Die Schauburg wird 60: Geburtstagsfestival vom 9. bis 15. Juni

Schwabing · Ein legendäres Haus

George Podt vor der Schauburg: Das geschichtsträchtige Theater, oben auf einem Foto von 1986, wird heuer 60 Jahre alt und feiert jetzt seinen Geburtstag mit einem Festival. Fotos: scy/Schauburg

George Podt vor der Schauburg: Das geschichtsträchtige Theater, oben auf einem Foto von 1986, wird heuer 60 Jahre alt und feiert jetzt seinen Geburtstag mit einem Festival. Fotos: scy/Schauburg

Schwabing · Weltstars wie Jimi Hendrix und Pink Floyd standen hier auf der Bühne, umjubelt, frenetisch gefeiert – und heute sind es die Janosch-Figuren und Kinderlieblinge »Tiger und Bär«, um auf ihre legendäre Schatzsuche zu gehen: Keine Frage, die Geschichte der Schauburg, Theater der Jugend am Elisabethplatz, ist so abwechslungsreich wie aufregend.

Mit ihr verbunden sind auch Namen wie unter anderem Fritz Teufel und Andreas Baader, Rainer Werner Fassbinder und Jörg Hube, Shakespeare und Schiller. Demnächst – und das zum inzwischen 60-jährigen Bestehen der Schauburg – steht »Die Suche nach dem Gral« an, die Eröffnungsvorstellung des Jubiläumsfestivals von Sonntag, 9., bis Samstag, 15. Juni. »Wir wollen diese Festwoche allen zum Geschenk machen«, sagt Intendant George Podt. Wer zur Bescherung kommt, wird Stücke sehen wie »Elektra« und »Ente, Tod und Tulpe«. Eigenproduktionen werden ebenso gezeigt wie Gastspiele des Jungen Schauspielhauses Hamburg und des Nürnberger Theaters »Pfütze«. Die »Pyromantiker« aus Berlin präsentieren eine – kostenfreie – Feuerwerks-Outdoor-Vorstellung. Extra zum Festival gibt es einen Einheitspreis: 5 Euro pro Vorstellung. Und übrigens: Die Schauburg firmiert zwar unter dem Namen »Theater der Jugend«, doch Podt will sein Schauspielhaus als einen Ort verstanden wissen, an dem ein »Dialog der Generationen« entstehen kann. Vierjährige sind ebenso willkommen wie 17-Jährige, junge Eltern ebenso wie Senioren. »Sie alle sollen zu einem gemeinsamen Erlebnis und zu gegenseitiger Begegnung zusammengeführt werden«, sagt der Intendant, der inzwischen seit 23 Jahren am Haus ist und dessen Beliebtheit nicht abreißt: Pro Spielzeit kommen zwischen 37.000 und 40.000 kleine und große Besucher, die Auslastung liegt bei 95 Prozent, rund 350 Stücke werden pro Jahr gezeigt, darunter meist sieben Premieren. Dass Theater für Kinder und Jugendliche anders ist als es gängige Klischees besagen, stellen Podt und sein Profi-Ensemble jedes Mal aufs Neue unter Beweis. »Das Weihnachtsmärchen in Styroporkostümen ist unsere Sache nicht«, sagt er mit einem nachsichtigen Schmunzeln. »Wir verniedlichen hier keinen Shakespeare und wenn ›Die Räuber‹ aufgeführt wird, dann in der ­originalen Schiller-Sprache.« Was heißen soll: »Wir nehmen unser junges Publikum ernst.« Im Juni 1953 begann die Geschichte der Schauburg, zunächst unter dem Namen »Münchner Märchenbühne«. Gegründet von Sigfrid Jobst und seiner Frau Annemarie Jobst-Grashey im Goethe-Saal an der Leopoldstraße.

Vision nach geplatztem Traum

Jobst selbst wollte Tänzer werden, doch dann machte ein Unfall diesen Plan zunichte. Bald schon entstand eine neue Vision, die eines kulturellen Ortes für Kinder und Jugendliche. Ein Ort, der nach den Wirren und Entbehrungen durch den Zweiten Weltkrieg wieder Hoffnung geben und Werte wie Freundschaft vermitteln sollte. Ein Raum für neue, eigenständige Gedanken und Bilder jenseits der Zerstörung. Mit seiner ausbezahlten Invalidenrente in Höhe von 22.000 Euro konnte er diesen Traum realisieren. Ab 1957 war das Theater im Saal des Kolpinghauses an der Reitmorstraße 7 untergebracht, musste jedoch 1975 aus feuerpolizeilichen Gründen schließen. Just zu dieser Zeit schloss auch das »Blow Up« am Elisabethplatz seine Pforten, die damals bekannteste Diskothek Deutschlands, in der jeden Abend bis zu 2000 Tanzwütige aus allen Ecken der Republik zappelten, darunter bisweilen auch Fritz Teufel und Andreas Baader. Auf der Bühne gaben sich die großen Stars der Musikszene die Klinke in die Hand, mitunter Jimi Hendrix, Pink Floyd und Sammy Davis Junior. Nach dem Aus für die legendäre Disko sollte das Gebäude in die Hände einer Supermarktkette übergehen. Doch das missfiel den Schwabingern, sie protestierten. »Ich bin heute noch stolz darauf, dass in meiner Studentenbude die Bürgerinitiative gegründet wurde, die sich gegen den Supermarkt wehrte und für die Schauburg eine kulturelle Nutzung forderte«, erinnert sich Oberbürgermeister Christian Ude. Die Stadt kaufte das Gebäude, um es als kommunales Kinder- und Jugendtheater zu betreiben, und bis heute hat die Schauburg hier ihr Zuhause gefunden. »Das Theater-Schmuckstück setzt seine Impulse weit über Deutschland hinaus«, so Ude weiter. Mit Stücken, die »nicht Gebrauchsanweisungen zum richtigen Leben geben, sondern das Wahrnehmungs- und Urteilsvermögen trainieren und zum selbstständigen Denken verführen wollen«.

Guter Tipp eines Viertklässlers

Und Dominik aus der vierten Klasse einer Schwabinger Grundschule hat noch diesen ganz besonderen Tipp: »Ich würde das Theaterstück ›Salz‹ allen sehr empfehlen. Mit viel Gesang und Geige wurden die sieben Geschichten sehr geheimnisvoll erzählt. Der Ton und das an- und ausgehende Licht machten das Stück zu einem richtigen Abenteuer. Ohne Verkleidung und mit schnellen Falten von Papier ein Stück so zu gestalten, wie in der Schauburg, das muss man erst mal lernen.« Wer´das genauer wissen will: »Salz« wird auch in der Jubiläumswoche gezeigt, am Mittwoch, 12. Juni, und Donnerstag, 13. Juni, jeweils um 9.15 Uhr, für Zuschauer ab neun Jahren.

Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 28.05.2013
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