Musicaluraufführung über die Münchner Krawalle am WHG

Bogenhausen · Sturm der Gefühle

Die Schüler des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums investieren derzeit jede freie Minute in die Probenarbeit.	Fotos: Jan Bertram

Die Schüler des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums investieren derzeit jede freie Minute in die Probenarbeit. Fotos: Jan Bertram

Bogenhausen · »Schlagt hart zu!« Nikolaus Huber holt mit seinem Schlagstock aus. Knapp verfehlt er Sebastian (15) und Paul (16), die den Schwüngen gerade noch erschrocken ausweichen. »Nein, nein! Versucht mehr nach hinten zu gehen.«

Monika Ptacek meldet sich aus dem Hintergrund zu Wort. Sie hat die Probe in der neuen Sporthalle des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG) an der Elektrastraße 61 beobachtet. Wer da in der Rolle des Polizeibeamten Angermeier handgreiflich wird, ist im wirklichen Leben Physiklehrer. Die beiden Hauptdarsteller, als Polizeischüler Roman doppelt besetzt von Sebastian Greiler aus der 9. Klasse und Paul Griebel aus der Q11, sind auch im echten Leben Hubers Schüler. Monika Ptacek, Deutschlehrerin am WHG, ist seit Tagen hauptsächlich als Regisseurin im Einsatz. Denn in der zweiten Juliwoche steht am WHG die Uraufführung von Tom Wendes Musical »Krawalle und Liebe« an.

»Manche ältere Münchner bekommen leuchtende Augen, wenn sie darauf angesprochen werden: ›Die Schwabinger Krawalle? Ich war dabei! Diese Münchner Nächte im Juni 1962 waren ein Bekenntnis zur jungen Freiheit!‹« So beschreibt der Komponist Tom Wende, der die Fächer Deutsch, Geschichte und Musik am WHG unterrichtet, die Begeisterung für den Stoff seines Musicals. Wende, der auch als Klavierkabarettist im Münchner Umland auftritt: »Diese Thematik ist wie für ein Musical geschaffen: Junge Frauen und Männer, die auf das Recht der Freizügigkeit und freien Meinungsäußerung pochten und später, als sie daran gehindert wurden, eine Hauptverkehrsader der Stadt, einfach besetzen – nicht nur den Leopoldstraßenrand, sondern die ganze Straße.« Erzählt wird die Geschichte von Roman und Jule, die sich während der Krawalle nach langer Zeit wieder sehen. Zusammen aufgewachsen gingen beide zunächst getrennte Wege. Roman ist angehender Polizist und verlobt mit Sabine, gespielt von Astrid Haas (18), während die selbstbewusste Jule, gespielt von Lavinia Thelen (18) und Tara Rasuli (17), als freiheitsliebende Studentin in einer Beziehung mit dem machtbesessenen Franz steckt. Parallel zum Sturm auf der Straße entfacht sich ein Sturm der Gefühle.

Mit einem Stock in der Hand, Zylinder auf dem Kopf und zufriedenem Lächeln auf dem Gesicht hört der selbstverliebte Franz laut die von der Menge an ihn gerichteten Worte »Du bist der King!« Der intrigante Freund Jules, gespielt von Raphael Thesing (16), will, dass sich endlich etwas in München regt. Als Antagonist im Stück bringt er die Studenten Münchens, dargestellt vom Chor, dazu, sich gegen die polizeilichen Einschränkungen zu stellen und initiiert damit die Krawalle. Durch das Zusammenwirken von Chor, Big Band, Orchester und Kreativband ist es möglich, die Vielseitigkeit der Schwabinger Musikszene in den Sechzigerjahren authentisch wiederzugeben und auch moderne Funk- und Rockelemente einzubinden. Eine fesselnde Choreografie wurde mit Schülerinnen unter der Leitung der Englisch- und Lateinlehrerin Ute Schmid entwickelt, welche das Stück noch packender gestaltet. Das P-Seminar Veranstaltungstechnik der Q11 sorgt dafür, dass die moderne Licht- und Tontechnik der Sporthallenbühne effektiv eingesetzt wird. Auch etliche Lehrer wirken am Musical mit. Überhaupt ist das Besondere dieser kreativen Arbeit, dass sie von der ganzen Schulfamilie, von mehreren Fachschaften und vielen Schülern und Lehrern getragen wird. Komposition, Arrangement, Einstudierung, Bühnenbild, Choreographie und Regie, alles an diesem Musical ist somit »haus(enstein)gemacht«. Regisseurin Monika Ptacek gelang es, das Zusammenarbeiten aller Mitwirkenden zu harmonisieren und der Handlung einen dynamischen und spannenden Verlauf zu geben.

»Für einen Schulleiter ist es immer etwas ganz Besonderes«, schwärmt Schulleiter Wolfgang Hansjakob, »gemeinsam ein jahrgangsstufen- und fächerübergreifendes Projekt auf die Beine zu stellen«. Als Musiklehrer und Opernliebhaber sei für ihn eine Uraufführung aus dem eigenen Hause nicht zu toppen. Als erfahrener Sänger unterstützte Hansjakob die Solisten bei den Gesangsproben und half bei der Organisation. Zusammen mit allen Mitwirkenden und den Schülern ist er bereits gespannt auf das Resultat der monatelangen harten Arbeit. Die Premiere findet am Dienstag, 9. Juli, in der Sporthalle des WHG statt. Weitere Termine finden Sie im Textkasten. Nora Bode/Paul Griebel, Q11

Benefizvorstellung für die Hochwasseropfer

Das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium möchte einen Beitrag dazu leisten, dass den vom Hochwasser Geschädigten möglichst umfassend geholfen werden kann. Nach dem Motto »WHG – Wir Helfen Gerne« findet am Sonntag, 14. Juli, um 11 Uhr eine Matineevorstellung des München-Musicals »Krawalle und Liebe« statt. Der Erlös dieser zusätzlichen Aufführung in der Sporthalle des Gymnasiums wird in vollem Umfang dieser Hilfe zur Verfügung gestellt werden. Auch in den anderen Vorstellungen am 9., 10. sowie 13. und 14. Juli wird eine Spendenbox aufgestellt. Eintrittskarten für die Benefizvorstellung wie auch für alle anderen Aufführungen zu 12 und 9 Euro, ermäßigt 8 und 6 Euro, Familienkarte zu 28 und 22 Euro, erhalten Sie über das Sekretariat des WHG, Elektrastraße 61, telefonische Reservierung unter 0 89 / 92 29 96 90.

Artikel vom 25.06.2013
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