Der Sandmann

Schwabing · Bühne frei!, für einen ganz besonderen kulturellen Leckerbissen heißt es am Freitag, 22. Juni, um 20.00 Uhr, im Pfarrsaal Maria vom guten Rat, Hörwarthstraße 1.

»Der Sandmann« eine Lesung mit Musik von E.T.A. Hoffmann und Robert Schumann wird aufgeführt von Claus-Peter Damitz (liest) und Rosemary Jarvis (Klavier).

»Der Sandmann« ist wohl das bekannteste Werk von E.T.A. Hoffmann, der 1776 in Königsberg geboren wurde. Hoffmann studierte Jura und wurde Beamter des preußischen Staates. Doch seine künstlerische Ader war stark ausgeprägt. Er schrieb, komponierte und wurde 1808 Kapellmeister am Bamberger Theater, 1813 dann in Dresden. 1814 ging er nach Berlin, wo er 1816 zum Kammergerichtsrat ernannt wurde.

In dieser Berliner Zeit avancierte er auch zu dem erfolgreichen Schriftsteller, als der er uns heute noch bekannt ist. Am 25. Juni 1822 gegen 11.00 Uhr vormittags starb Hoffmann in Berlin und wurde auf dem Friedhof bei der Jerusalemer Kirche beigesetzt. Selten kann man den Abschluss einer Dichtung genau datieren. E.T.A. Hoffmann macht da eine Ausnahme: In seinem Tagebuch notiert er, dass er den »Sandmann« am 16.11.1815 um »nachts 1.00 Uhr« vollendete. Ungefähr ein Jahr später erschien dann der erste, mit der Jahreszahl 1817 versehene Band der »Nachtstücke«, der mit dieser Erzählung begann.

Unter »Nachtstücken« verstand man ursprünglich Gemälde, die schaurige Nachtszenen in ausgeprägten Hell-Dunkel-Kontrasten zeigten. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde dieser Begriff in Deutschland auch auf literarische Werke mit nächtlicher Szenerie und schauerlichen Inhalten übertragen. Hoffmanns Meisterwerk »Der Sandmann« inspirierte nicht nur Jacques Offenbach zum »Olympia«-Akt seiner Oper »Hoffmanns Erzählungen« und Siegmund Freud zu seiner 1919 erschienenen Studie »Das Unheimliche«, in der er die Novelle zum Anlass nimmt, Grundbegriffe der Psychoanalyse zu entwickeln, sondern forderte auch immer wieder die malerische Phantasie zahlreicher Künstler heraus.

Artikel vom 13.06.2001
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