»Wir alle sind Moosach«

Gegen Rechtsextremismus und Ausgrenzung: neun Veranstaltungen im Viertel

Die Veranstalter von »Wir alle sind Moosach«, die Reihe für mehr Toleranz und gegen Rechtsextremismus. 	Foto: ws

Die Veranstalter von »Wir alle sind Moosach«, die Reihe für mehr Toleranz und gegen Rechtsextremismus. Foto: ws

Moosach · Für mehr Toleranz, gegen Rechtsextremismus: Dazu finden vom 31. Oktober bis 15. November unter dem Motto »Wir alle sind Moosach« in Moosach neun Veranstaltungen statt: vom Interreligiösen Friedensgebet über Konzerte, Literatur, Gesang, Ausstellungen, Diskussionen und Mitmachaktionen.

Zentrale Veranstaltung ist die Lesung am 9. November – als Erinnerung an die Reichspogromnacht am 9. November 1938. Die Lesung hat das Motto »Wir alle lesen!« Damit wollen die Veranstalter auf die schrecklichen Ereignisse vor 75 Jahren aufmerksam machen und ein »deutliches Zeichen für ein respektvolles Miteinander setzen«. Jeder Bürger kann seinen Text selber aussuchen und vortragen. Die Lesezeit beträgt pro Person fünf Minuten. Die Lesung beginnt am Samstag, 9. November, um 10.40 Uhr am neuen Brunnen auf dem »Moosacher Stachus« und dauert bis 15 Uhr. Hier, auf der stark befahrenen Kreuzung Dachauer-, Pelkoven-, Baubergerstraße, soll es ein lautstarkes Forum zum Thema Toleranz geben. Wer einen Text vorlesen will, muss sich bis spätestens 8. November im Pelkovenschlössl am Moosacher St.-Martins-Platz unter Tel. 1 43 38 18 21 anmelden.

In Moosach selbst habe es zwar am 9. November 1938 keine Ausschreitungen gegeben, berichtet Johanna Salzhuber, Vorsitzende des örtlichen Geschichtsvereins und des Bezirksausschusses. Doch das Viertel blieb vom Nationalsozialismus und dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte nicht verschont: Wo heute das Moosacher Gymnasium steht, war einst ein Arbeitserziehungslager, eine Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau. Es existierte ab dem 25. August 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 auf dem heutigen Lehrerparkplatz des Moosacher Schulzentrums an der Gera-/Leipziger Straße. »Wider das Vergessen« soll die Reihe wirken. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Die Faltblätter mit dem genauen Programm von »Wir alle sind Moosach« liegen unter anderem im Pelkovenschlössl und in der Stadtbibliothek aus. Ein paar Stunden vor der Lesung am 9. November findet ebenfalls am Brunnen ein Interreligiöses Friedensgebet statt: mit Katholiken, Protestanten, Griechisch-Orthodoxen, der evangelisch-methodistischen Erlöserkirche München Moosach und einem Vertreter des Islam. »Wir wollen suchen, was uns verbindet, und nicht definieren, was uns trennt«, sagt Pfarrerin Sabine Nagel von der evangelischen Heilig-Geist-Kirche. Beginn des Gebets ist um 10 Uhr.

Am Samstag, 9. November, gibt die türkische Sängerin und Schauspielerin Hülya um 20 Uhr ein Konzert im Pelkovenschlössl. Ob Konzert, Ausstellung oder Diskussion, »wir wollen ein Zeichen setzen für ein tolerantes Miteinander«, sagt Schlössl-Geschäftsführerin Julia Schönfeld-Knor. Veranstalter der Reihe sind Bezirksausschuss, Stadtbibliothek, Pelkovenschlössl, Freizeitstätten, Caritas, der Kulturverein »Die Linie 1« und das Alten- und Service-Zentrum. Wer will, kann in der Stadtbibliothek seine eigene Geschichte kurz aufschreiben. Man kopiert in der Bücherei an der Hanauer Straße 61a seine Hand auf buntes Druckerpapier, schreibt etwas auf und pickt seine Papierhand an die Wand – anonym. »Ich bin aus Peru. Meine Tochter ist Deutsche. Ich möchte Frieden und Liebe«, hat eine Moosacherin aufgeschrieben. Wally Schmidt

Artikel vom 29.10.2013
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