Wer wirds machen?

Ramersdorf/Perlach · Alle wollen bürgernahe Politik für den Riesenstadtbezirk 16

Am Sonntag fällt die Entscheidung, wer mehr überzeugen konnte: Thomas Kauer, Marina Achhammer oder Guido Bucholtz (v.l.).	Fotos: privat

Am Sonntag fällt die Entscheidung, wer mehr überzeugen konnte: Thomas Kauer, Marina Achhammer oder Guido Bucholtz (v.l.). Fotos: privat

Ramersdorf/Perlach · Am Sonntag, 16. März, herrscht die Qual der Wahl. Die SPD ist bisher stärkste Fraktion im Bezirksausschuss (BA) 16 Ramersdorf-Perlach und wenn es nach der Vorsitzenden Marina Achhammer geht, kann das gerne so auch bleiben.

Sie möchte nach 18 BA-Jahren, davon sechs als Kinderbeauftragte, sechs als stellvertretende Vorsitzende und sechs als Vorsitzende, das große Gremium für eine weitere Amtszeit leiten. Dabei beweist sie bisher gelassene Routine, ein gutes Gespür für alle Mitstreiter im Ausschuss und auch mal einen trefflich-grantigen bayrischen Zwischenton. Die inhaltliche Arbeit des gesamten Vorstands lasse aber »noch Luft nach oben«, konstatiert naturgemäß der politische Gegenspieler Thomas Kauer, der auf Platz 1 seiner Partei antritt.

Der CSU-Fraktionssprecher findet, dass die Belange des größten Bezirks mit über 108.000 Bürgern deutlicher gegenüber der Stadt vertreten werden könnten: »Hier sollte man den Konflikt nicht scheuen.« Der junge Politiker glänzt im BA durch Sachkompetenz mit Schwerpunkt Verkehr. Auch über die Interessen der verschiedenen Ramersdorfer Bürgerinitiativen ist Kauer bestens informiert. Nüchtern und immer sehr detailliert vorbereitet, begleitet er die unterschiedlichsten Anträge und Parteiinitiativen. Er stellt oft fachliche Fragen und stößt Neues an, kann aber auch sehr deutlich werden, wenn er glaubt, seine Partei sei übergangen worden.

Nach den letzten Wahlen im März 2008 bezogen die SPD-Fraktion 20 Sitze, die CSU 16, Bündnis 90 / Die Grünen vier, David contra Goliath / ÖDP drei und die FDP zwei Sitze. Ein deutliches Gewicht gegen die beiden großen Fraktionen setzen die Grünen durch Guido Bucholtz. Er kämpft stets um die Interessen Neuperlachs und lässt in Debatten nicht locker, bis alle Aspekte auf dem Tisch sind. Dabei hat er immer die sozial Schwächeren und die Lebensqualität der Bürger im Blick. Seine Partei muss sich daher wohl kaum Sorgen um den Wiedereinzug machen und fände sieben Sitze im neuen BA angemessen. Die beiden großen Blöcke SPD und CSU könnten fast konstant bleiben. Die bisher mit zwei Sitzen vertretene FDP starten mit Handwerksmeister Rolf-Peter Döll mit einem neuen Kandidaten für den BA 16. Ob die ÖDP gemeinsam mit David contra Goliath (DaCG) wieder drei Vertreter zur Fraktionsstärke bündeln kann, ist offen. Bisher hat Otto Schlichtmeier (DaCG) manchen neuen Gesichtspunkt eingebracht. Ein Zünglein an der Waage war die Fraktion allerdings nicht, obwohl man sich das angesichts der 20 Sitze der SPD-Mehrheit versprochen hatte. Zusätzlich könnte mit den Freien Wählern noch eine sechste Gruppe in den BA einziehen.

Für die SPD stehen viele bewährte BA-Politiker wie Kurt Damaschke, Alexandra Schmidt, das Ehepaar Del Bondio oder Markus Guinand auf der Liste. Fraktionssprecherin wird voraussichtlich Astrid Schweizer bleiben. Die CSU ist mit Rechtsanwalt Wolfgang Thalmeir, dem Kulturbeauftragten Erwin Bohlig, Elternbeiräten und anderen Experten ebenfalls sehr gut aufgestellt.

Zwei Großbauprojekte stehen an

In den kommenden sechs Jahren könnten gleich zwei Großprojekte im Stadtbezirk in die tatsächliche Bauphase gehen. Für den Hanns-Seidel-Platz ist der Architekturwettbewerb entschieden, gegen Ende dieses Jahres soll das Bebauungsplanverfahren abgeschlossen werden. Dann entsteht Stück für Stück ein völlig neues Neuperlacher Zentrum mit rund 400 Wohnungen, Geschäften und dem Bürgerzentrum. »Vielleicht erleben wir tatsächlich den Umzug aus dem provisorischen Kulturhaus in einen festen Sitzungssaal«, sagt Marina Achhammer zuversichtlich.

Eine andere Großbaustelle könnte die Umgestaltung und leichte Vergrößerung des Ramersdorfer Ortskern mit der Umschwenkung der Rosenheimer Straße werden. Auch hier sind neue Wohnungen und Geschäfte geplant. Ebenso wie am Hanns-Seidel-Platz wäre das ein großer Meilenstein für den Stadtbezirk. Auch an vielen anderen Stellen im 16. Stadtbezirk, wird neuer Wohnraum geschaffen und dabei teilweise Altes, wie in der Haldenseesiedlung, komplett neu gestaltet. Sorgen bereiten in Neuperlach teilweise der Ablauf der Mietpreisbindungen. Ganz neue Wohngebiete entstehen an der Hochäckerstraße und voraussichtlich im Planungsgebiet zwischen Karl-Marx-Ring und Friedrich-Creuzer-Straße. Das Thema Nachverdichtung bleibt dabei ein Dauerbrenner. Runderneuert wird beispielsweise auch die Bezirkssportanlage an der Bert-Brecht-Allee, der SVN baut dazu eine neue Dreifachsporthalle mit Kletter-und Boulderwänden.

»Wichtigste Aufgabe des BA als Stadtteilparlament ist es, vor Ort Bürgerbeteiligung umzusetzen«, erklären Achhammer und Kauer einhellig. Denn die Bürger wissen am besten um die örtlichen Gegebenheiten. Achhammer will deswegen bei den Neuplanungen zum Piedertorfer Gelände von Anfang an viel Austausch. Besonderes Augenmerk hat sie bei allen Aktivitäten auf den Erhalt des Sozialen Friedens. Bewohnertreffs, Jugendtreffs und die Seniorenarbeit sollen weiter gedeihen, damit sich alle Anwohner des BA 16 wohlfühlen und den Stadtbezirk genießen können.

Thomas Kauer formuliert die Bürgerbeteiligung etwas spitzer aus und will die Bürger dazu ermutigen, für ihre Interessen zu kämpfen und eigene örtliche Entscheidungsrechte zu reklamieren. »Nach meiner Einschätzung müssen wir da als Bezirksausschuss deutlich aktiver werden und unsere Positionen der Stadt gegenüber mit mehr Leidenschaft und Selbstbewusstsein vertreten. Das wird vorrangig die Aufgabe des neuen BA-Vorstands. Als größter Stadtbezirk, der noch dazu stark wächst, haben wir auf jeden Fall keinen Grund vor der Stadtverwaltung zu kuschen.«

Besonders das Bauprojekt Hanns-Seidel-Platz werde die Stadtteilpolitik »auf Trab halten«, sagt Bucholtz. Auch ihm ist hier wichtig, die Bevölkerung in jeden Verfahrensschritt mit einzubeziehen, beispielsweise in Form von Workshops.

Wie der wachsende Stadtbezirk die Verkehrsthemen löst, ist ungeklärt. Die CSU hat die Untertunnelung des Mittleren Rings in Ramersdorf in ihr Wahlprogramm aufgenommen. Finanzierung und Realisierung sind komplett offen. Beim Thema Südanbindung (SAP) kollidieren die Interessen Neubibergs mit den Wünschen der Stadt München. Deutlich Position bezieht hier Guido Bucholtz: »In den Köpfen von CSU und SPD existiert immer noch der Wunsch nach dem Bau der Südanbindung Perlach (SAP), ob in Voll- oder Stummelversion. Seit mittlerweile 20 Jahren mein Thema mit dem Ziel, dieses überflüssige Projekte zu verhindern.« bus

Artikel vom 11.03.2014
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...