Alt und Jung gemeinsam vor dem PC – im Zeichen der Umwelt

Zentrum · »Browsen« 50 plus

Bringen Jung und Alt für den Klimaschutz zusammen: Projektleiter Christian Grundmann und Vanessa Martini.	Foto: scy

Bringen Jung und Alt für den Klimaschutz zusammen: Projektleiter Christian Grundmann und Vanessa Martini. Foto: scy

Zentrum · Link, Browser, Dropdown – wer mit dem Computer zugange ist, dem sind diese Begriffe in der Regel vertraut. Doch was, wenn man keinen blassen Schimmer hat? Wenn das PC-Latein einem so fremd ist wie beispielsweise Suaheli?

Acht Seniorinnen aus dem Alten- und Servicezentrum (ASZ) Lehel, die mit der modernen Technik noch fremdeln, lassen sich nun unter die Arme greifen – und zwar von einer Generation, die es wissen muss. 14 Schüler aus der achten und neunten Jahrgangsstufe des Wilhelmsgymnasiums im Lehel geben ehrenamtlich ihr Knowhow weiter. Und mehr noch: Auch die Umwelt profitiert davon. Jung und Alt zusammen bringen und damit das Klima schonen – das sei das ehrgeizige Ziel des neuen Projekts »Transfer«, berichtet Christian Grundmann von der Münchner Umweltschutzorganisation Green City, die den Workshop im Oktober ins Leben gerufen hat.

Konkret heißt das: Schüler vermitteln Senioren, wie sie neue Medien- und Kommunikationstechniken am besten einsetzen, um umweltfreundliche Mobilitätsangebote zu nutzen. »Die Generation 50 plus ist ja die Autofahrergeneration schlechthin«, so Projektbegleiterin Vanessa Martini. Doch muss es denn wirklich immer der eigene Pkw sein? Mit Hilfe des Computers sollen sich die Senioren in Zukunft darüber informieren können, wie sie mobil bleiben und gleichzeitig ihren CO2-Fußabdruck verringern können. Unter anderem werde ihnen beispielsweise vermittelt, sagt Martini, wie man Bahntickets ordern kann und wie man Busfernreisen buchen kann. Oder wie man Fahrräder mieten und Fahrgemeinschaften gründen kann und wie sich Routen durchs Stadtgebiet planen lassen – und das alles online.

Was hilfreich ist für die ältere Generation, nützt auch den Jungen. »Sie lernen selbst dazu«, sagt Projektleiter Grundmann. In vier vor­angegangenen Workshops wurden die Jugendlichen erstmal selbst mit den Lerninhalten vertraut gemacht. Und es wurde eingeübt, wie sie diese möglichst anschaulich an die Senioren weitergeben können. Freiwillige mussten übrigens nicht lange gesucht werden. Die Sache ist ein Angebot der Jugendlichen, das diese in ihrer Freizeit leisten. Dennoch gab es wesentlich mehr Bewerber als momentan benötigt werden. Michael Hotz, Leiter des Wilhelmsgymnasiums, war selbst überrascht, wie groß die Resonanz war. »Und wir sind begeistert, mit welchem Engagement unsere Schüler dabei sind.« Das Projekt sei, so Hotz, eine weitere Möglichkeit für die Jugendlichen zu zeigen, was in ihnen stecke. »Sie müssen sich ja oft genug von Erwachsenen ›beschallen‹ lassen, jetzt ist die Sache mal umgekehrt«, so der Schulleiter weiter. Gleichzeitig sei das eine Generation, von deren Lebenserfahrung die Jungen profitieren können.

Am 4. November trafen Jung und Alt erstmals zusammen. »Alle hatten sofort einen Draht zueinander«, berichtet Grundmann. Die Organisatoren hatten extra ein Kennenlernspiel vorbereitet, um die erste Anfangshürde zu nehmen. Doch das ist laut Grundmann gar nicht nötig gewesen, weil Schüler und Senioren sofort miteinander ins Gespräch gekommen seien. Schulleiter Hotz beschreibt es so: »Es war wie Liebe auf den ersten Blick.« Vor lauter Ratschen wäre der PC fast zur Nebensache geworden, und am Schluss hätten die älteren Damen ihre jugendlichen Nachhilfelehrer noch zu einer Limonade eingeladen. »Gewissermaßen eine Großmutter- Enkel-Situation«, sagt Hotz. Dem viel versprechenden Anfang werden drei Nachmittagskurse folgen. Und vielleicht noch weitere.

Hotz hat nichts dagegen, das Projekt als ständige Einrichtung an der Schule zu haben. Auch Green City denkt an eine Fortsetzung ihres Testballons – sofern die nächste Finanzierung klappt. Begeisterte Schüler, begeisterte Seniorinnen – die ersten Damen haben sich schon per E-Mail bei Green City zurück gemeldet. »Menschlich angenehm« und »Ich habe viel gelernt«, heißt es unter anderem in den Schreiben. »Und dass auch noch das Klima profitiert, ist natürlich der beste Nebeneffekt, den man sich wünschen kann«, so Martini. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 27.11.2012
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