Die Glut entfacht

Partnerschaftsverein Vaterstetten bildet 18 Ofenbauer aus

Akribisch am Werk. Der Partnerschaftsverein Vaterstetten engagiert sich für Alem Katema auf vielfältige Art und Weise.	Foto: Partnerschaftsverein Vaterstetten

Akribisch am Werk. Der Partnerschaftsverein Vaterstetten engagiert sich für Alem Katema auf vielfältige Art und Weise. Foto: Partnerschaftsverein Vaterstetten

Vaterstetten · Aus Menschen ohne Ausbildung Geschäftsführer machen. Das hört sich im ersten Moment etwas hoch gestochen an. Genau dieses Ziel haben »Die Ofenmacher« jedoch für Alem Katema.

Im März und April waren Vaterstettens Alt-OB Dr. Frank Dengler und Dr. Katharina Dworschak für fünf Wochen in Äthiopien und haben dort 18 Ofenbauer ausgebildet. Diese werden nun als selbstständige Unternehmer in Vaterstettens Partnerstadt rauchfreie Öfen bauen. Zusammen mit zwei professionellen Ofenbauern und einer Verkaufs-Trainerin brachten die beiden Physiker zehn Männern und acht Frauen bei, aus Lehm, Stroh, Kuhdung und Wasser Küchenöfen zu bauen.

Feuerstellen, deren Rauch sich nicht wie gewöhnlich in den Häusern ausbreitet, sondern durch einen Kamin ins Freie geleitet wird. »Wir verbringen mehrere Monate im Jahr vor Ort, um Projekte zu gestalten und voranzutreiben«, betont Frank Dengler (Ausführliches Interview unter www.wochenan zeiger.de/article/149799.html). Mit zwei Reisen im vergangenen Jahr hatten »Die Ofenmacher« die Schulung vorbereitet – und dabei gemerkt, dass der extra für Äthiopien entwickelte Prototyp so nicht funktionieren würde. Die gelernten Ofenmacher im Team mussten die Entwürfe deshalb überarbeiten und rückten in diesem Jahr mit Schablonen für die Grundrisse der Öfen an. Diese erleichterten den »Azubis« den Bau der Öfen ungemein.

Außerdem sind alle Materialen für den Bau einfach und in Alem Katema vorhanden. Schon am ersten Tag entstand so in Gruppenarbeit der Rohbau für den ersten Ofen. Kleingruppen übten nachmittags den Bau der Lehmöfen – aber auch gemeinsames barfuß stampfen von Lehm und das Pressen der unterschiedlichen Ziegel. Vormittags stand immer Theorie auf dem Stundenplan. Diese ging aber über den reinen Bau der Öfen hinaus: in Rollenspielen lernten die Auszubildenden auch, ihre Öfen zu vermarkten und ihr Geschäft erfolgreich zu betreiben. Denn nach ihrer Ausbildung müssen die Äthiopier nun erst einmal Kunden für ihre Öfen finden, die allerdings extra auf die örtliche Spezialität Injera (eine Art Fladenbrot) ausgelegt sind. Rund 20 Euro sollen Interessierte dafür bezahlen müssen. Durchschnittlich gibt ein Haushalt etwa denselben Betrag im Monat für Holz aus. Mit den neuen Öfen soll sich circa die Hälfte an Holz einsparen lassen – nach zwei Monaten hätte sich also die Investition gerechnet. Ob diese Rechnung aufgeht und das Angebot angenommen wird, muss sich noch zeigen.

Dass den »Ofenmachern« das gelingt, davon gehen der Partnerschaftsverein für Alem Katema und sein Vorsitzender Anton Stephan aus. Er hat die beiden Arbeitskollegen erst nach Äthiopien gebracht. Über 20.000 Öfen in Nepal sollten als Erfahrung eigentlich ausreichen. Die meisten davon entstanden erst nach 2009. In einem Krankenhaus sahen das Ehepaar Frank und Katharina damals die Opfer von offenen Feuerstellen – vor allem Kinder mit schlimmen Verbrennungen. Sie beschlossen etwas dagegen zu tun und gründeten ihren Verein. Über die Verbrennungen hinaus bewirkt der Rauch in den Häusern schwere Lungenkrankheiten, Augenentzündungen bis hin zu Blindheit und chronische Gefäßerkrankungen. Nach Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation sterben jährliche 4,3 Millionen Menschen an den Folgen der so genannten Indoor Air Pollution. »Es gibt noch eine ganze Menge zu tun«, sagt die Physikerin und Ärztin Katharina Dworschak: »Im Moment sind die Leute sehr motiviert – jetzt müssen wir schauen, dass wir den Schwung aufrecht erhalten«. Von Marcus Ullrich

Hier finden Sie das ausführliche Interview mit den »Ofenbauern« vom Partnerschaftsverein Vaterstetten

Artikel vom 22.05.2014
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