Rückblicke, Einblicke, Ausblicke

Ausstellung »Goidans Giasing« von Richard Mayer

Tolle Werkschau: »Goidans Giasing« hat Richard Mayer mit seiner »Sezession Münchner Lichtbildner« komponiert. ASZ-Leiterin Walburga Fischer freut sich, dass die Ausstellung jetzt auch an der Werinherstraße Station macht.	Foto: HH

Tolle Werkschau: »Goidans Giasing« hat Richard Mayer mit seiner »Sezession Münchner Lichtbildner« komponiert. ASZ-Leiterin Walburga Fischer freut sich, dass die Ausstellung jetzt auch an der Werinherstraße Station macht. Foto: HH

Giesing · »Wissen Sie, wo das ist? Ganz neu, im Zentrum Obergiesings!« Richard Mayer gibt die Antwort auf seine Frage dem Betrachter des Bildmotivs gleich selbst mit auf den Weg.

Kein Wunder, der arrivierte Fotograf, Grafik-Designer und Vorsitzende der »Sezession Münchner Lichtbildner« ist nicht nur selbst ein gebürtiger Obergiesinger aus dem Karree an der Tegernseer Landstraße – er ist auch maßgeblicher Initiator und ausführende Kraft der sehenwerten Fotoausstellung »Goidans Giasing« (Goldenes Giesing), die noch bis zum kommenden Frühjahr während der allgemeinen Öffnungszeiten in den Räumen des Alten- und Servicezentrums Obergiesing an der Werinherstraße 71 zu bewundern ist.

Die sehenswerte Werkschau mit rund 60 Motiven bietet intensive Rückblicke, neue Einblicke und interessante Ausblicke in die nähere Giesinger Heimat. Die Fotos korrespondieren sensibel mit den großen Veränderungen in einem Giesing des Wandels. Absolut sehenswert.

Ein Rundgang durchs goldene Giesing

Seit sechs Jahrzehnten hat sich der 1934 in München geborene Richard Mayer der Finessen der Fotografie gewidmet und sein Kunsthandwerk von der Pieke auf gelernt. In zahlreichen Bildbänden hat er sich besonders seiner bayerischen Heimat gewidmet und bei der aktuellen Ausstellung die Linse seiner Kamera exakt auf seine »Giasinga« Heimat gerichtet. Herausgekommen ist eine Fotoschau als Zeitreise durch Straßenzüge entlang der St. Bonifatius- oder der Alpenstraße, hinüber zum traditionsreichen Flohmarkt »Hoibe-Hoibe« oder zur Ballettschule in der Unteren-Gras-Straße, wo der Opa Richard Mayer Tanzszenerien sinnlich einfängt, mit fotografischen Mischtechniken anreichert und gleichzeitig der Enkelin bei ersten tänzerischen Gehversuchen über die Schulter blickt. Doch nicht nur der Kreis der Generationen schließt sich in dieser liebevoll arrangierten Werkschau – auch Giesinger Befindlichkeiten im steten Wandel der Zeit sind hier gekonnt abgebildet. Die Graffiti in der Unteren-Grasstraße weist auch auf einen künstlerischen Wandel hin – eklatanter fallen die baulichen Veränderungen aus, die Mayer gekonnt und penibel dokumentiert. Die Sprengung des Agfa-Hochhauses in mehreren Phasen und Belichtungen hat er ebenso eingefangen wie den Abriss des lange Zeit so vertrauten Hertie-Hochhauses an der »TeLa«.

Mit Motiven des Sechziger-Stadions und entlang der Heimat des Fußballkaisers Franz Beckenbauer im Dunstkreis des »1906er-Platzes« und der angrenzenden Zugspitzstraße ist die Ausstellung genauso bestückt wie mit einem Einblick in die Kiesstraße und dortige Schreinerei, welche Kulisse und geistige Heimat der legendären Kinderserie des »Pumuckl« bildet und mit den von Mayer eingefangenen, zittrig ausgestalteten Figurenzeichnungen das sichtbar-unsichtbare dieser Kultfigur unterstreicht. Prägende Bauten aus verschiedenen Epochen wie die Martin-Luther-Kirche, der Giesinger (Kultur-)-Bahnhof in saniertem Gewand oder das Anton-Fingerle-Zentrum als ehrgeizig projektierte, gehobene Lehr- und Kultureinrichtung inmitten eines sich wandelnden Arbeiterviertels sind auf den Fotostrecken festgehalten.

Das Baustellen-«Panorama« des neu gestalteten Agfa-Parks ist Thema und das mittlerweile abgerissene, baulich wenig attraktive Wohnheim »A1« an der Untersbergstraße plakatieren Giesinger Momente aus der exakten Fokussierung des Fotografen. Übrigens: »Goidans Giasing« beschreibt in den Bilddokumenten kein goldenes Zeitalter eines mitunter gebeutelten Viertels, keine goldene Vergangenheit oder ebensolche Zukunft: der Titel der Ausstellung ist vielmehr einer besonders im Sonnenlicht golden strahlenden Fassade im Herzen Obergiesings geschuldet – in deren glasartigen Pailletten sich so manches Quartiersmotiv golden anmutend spiegelt. Wo genau? Machen Sie sich doch selbst auf Entdeckungsreise rund um die »TeLa« – oder erkunden Sie die tolle Werkschau im ASZ. Richard Mayer hilft bei Bedarf gerne weiter.

Er kennt seinen Stadtteil – die goldenen und die schattigen Seiten. Informationen gibt es im ASZ unter Telefon 6 90 61 62 oder direkt beim Fotograf und Sezessionsvorstand Richard Mayer unter Telefon 6 90 23 89 sowie im Internet www.foto-sml.de. Harald Hettich

Artikel vom 24.10.2013
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