Tänzer und Schützen interessieren sich beide für die Kagerstraße

Ramersdorf · Neue Partnerschaft?

Neben vielen anderen Tanzgruppen freut sich auch die TSG-Boogieformation auf die Möglichkeit eines neuen Standorts in der Kargerstraße. 	Foto: Verein

Neben vielen anderen Tanzgruppen freut sich auch die TSG-Boogieformation auf die Möglichkeit eines neuen Standorts in der Kargerstraße. Foto: Verein

Ramersdorf · Mühsam und langwierig ist die Standortsuche für eine Schießsportanlage im Münchner Osten. Schon vor über zehn Jahren machten sich der Polizei-Sportschützenverein (PSSV) und andere Sportschützen auf die Suche.

Nun ist für sie das Areal an der Kagerstraße 9 denkbar. Allerdings müssen die Schützen innerhalb eines Jahres einen Kooperationspartner präsentieren und ein verbindliches Planungs- und Nutzungskonzept vorlegen.

Verspätet ist der städtische Verkehrszeichenbetrieb nach Norden in die Schragenhofstraße umgezogen und hat Ende des Jahres die Kagerstraße verlassen. Damit steht das Ramersdorfer Grundstück für andere Interessenten offen. Weil der Polizei-Sportschützenverein bereits jahrelang auf Standortsuche ist und zwischenzeitlich Grundstücke an der Schwablhofstraße und in der Aschauer Straße wieder verwerfen musste, gibt das Kommunalreferat den Schützen jetzt Planungssicherheit. Das Areal an der Kagerstraße wird für sie vorgehalten, es finden keine Verhandlungen mit anderen potenziellen Nutzern statt. Allerdings hat man eine einjährige Planungsfrist gesetzt und Eckdaten definiert. Die Rahmenbedingungen für Kooperationen sind folgendermaßen abgesteckt: Der PSSV erhält das Grundstück mittels Erbrecht langfristig, der Erbbauzins wird nach den Sportförderrichtlinien erhoben. Die Polizeischützen dürfen untervermieten, bei privatwirtschaftlichen Investoren werden hierbei marktübliche Preise festgesetzt. Für die Nutzung des Grundstücks liegt der Schwerpunkt auf sozialverträglichen Zugang zum Sport. Außerdem muss der PSSV die Kosten für den Abbruch der bestehenden Gebäude übernehmen.

Investor und Kooperationspartner dringend gesucht

Ohne einen möglichst finanzkräftigen Partner, das räumen die Polizeischützen ein, ist ein neues Schießsportzentrum nicht zu realisieren. Das Referat für Bildung und Sport verweist dabei auch auf die Mitgliederstatistik mit nur 200, überwiegend älteren Aktiven. »Im Augenblick sind wir in Gesprächen mit der Nachbarschaft, damit diese uns gegenüber offen sind«, erklärt der erste Schützenmeister Wolfgang Kink. Ideal schien zunächst der solvente Socca-Five-Anbieter Newsports. Bei dieser mit Musik und Lifestyle vermischten Form des Hallenfußballs spielen zwei Mannschaften mit je fünf Spielern auf einem mit Banden ausgestatteten Kunstrasenfeld gegeneinander. Eine erste gemeinsame Planung war jedoch nicht genehmigungsfähig. Zu groß und nutzungsintensiv wäre die Halle inklusive Fußball für das Grundstück ausgefallen, außerdem befürchtete man eine Störung der Nachbarn.

Nun gibt es einen anderen Interessenten, der auch lange Räume für ein Vereins- und Trainingszentrum für seine zirka 375 Mitglieder sucht. Die Tanzsportgemeinschaft München (TSG) möchte mehr Tanzbegeisterte, insbesondere Kleinkinder, Jugendliche und auch Senioren begeistern. Sport, Fitness, Tanz und Gemeinschaft stehen im Mittelpunkt des Ramersdorfer Vereins, der ohne eigene Räume an seine Kapazitätsgrenze stößt. Ein erstes gemeinsames Gespräch hat stattgefunden. Allerdings ist auch die TSG auf keinen Fall finanzkräftig genug, um das Projekt gemeinsam mit den Schützen zu stemmen. »Unter Umständen lassen sich aber bestehende Gebäude weiter für uns und andere Vereine nutzen«, meint der erste Vorstand Jürgen Schropp. »Wir haben grundsätzlich Interesse an diesem Standort angemeldet, ohne die Details und Vorgänge genau zu kennen. Bisher haben wir leider keine feste Vereinsbleibe und nutzen unterschiedliche Schulturnhallen. Der Sportbetrieb ist somit auf abends und etwa acht Monate im Jahr beschränkt. Gerade in der Vorbereitung auf Wettkämpfe und Meisterschaften haben wir damit häufig ein Problem.« Nach Ansicht des TSG sind die bisherigen Planungsentwürfe nicht zu stemmen. »Ich glaube nicht daran, dass jemand rund 7 Millionen Euro hier auf einem belasteten Grundstück investiert«, so Schropp. Somit bleibt die Finanzierung offen. Zwingend ist ein Sponsor oder ein Sponsorenkreis sowie Förderungen durch Sportamt, Landesmittel, Kulturreferat, »Soziale Stadt« und Europäischer Sozialfonds (ESF) glauben die Tänzer.

Ramersdorfer Bürgerpark als Alternatividee

Die TSG hat einen deutlich kleineren Alternativvorschlag. Entscheidend für diese Idee ist allerdings, ob die Stadtverantwortlichen Interesse daran haben in Ramersdorf, einem sozialen Brennpunkt, zu investieren. Unter dem Arbeitstitel »Bürger City« hofft die TSG auf einen Bürgerpark als kulturellen, sozialen und Sport-Treffpunkt. Die Wunschvorstellung reicht von einem Ramersdorfer Kultur- und Bürgerhaus über Pavillons oder noch nutzbare bestehende Gebäude als Heimat für kleinere Vereine und Gruppen. Auch die Schützen könnten hier einziehen. Ein buntes sportliches und kulturelles Leben würde sich dann in gemeinsamer Organisation und Verwaltung auf dem gesamten Gelände und den Freiflächen entwickeln. Beispielsweise mit Flohmärkten, Boccia- beziehungsweise Eisstockanlage, Slackelines und Beachvolleyball. Bei der Organisation und Instandhaltung will sich die TSG sehr gerne engagieren. Die entstehenden Kosten zur Umgestaltung des Anwesens Kagerstraße 9 müsste allerdings allein die Stadt München tragen.

Zunächst hat sich der Tanzverein nun für das Areal interessiert und auch beim Bezirksausschuss (BA) 16 Ramersdorf-Perlach einen Antrag eingereicht. Der BA hat keine Bedenken gegen ein neues Schießsportzentrum in der Kagerstraße, wenn neben der Polizei auch andere Schützen aus dem Münchner Osten hier trainieren dürfen. Außerdem unterstützt man eine gemeinsame Nutzung, beispielsweise mit dem TSG. Deshalb sollte das Grundstück nicht, wie von den Referaten geplant, ausschließlich den Polizeischützen zur Erbpacht und alleinigen Verwaltung überlassen werden. Der BA schlägt stattdessen die Gründung eines Trägervereins vor. Und auch die Lokalpolitiker möchten, dass die Grünflächen und eine möglicherweise hinzukommende Gaststätte öffentlich zugänglich sind. bus

Artikel vom 19.02.2013
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