»Junge Chöre« bieten Sprungbrett für begeisterte Sänger

Zentrum · Talentierte Stimmen

Die jungen Choranwärter – hier mit Judith Reimann und Andreas Hoffmann – wollen mit ihrer Stimme herumkommen.	Foto: sy

Die jungen Choranwärter – hier mit Judith Reimann und Andreas Hoffmann – wollen mit ihrer Stimme herumkommen. Foto: sy

Zentrum · Sie sollen spontan mitsingen – damit haben die Mädchen und Buben nicht gerechnet. Sie machen große Augen und gehen, manche mit zögerlichen Schritten, nach vorne, dort, wo das Klavier und gut zwölf Chorkinder stehen.

»Traut euch ruhig, nur keine Angst«, sagt Judith Reimann aufmunternd. Und so stehen die Mädchen und Buben plötzlich zwischen den Chorkindern und stimmen mit ihnen »Halleluja« an. Man sieht’s, sie fühlen sich noch fremd – aber vielleicht nicht mehr lange. Denn sie sind ja gekommen, um auch mit dabei zu sein, um dazuzugehören zu den »Jungen Chören München«. So beispielsweise Korbinian, sieben Jahre alt, der verrät: »Ja, das wäre schon toll, das würde mir riesig Spaß machen.«

Singen im Chor – ja oder nein? Um in dieser Frage eine Orientierung zu geben, bieten die »Jungen Chöre München« für alle interessierten Kinder und ihre Eltern sogenannte Kennenlerntage an, den nächsten beispielsweise am Samstag, 10. November, von 13 bis 17 Uhr. »Die Entscheidung, in unserem Chor mitzusingen, will gut überlegt sein«, sagt Judith Reimann, die sich als Geschäftsführerin vor allem um das Organisatorische kümmert, während Ehemann Bernhard Reimann seit 1983 den Chor leitet. »Spaß am Singen ist natürlich das A und O, aber es geht auch darum, die Sache ernst zu nehmen, dranzubleiben und durchzuhalten«, so Reimann. Man habe dabei auch eine Verantwortung für die Gemeinschaft. Ein Chor sei in gewisser Weise einer Mannschaft beim Fußball ähnlich, das »Zusammenspiel« ist unabdingbar, es komme auf jeden an. »Mit dem Chor stellen wir etwas auf die Beine, was einer alleine nicht könnte«, sagt Reimann. Aktuell singen rund 70 Kinder bei den »Jungen Chören München«, seit der Gründung vor 60 Jahren waren insgesamt über 1.000 Mädchen und Buben dabei.

Am Kennenlerntag sollen sich nicht nur Eltern und die jungen Choranwärter ein Bild machen können von dem, was sie erwartet, sondern der Chorleiter will sich bei einem Vorsingen auch die Stimmen der Nachwuchssänger anhören. Bei gegenseitigem Interesse gibt es anschließend vier Wochen lang kostenlosen Gesangsunterricht – und bei Gefallen bleibt das Kind dann gleich dabei. Mindestalter für den Hauptchor ist sieben Jahre, die monatliche Gebühr beträgt 60 Euro, geprobt wird zweimal pro Woche im Gemeindezentrum Sankt Bonifaz, nahe Königsplatz, zusätzlich gibt es noch eine Ausbildung in Musiktheorie und Stimmbildung. Und auf Wunsch auch Unterricht in Klavier, Orgel und Akkordeon.

Gesungen wird die ganze Bandbreite der Musik: Vom Choral bis zum Musical, vom Volkslied bis Gregorianik, Songs von Michael Jackson sind genauso dabei wie Stücke von Mozart. Auf Deutsch wird ebenso gesungen wie auf Englisch, Französisch, Japanisch und sogar Zulu. Seit seinem Bestehen haben die »Jungen Chöre München« gut 3.600 Auftritte absolviert und waren auf 140 Konzerttourneen unterwegs, und das weltweit, unter anderem in Kanada, Japan, Australien und zuletzt in Neufundland. »Wir sind vor wichtigen Staatsrepräsentanten ebenso aufgetreten wie vor Päpsten und anderen Berühmtheiten«, erzählt Reimann. Die vielen gemeinsamen Erlebnisse sind nicht nur bereichernd und aufregend, sondern würden auch, so Reimann weiter, das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe stärken: »Wir wollen, dass sich jeder in unserem Team wohl fühlt.« Deshalb würden auch Veranstaltungen wie unter anderem der Chorfasching und das sommerliche Spielewochenende stattfinden.

Die »Jungen Chöre München« kooperieren mit dem Luitpoldgymnasium – ein wichtiger Baustein ihrer Arbeit, wie Mitarbeiter Andreas Hoffmann berichtet: »Mit der Schule ist vereinbart, dass Schüler der siebten und achten Klassen nie länger als bis 14 Uhr Unterricht haben. Das ermöglicht ihnen, sich am Nachmittag dem Chor zu widmen.« Ein extra Shuttleservice sorgt für den schnellen Weg von hier nach dort. Wer möchte, kann auch gegen extra Entgelt in den Räumen des Chors Mittagessen und Nachmittagsbetreuung mit Hausaufgabenunterstützung in Anspruch nehmen – gut 20 Prozent aller Chormitglieder tun das derzeit. »Wer Singen zu seinem Hobby macht, dem sollte das nicht unnötig schwer gemacht werden. Wir gehen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer jungen Sänger ein«, so Hoffmann.

Wenn also der Nachwuchs vor einem steht und sagt: »Mama, Papa, ich will singen«, der sollte seinem Kind die Chance geben. Auch einfach deshalb, weil Singen, wie Hoffmann weiß, gesund ist: »Die Atemwege sind freier, man kann besser entspannen.« Zudem erlebe man über das Singen die Freude am eigenen Körper und die Freude daran, anderen mit dem, was man tut, ebenso Freude zu bereiten. »Singen hat einen so hohen Wert für die eigene Persönlichkeit – ich könnte niemals mehr darauf verzichten«, so Hoffmann. »Im Grunde ist es eine Schule für das ganze Leben.« S. Schindler

Artikel vom 30.10.2012
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