Foto- und Video-Schüler zeigen Bilder aus dem Münchner Osten

Ramersdorf · Was ist typisch Ramersdorf?

Organisatorin Christiane Metz und Dozent Xaver Nassermann (links) mit Schülern des DEB-Medienkurses in der Balanstraße.	Foto: bus

Organisatorin Christiane Metz und Dozent Xaver Nassermann (links) mit Schülern des DEB-Medienkurses in der Balanstraße. Foto: bus

Ramersdorf · Sind es die Ramersdorfer Kirche, die idyllischen Ecken oder einfach der Supermarkt von nebenan, die das Bild des alten und vielschichtigen Stadtteils prägen? Jugendliche eines Orientierungskurses haben den Münchner Osten professionell abgebildet.

Die sehenswerten Ergebnisse konnte man in der Fotoausstellung »Eindrücke« in der Balanstraße 138 im DEB IC-Point betrachten. Statt nach der Schule oder einer abgebrochenen Ausbildung in der Luft zu hängen, stellen 18 Teilnehmer einer Qualifizierungsmaßnahme ihre Fotos aus und zeigen Videos ihres Heimatstadtteils. Ein gutes halbes Jahr haben sie hier in der Balanstraße Foto- und Videotechniken, Bildbearbeitung und Webdesign im Unterricht gelernt und gleichzeitig viele andere Fähigkeiten und Soft-Skills trainiert. »Die hohe fachliche Qualität der Dozenten hat mich sehr überrascht«, sagt René Stawiavski, der stolz seine Fotos präsentiert. »Leider habe ich im Anschluss keinen Praktikumsplatz gefunden, so dass ich die letzten zwei Monate weiter hierher gekommen bin. Jetzt nach dem Integrationskurs steht für mich fest, dass ich nochmal die Schulbank drücke und endlich die Mittlere Reife mache.« Anschließend hat er dann das Abitur und ein Studium geplant, wenn alles klappt.

Ein Abschluss ist wichtiger als alles andere

Allen Jugendlichen zwischen 15 und 25 Jahren mit und ohne Schul- oder Berufsabschluss aus dem Münchner Südosten steht das Weiterbildungsangebot des Deutschen Erwachsenen-Bildungswerk (DEB) und Xenos in der Balanstraße offen. Auch Migranten sind willkommen. Wenn nötig, kann man hier im Kurs seine Deutschkenntnisse verbessern, ansonsten sind Textredaktion und Englisch auf dem Stundenplan. »Für den Start in diese halbjährige Ausbildung ist die Motivation des Einzelnen entscheidend«, so Film- und Videodozent Xaver Nassermann. »Viele Jugendliche schaffen es nicht, morgens pünktlich zu sein. Sie kommen dann mit immer neuen Ausreden an.« Oftmals fehle es an Strukturen, die im Elternhaus nicht vorgelebt würden.

Genau diese Lücke will der Orientierungskurs schließen und die Jugendlichen für den Berufsalltag fit machen. »Bei uns geht es um Austausch und Akzeptanz untereinander und natürlich auch um Anerkennung. Um sich im Berufsleben durchzusetzen, muss man selbstbewusst, neugierig, auch mal frech und vor allem kommunikativ sein«, so Nassermann. »Wer eine tranige, uninteressierte Ausstrahlung hat und nicht hinter sich und seinen Zielen steht, wird gleich aussortiert.« Das sollen die Teilnehmer hier lernen und mitnehmen. Aber auch eine andere Lektion bringt er seinen Schülern bei. Unangekündigt nimmt er sich mit in Unternehmen der Nachbarschaft. Dort in der Personalabteilung kommt sofort, wenn es um Praktika oder Anstellungen geht, die entscheidende Frage. »Was haben Sie für einen Abschluss?« Das müssten die Teilnehmer verinnerlichen. Denn oft sei das Berufsleben schon für gut Ausgebildete nicht leicht zu stemmen. »Wenn dann unsere Teilnehmer mit abgebrochenen Schul- und Ausbildungskarrieren auftauchen und auf die Frage, was haben sie im letzten Jahr gemacht haben, mit nix antworten, geht gar nichts mehr«, weiß der Dozent aus bitteren Erfahrungen. »Genau das möchte ich vermitteln. Noch können die Teilnehmer altersmäßig die Weichen anders stellen und versäumte Abschlüsse nachholen.«

Halt, Orientierung und Qualifizierung

Ein bisschen Zuhause sind die Räume in der Balanstraße mit ihren Dozenten und Mitschülern für die Jugendlichen im letzten halben Jahr geworden. »Einige kommen auch nach der Maßnahme immer wieder, wenn sie beispielsweise Unterstützung bei einer Bewerbung oder einfach nur einen Rat brauchen«, so Christiane Metz vom Projektteam. »Da sind wir nicht so streng, schließlich wollen wir dauerhaft Halt geben und betreuen unsere Teilnehmer auch in der ersten Zeit am Arbeitsplatz.« Schon im Kurs sind neben den fachlichen Webdesign-Bausteinen, die von der IHK anerkannt sind, soziale Kompetenzen und Teamarbeit gefragt. Bewerbungscoaching und Familienarbeit gehören ebenfalls zum Lehrplan. Mit der Präsentation der Arbeiten und der Fotoausstellung schließt der Kurs ab. Die 18 Teilnehmer haben es nun geschafft und gehen fit in Foto, Film und Webdesign und auch besser organisiert zurück in Schule, Ausbildung oder ihren ersten Job. Ein neuer Kurs hat bereits begonnen. Die Teilnahme ist kostenlos und laufend möglich. Interessenten können sich vor Ort oder bei Christiane Metz unter E-Mail c.metz@deb-gruppe.org oder Telefon 60 06 28 31 informieren. bus

Artikel vom 13.03.2013
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