Lesung eines lyrischen Werks in der Monacensia

»Einsam im Meer der Töne«

Bogenhausen · „Ich stehe einsam im Meer der Töne“ unter diesem Motto findet eine Lesung aus dem lyrischen Werk Wolfgang Bächlers, am Dienstag, 26. Juni, um 20 Uhr, in der Monacensia, Maria-Theresia-Str. 23.

„Ein unsteter Einzimmerbewohner, ein Wanderer zwischen zwei Welten, … ein Deutscher ohne Deutschland, ein Lyriker ohne viel Publikum, ein Erzähler ohne Sitzfleisch, … ein Linkshänder, dem auch das Schreiben mit der Rechten schon von der ersten Volksschulklasse an schwer fiel, kurzum ein unbrauchbarer, unsolider, unordentlicher Mensch“.

Mit diesen Worten, voller Selbstironie und Bescheidenheit beschreibt sich Wolfgang Bächler in seiner Prosaskizze „Zwischen den Stühlen“ selbst. In Wirklichkeit gehört Wolfgang Bächler, der 1925 in Augsburg geboren wurde, zu den bekanntesten und meist geachteten deutschen Nachkriegs- und Gegenwartsautoren.

Für den kritischen, aber urteilssicheren Gottfried Benn zählte Bächler schon im Jahre 1950 zu den „ganz wenigen neuen Lyrikern, die ihn wirklich interessieren.“ Als jüngstes Gründungsmitglied der „Gruppe 47“ geht Bächler in der Literaturgeschichte ein; gleich mit seinem ersten Lyrikband „Die Zisterne“ sorgt er für Aufsehen.

Aber Wolfgang Bächler ist und bleibt ein Rebell, nicht bereit sich von den Gesetzen des Literaturbetriebs einwickeln zu lassen. Diese für ihn so charakteristische Unangepasstheit und Autonomie hat er sich bis heute bewahrt, sie machen unter anderem den Reiz seiner Person und seiner Werke aus.

Mit schweren Verletzungen kehrt Wolfgang Bächler aus dem zweiten Weltkrieg zurück. Für einige Jahre lebt er in Deutschland, wo er studiert und mit seinen ersten Veröffentlichungen beginnt. Ende der 60er Jahre zieht es ihn nach Frankreich, wo er über ein Jahrzehnt lebt. Seit seiner Rückkehr 1967 lebt und arbeitet Wolfgang Bächler in München. Seit fünf Jahren ist sein literarisches Archiv im Besitz der Monacensia.

Besonderes Aufsehen erregte Wolfgang Bächler mit seiner Sammlung „Traumprotokolle. Ein Nachtbuch“ (1972), die er im Halbschlaf aufzeichnete. Daneben erschienen weitere Lyrikbände („Ausbrechen. Gedichte aus 30 Jahren“ 1976, „Nachleben“ 1982, „Ich ging deiner Lichtspur nach“ 1988), Prosa und 1990 der absurde Roman „Einer, der auszog, sich köpfen zu lassen“.

Im Werk Wolfgang Bächlers verbindet sich traditionelle Naturlyrik mit modernen surrealistischen Tönen. Seine Gedichte lassen sich nur schwer mit dem gängigen Vokabular beschreiben, schon gar nicht kann man ihn literaturwissenschaftlich einordnen. Doch genau das ist es, was Wolfgang Bächler und sein Werk auszeichnet.

Die Einführung übernimmt Prof. Wieland Schmied, Präsident der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Doris Schade von den Münchner Kammerspielen liest aus dem lyrischen Werk Wolfgang Bächlers.

Der Eintritt beträgt 10,-/8,- DM.

Artikel vom 20.06.2001
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