Vorbehalte bleiben

Abrissarbeiten für die Europäische Schule haben begonnen

Zum Schuljahr 2017/2018 soll die Dependance der Europäischen Schule München fertig sein.	Foto: ar

Zum Schuljahr 2017/2018 soll die Dependance der Europäischen Schule München fertig sein. Foto: ar

Giesing/Fasangarten · Am Perlacher Forst inmitten der ehemaligen Amisiedlung soll in den kommenden Jahren eine Dependance der Europäischen Schule entstehen – weil die Raumressourcen am heutigen Schulstandort in Neuperlach endgültig erschöpft scheinen.

Europäischen Schule

Mitte 2015 sollen die eigentlichen Bauarbeiten beginnen, wie jetzt bei einer Pressekonferenz der Bautreiber verlautete. Pünktlich zum Schuljahresbeginn 2017 / 2018 soll die neue Schule samt Kindergarten dann bereits ihren Betrieb aufnehmen können. Rund 1.800 Schüler sollen dort eine Heimat finden. In diesen Tagen beginnen die Arbeiten offiziell mit dem Abriss der sogenannten Halle 400 gegenüber des alten Heizkraftwerkes.

Während die Schulleitung und Eltern sich auf diesen Termin freuen, sind die Vorbehalte im Viertel gegen das Projekt weiter groß. Bei zwei Einwohnerversammlungen im Herbst 2012 und vor einigen Wochen wurden viele kritische Stimmen gegen das Projekt des geplanten Erweiterungsbaus laut. Vor allem die aus Sicht vieler Anwohner ungeklärten Fragen der verkehrlichen Anbindung des Schulkomplexes mitsamt eines neuen Nahversorgers im Umgriff der S-Bahnstation Fasangarten lässt viele Bürger skeptisch zurück. Immerhin will die das Projekt steuernde Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) bei der Realisierung den größtmöglichen Dialog mit den Bürgern vor Ort und der Stadtverwaltung pflegen – verlautete jüngst bei einer eigens anberaumten Pressekonferenz zum Thema. Sogar regelmäßige Treffen im Cincinnati-Kino soll es während der rund vierjährigen Planungs- und Realisierungsphase geben. Ob die die Anwohner befriedet, bleibt abzuwarten. Immerhin wird derzeit geprüft, ob die neuen Schulturnhallen auch den örtlichen Vereinen zugute kommen sollen. In einer Testphase soll geprüft werden, ob die Nutzung der Sport-areale der Europäischen Schule außerhalb der Unterrichtszeiten auch den Vereinen auf Dauer möglich gemacht werden kann. Ein Wunsch der Vereine, der seitens der Planer und der Schulleitung im vergangenen Jahr noch abgelehnt worden war.

Doch das Hauptkritik-Thema Verkehr drängt andere Erörterungen in den Schatten: der im Umgriff künftig vermehrt zu erwartende Verkehr ließ den Unmut bei der Einwohnerversammlung einmal mehr in die Höhe schnellen. Zumal vonseiten des städtischen Planungsreferates bekannt wurde, dass eine zentrale Forderung der Anwohner und eine Anregung des örtlichen Bezirksausschusses wohl nicht realisiert werden wird: Um die Trassen im Viertel zu entlasten und den gesamten Schulzubringerverkehr nicht nur über die Lincolnstraße und weitere Siedlungsseitenarme abzuwickeln, hatte die eigens gegründete Bürgerinitiative »Amisiedlung« gefordert, eine durchgängige Nord-Süd-Anbindung zwischen der Schwanseestraße im Norden und der Lincolnstraße im Siedlungsgelände über die Herbert-Quandt-Straße zu schaffen. Doch dazu dürfte es nicht kommen: Seitens des Planungsreferates sei die Maßnahme geprüft, aber als »nicht geeignet« eingestuft worden, ließ Susanne Bäumler vom Planungsreferat bei der Einwohnerversammlung verlauten. Vor allem finanzielle Gründe machte sie für die Negativ-Einstufung verantwortlich. Denn die Kosten einer solchen Erschließung würden an der Stadt hängen bleiben. Zudem spreche auch ein anderer Grund dagegen: Die Eingriffe in den Grünbestand seien »zu schwerwiegend«.

Eine Einschätzung, die nach Ansicht der Bürgerinitiative schon allein durch den großen Planungsumfang der Entwickler auf dem Gelände konterkariert werde. »Kommerzkomplex« nennt man vor Ort längst jenes potentielle Nahversorgungszentrum, das im direkten Umgriff der nahen Bahntrasse im Süd-Osten des Planungsgebietes eingerichtet werden soll und nach Sicht vieler Anwohner den notwendigen Versorgungsrahmen vor Ort bei Weitem sprengt. »Statt eines an die lokalen Gegebenheiten angepasstes Ladenlokal zu entwickeln, wird man mit diesem Geschäftskomplex vor allem reichlich weiteren Verkehr anziehen«, schimpfte ein Bürger mit Blick auf die möglichen Auswirkungen etwa entlang der Marklandstraße. Diese werde schon heute stark frequentiert und sei einst als Anwohnerstraße konzipiert worden. »Durch ein mehrstöckiges Einkaufszentrum wird auch der Charakter der alten Amisiedlung jetzt komplett verloren gehen«, klagte ein weiterer Anwohner über die Dimensionen der Planung.

Doch der Planungsweg scheint im umstrittenen Ausmaß längst geebnet und vorgezeichnet. Wie die Bima verlauten ließ, gebe es für das zum Verkauf stehende Nahversorgungs-Areal eine »zweistellige Anzahl an Bewerbern«. Bereits im September werde eine Investorenentscheidung fallen. Auch das Versorgungszentrum soll dann 2017 seine Pforten öffnen. Das Gesamtkonzept Schule und Nahversorgung am Perlacher Forst dagegen scheint in seinen Grundfesten zu stehen. Immerhin: auch der Bezirksaussschuss Obergiesing-Fasangarten wird sich vor allem erneut mit den Verkehrsfragen beschäftigen, hieß es. Harald Hettich

Artikel vom 27.08.2013
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