Anwohner fürchten Industriebetrieb an der Lauensteinstraße

Ramersdorf · Streit um BOB-Werkstatt

»Hinter den Tramwerkstätten zwischen Ständler- und Lauensteinstraße soll ein Betriebshof der BOB entstehen«, erklärkt BOB-Geschäftsführer Heino Seeger (Foto klein).	Foto: bus/Privat

»Hinter den Tramwerkstätten zwischen Ständler- und Lauensteinstraße soll ein Betriebshof der BOB entstehen«, erklärkt BOB-Geschäftsführer Heino Seeger (Foto klein). Foto: bus/Privat

Ramersdorf · Draußen in Rosenheim, Kufstein oder zumindest am Ostbahnhof sollte sich die neue BOB-Werkstätte ansiedeln. Das finden die Nachbarn, die Güterzüge im Wohnzimmer und Industrieansiedlungen fürchten.

Die BOB will auf dem bestehenden Gelände des Trambahnausbesserungswerkes an der Ständlerstraße eine Eisenbahnbetriebswerkstätte betreiben. Die zukünftigen Verantwortlichen Heino Seeger und Armin Nachtschatt von der Bayerischen Oberlandbahn standen kürzlich vor Ort ihren neuen Nachbarn Rede und Antwort.

Das Ramersdorfer Stadtwerke-Gelände sei optimal, da die meisten Zugkürzungen und -verlängerungen am Ostbahnhof stattfänden, so der BOB-Geschäftsführer Seeger. Ein geeignetes Gelände am Ostbahnhof gäbe es nicht, wohl aber nutze man dort Abstellanlagen. In der künftigen knapp 5.000 Quadratmeter großen Werkstatt an der Lauensteinstraße hinter dem bestehenden Tramwerk sollen 30 Mitarbeiter E-Züge warten. Dazu sind eine Halle mit zwei Wartungsgleisen, eine Waschhalle, Lager- und Verwaltungskomplexe sowie Außengleise zum Rangieren und Abstellen geplant. Von der Nähe zur MVG erhofft man sich Synergien. Ab 2014 möchte die BOB die Werksanlage nutzen. Ein angrenzender Sportplatz der Stadtwerke in der Lauensteinstraße muss voraussichtlich aus Platzgründen weichen.

Nur zur Reinigung, Wartung oder Reparatur werden Züge nach Aussage des technischen Betriebsleiters der BOB, Armin Nachtschatt, die Ständlerstraße ansteuern. Er rechnet mit fünf bis acht Züge pro Tag. Nachts stünden die Züge dagegen an den Startbahnhöfen, um morgens Pendler nach München zu befördern. Somit fänden die Wartungsarbeiten im Wesentlichen in den verkehrsschwächeren Zeiten zwischen 9.00 und 17.00 Uhr statt. Generell vorgesehen sei ein Zwei-Schicht-Betrieb von Montag bis Freitag zwischen 7.30 und 22.30 Uhr, keineswegs aber ein Betrieb rund um die Uhr. Nachtschatt gab jedoch zu, dass in Einzelfällen Ausnahmen gemacht werden müssten; diese seien aber schon aus Kostengründen nicht im Interesse des Unternehmens.

Eine Werkstatt und kein Industriebetrieb

Auch die Befürchtungen der Anwohner hinsichtlich des Lärms der Werkstatt und des Anlieferverkehrs versuchte Nachtschatt zu zerstreuen. Krach durch den Bahnverkehr, das Bremsen, Abkoppeln und Rangieren sowie Liefer-LKWs fürchtet die Nachbarschaft. Das Ganze sei ein erster Schritt in Richtung Industrie am Standort und weitere Hallen, den man verhindern müsse. Die BOB erklärt, dass die gesetzliche Vorschriften auf dem Gelände nur maximal 10 Kilometer pro Stunde beim Rangieren erlauben. Der Wartungsbedarf der elektrischen Flirt-Züge sei darüber hinaus mehr technisch-elektronischer denn mechanischer Art. »Wir sind eine Werkstatt, kein Industriebetrieb«, so Geschäftsführer Seeger.

Der größte Lärm droht den Anwohnern nach Ansicht der BOB in der Bauphase der Werkstätte. Diese dauere insgesamt etwa 18 Monate. Der Baubeginn ist für Juli oder August 2013 vorgesehen. Da für den Bahnbetrieb aber schon ab Dezember 2013 Werkstattkapazitäten gebraucht werden, wird zunächst ein Zelt-Provisorium in Freilassing eingerichtet.

Ein Dialog statt Anwalt

Die BOB bemüht sich, ein guter Nachbar zu sein und sich den Fragen der Anwohner zu stellen. Statt einem Anwalt, mit dem sich über 60 Anwohner bereits getroffen haben, sucht man den Dialog und will insbesondere Arbeitszeiten und Zugbewegungen verbindlich klären. Darüber hinaus gibt es eine Einladung an die künftigen Nachbarn zu einer Werkstattbesichtigung nach Lenggries zu fahren. Für diese Dialogbereitschaft gab es am Ende sogar Applaus von den Ramersdorfern. Der Bezirksausschuss (BA) 16 Perlach-Ramersdorf will den bisherigen Werkstatt-Plänen zustimmen, wenn sichergestellt ist, dass durch den Rangierverkehr die S-Bahn 7 nicht behindert wird und später, wenn nötig, zweigleisig ausgebaut werden kann. Der Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten hat dem Vorhaben bereits zugestimmt.

Der Landtagsabgeordnete Markus Blume (CSU) betonte abschließend, dass er die Vorbehalte der Anwohner sehr wohl verstehe: »Das Problem ist weniger die künftige BOB-Werkstätte, sondern dass für diesen Bereich von Ramersdorf kein Stadtentwicklungskonzept existiert mit der Folge, dass sich alle problematischen Nutzungen von horizontalem Gewerbe über Spielcasinos bis hin zu lärm- und staubemittierenden Anlagen hier in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem reinen Wohngebiet ansammeln.« Ramersdorf dürfe nicht zur Resterampe Münchens werden. bus

Artikel vom 18.11.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...