Ramona Ströder schreib einen Leserbrief an die Münchner Wochenanzeiger

München · Zum Thema: »Wie viel Unterricht fällt an unseren Schulen wirklich aus?«

Die Münchner Wochenanzeiger veröffentlichten in der vergangenen Woche (Nr. 21, 21. Mai 2014) einen Artikel zum Thema »Manchmal brennt es: Wie viel Unterricht fällt an unseren Schulen wirklich aus?«. Daraufhin schrieb uns Ramona Ströder folgenden Leserbrief:

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„Das Thema Unterrichtsausfall beschäftigt mich seit einiger Zeit enorm.
Unsere Tochter, 11 Jahre, ist im ersten Jahr auf dem Gymnasium. Die ersten Monate in einer höheren Schule bedeuten für die Kinder eine wahnsinnige Umstellung. Neue Klasse, neuer Schulort, neuer Ablauf, hohe Lernanforderung, Fremdsprache, jede Stunde ein anderer Lehrer usw. Alles in allem wird sehr viel erwartet.

Als dann gleich nach dem Halbjahreszeugnis die Latein-Lehrerin erkrankte und für sieben Wochen krank war, hatten die Kinder im für alle schwierigsten Fach, keinen steten Ansprechpartner hierfür. Der Lehrplan wurde von verschiedenen Ersatzlehrern teilweise »durchgezogen« ohne eigene Kenntnisse, mal war gar kein Latein, abgefragt wurde garnicht und wenn die Kinder Glück hatten, kam ein Referendar für Latein. Dieser war zwar sehr beliebt, weil er lustig war, aber der Lehrstoff blieb auf der Strecke. Zur Ehrenrettung der Schule ist keine Unterrichtsstunde ersatzlos ausgefallen, aber es gab nur einen Ersatz-Lateinlehrer der mit den Kindern tatsächlich Latein machte. Eine durch die erkrankte Lehrerin anberaumte Stegreifaufgabe, bei der die Kinder im Nachhinein dann entscheiden durften, ob die Note gezählt wird oder nicht - fiel so dermaßen schlecht aus, das die wenigsten Kinder die Note zählen ließen. Das Fach Latein beinhaltet im Stundenplan dieser Jahrgangsstufe sechs Schulstunden in der Woche!

Nach Genesung der Latein-Lehrerin wurde bereits die Woche drauf die Schulaufgabe geschrieben. Nach einer Woche normalem Unterrichtsablauf liegt nun der Erdkundelehrer im Krankenhaus. Die Kinder beginnen nun die nächsten drei Wochen montags die ersten beiden Stunden mit einer ungewissen Stundenplanung, diesmal war die erste Ersatz-Stunde »Spielen« angesagt.
In dieser Woche ist nun auch der Musiklehrer krank. In den beiden Vertretungsstunden durften die Kinder spielen und Witze erzählen.

Gleiches hatten wir schon in Mathe, wo dann ein »Aufsichtslehrer« bei einer Mathe-Text-Aufgabe (welche die eigentliche Mathelehrerin vorbereitet hatte) in der 5. Klasse nicht in der Lage war, Kindern die Aufgabe zu erklären, dass diese überhaupt einen Anfang finden konnten. Auf meine Rückfrage hierzu bei der zuständigen Klassenlehrerin zu diesem Ersatzlehrer wurde mir gesagt, ja der Herr ist ja kein Mathelehrer.

Im Moment ärgere ich mich ganz besonders, da unsere Tochter einen Traum verfolgt in einem Werbespot mitzuwirken, dieses Jahr hätte sie es geschafft, sie war ausgesucht worden und hatte die Zusage. Alles scheiterte nun daran, weil die Schule keine Schulbefreiuung erteilt hat – warum? Weil an diesem Tag zwei Stunden Latein im Stundenplan stehen! Ist das gerecht?

Die Qualifikation eines Vertretungslehrers scheint keine Rolle zu spielen, die Stunden könnten viel besser genutzt werden. Von uns Eltern wird erwartet, dass wir den Kindern zuhause helfen können, aber angehende Lehrer oder auch fachfremde ausgebildete Lehrer können eine 5. Klasse nicht fragen, was denn in der letzten Stunde dran war und das Thema eventuell nochmal vertiefen oder aufarbeiten? Ich würde es mir sehr wünschen, dass die Stunden nicht durch Spiele gefüllt werden, damit die Kinder im Nachhinein nicht alles auf einmal in ihre kleinen Köpfe bringen müssen.

Ich hoffe die Diskussion durch meinen Beitrag bereichert zu haben und freue mich bald mehr im Wochenanzeiger zu lesen." Ramona Ströder

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Artikel vom 26.05.2014
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