Hoamat Bayern - Die Kolumne von Markus Wasmeier: Früchte der Arbeit

Großes Erntedankfest am 5. Oktober im altbayerischen Dorf

Erntedankfest mit Feldmesse (Beginn 11 Uhr) und Bauernmarkt, am Sonntag, 5. Oktober 2014, im altbayrischen Dorf in Schliersee. Fotos: Dieter Schnöpf

München/Schliersee · Farben spielen kommendes Wochenende eine große Rolle. Aber nicht nur die Hänge der Schlierseer Berge sind vom Herbstlaub bunt gesprenkelt:…

… Goldene Getreideähren, grüner Kohl, leuchtend gelber Mais, rote Rüben, gelbe Rüben, rotbackige Äpfel und gelbe Birnen, lila Zwetschgen, goldbraune Kartoffeln und noch viele andere Früchte mehr, trägt der Boden in unseren Breiten.

Am Sonntag, den 5. Oktober, wird deshalb beinahe überall in Bayern Erntedank gefeiert. Das Fest wurde von der katholischen Kirche auf den ersten Sonntag im Oktober festgesetzt, regionale Ausnahmen sind jedoch möglich. Erntedankfeste sind allerdings keine Erfindung der christlichen Kirchen, wie man vielleicht glauben möchte. Sie gab es schon in vorchristlicher Zeit, denn schon vor Jahrtausenden, bis noch in die jüngste Vergangenheit, war man mehr als heute, den Launen der Natur ausgesetzt und eine reiche Ernte war nicht der Regelfall. Da die Menschen auf dem Land im Winter damals ausschließlich von ihren Vorräten lebten, war das täglich Brot keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis harter planvoller Arbeit. Doch da kann der Bauer noch so gut gearbeitet haben, wenn das Wetter übers Jahr nicht mitspielte, fiel die Ernte schlecht aus. Und dieses letzte Quäntchen Glück beim Wetter, schrieb man Gottes Wohlwollen zu, um das man das ganze Jahr betete und nun am Ende des Jahres auch den Dank aussprechen wollte.

Erntedankfeste gab es bereits in vorchristlicher Zeit

Zum Dank für eine reiche Ernte wurden und werden bei uns Prozessionen und Feldmessen abgehalten, bei denen die »Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit«, schmuckvoll präsentiert werden. Regional unterschiedlich werden Erntekronen oder Kränze gebunden, sowie aus den bunten Früchten prachtvolle Teppiche gelegt. Die Krone aus gebundenem Korn ist übrigens nicht in erster Linie als Dank an den göttlichen Herren entstanden. Nach dem Kornschnitt wurde sie von den Erntearbeitern mit der letzten Fuhre dem Gutsherren überreicht. Eine Segnung, sowie ein Erntelied, gehörten freilich dazu und oft wurde anschließend ein größeres Fest gegeben, das Erntedankfest. Heute werden die prächtigen Gebinde meist von den Landfrauen gefertigt, denn Erntehelfer gibt es längst nicht mehr so viele. Natürlich wollen auch wir im Freilichtmuseum in Schliersee diese alte Tradition weiterleben lassen. Nicht nur, weil es so Brauch ist, sondern weil ich tief davon überzeugt bin, dass das bewusste Danke sagen mit einer höheren Wertschätzung gegenüber den Lebensmitteln einhergeht, was unserer Wegwerfgesellschaft sicherlich gut tut.

Im altbayerischen Dorf feiern wir Erntedank mit einer großen Feldmesse vor unserer Heilig-Kreuz-Kapelle, gehalten von unserem Pfarrer Mayr. Nach dem Danken darf das Feiern natürlich nicht fehlen und so laden wir ein, in unser altbayerisches Wirtshaus, zu einer deftigen Brotzeit und selbstgebrautem Bier, aus unserer historischen Schöpfbrauerei. Daneben gibt es einen kleinen Bauernmarkt, bei dem Sie die frisch geernteten Lebensmittel direkt vom Erzeuger erwerben können, da wissen Sie anschließend auch sicher wo sie herkommen. Nach dem Markt gehört seit jeher der Ratsch dazu. Und während Sie dann die Schlierseer Berge, das süffige Museumsbier und den Geruch von frischem Holzofenbrot bei zünftiger Musik in unserem Biergarten genießen, spielt für die Kinder das Kasperltheater im Behamhof. Erntedank ist eben ein buntes Fest, nicht nur im wörtlichen Sinne, vielseitige Unterhaltung gehört genauso dazu. Vielleicht sehen wir uns ja kommendes Wochenende, ich freue mich auf Sie.

Artikel vom 27.09.2014
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