartett die Swing-Nummern des ersten Sets lässig, leicht und elegant. Pianist Bob Degen begleitet den vielfach ausgezeichneten Jazz-Musiker seit vielen Jahren. Die Leitlinien nahm er flugs am Klavier auf, fächerte sie auf und variierte sie, gern mit den Melodien von Sven Faller. Der ließ seinen Bass mal gefühlig singen, mal rhythmisch tanzen, so wie ihn die Moosacher bereits kennen. Links von ihm strich Matthias Gmelin samtweich über seine Drums. Solchermaßen umrahmten seine Mitjazzer liebevoll den 89-jährigen Mangelsdorff auf der Bühne und in seinem Programm. Der verbrachte die gesamte Pause auf der Bühne, unterhielt sich mit seinen Bewunderern und erinnerte sich an frühere Besuche und Erlebnisse in München.

In der Ballade von Benny Golson »I Remember Clifford« gab sich das Aushängeschild des deutschen Jazz ganz schönen Erinnerungen hin: Süß, auf weiten Tonflügeln, ein wolkiges Glück. Ein solches Gefühl spürten die Moosacher auch in »Stolen Moments«: Aus der Pflicht und aus dem getrotteten Alltag schwang sich das Emil-Mangelsdorff-Quartet zu einem Jazz der alterslosen Gegenwärtigkeit und Lebendigkeit auf. Am Ende stellte der welterfahrene Musiker gerührt fest: »Sie sind ein liebes Publikum.« Er ging ganz aus sich heraus mit einem Zugaben-Solo. Standing Ovations und lang anhaltendes Klatschen im gesamten Saal waren der Dank.

Artikel vom 28.10.2014
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