Sanierung soll knapp elf Millionen Euro kosten – Zeitplan steht noch nicht fest

Moosach · Projekt Westfriedhof

Die denkmalgeschützten Gebäude am Haupteingang des Westfriedhofs an der Baldurstraße sind sanierungsbedürftig.	Foto: ws

Die denkmalgeschützten Gebäude am Haupteingang des Westfriedhofs an der Baldurstraße sind sanierungsbedürftig. Foto: ws

Moosach · An Allerheiligen gehen wieder viele Bürger auf den Westfriedhof, um der Toten zu gedenken – vorbei an den imposanten Gebäuden am Haupteingang an der Baldurstraße.

Doch die denkmalgeschützten Friedhofsbauten des Architekten Hans Grässel, 1902 fertiggestellt, sind sanierungsbedürftig. Aussegnungshalle, Verbindungsarkaden, Aufbahrungshalle, Verwaltungsgebäude und Betriebshof weisen der Stadt zufolge umfangreiche Schäden an der Bausubstanz und eine überalterte Technik aus. »Die Umsetzung der Generalsanierung im Westfriedhof ist dringend erforderlich«, resümieren Kommunalreferent Axel Markwardt und Umweltschutzreferent Joachim Lorenz in einem Papier für die gemeinsame Sitzung von Kommunal- und Gesundheitsausschuss des Stadtrates am 22. November. Die Stadträte sollen einen Projektauftrag erteilen. Das ist der erste wichtige Schritt im laufenden Genehmigungsverfahren. Danach wird das Baureferat mit den Planungen für das 10,75 Millionen Euro teure Vorhaben beginnen. Wann die Bauarbeiter anrücken, steht derzeit noch nicht fest. Es gibt momentan noch keinen genauen Zeitplan für die anstehende Sanierung, erklärte Bernd Plank vom Kommunalreferat auf Nachfrage.

Der Westfriedhof ist mit rund 41.000 Gräbern Münchens zweitgrößter Friedhof. Er gehört zu Moosach, besteht seit 1898 und dehnt sich auf einer Fläche von 50 Hektar aus. Hier ruhen so bekannte Persönlichkeiten wie die ehemalige iranische Kaiserin Soraya, der Maler Franz von Lenbach, Schlagersängerin Alexandra, Volksschauspieler Maxl Graf, Sportreporter Eberhard Stanjek und Quizmaster Robert Lembke.

Unter der Aussegnungshalle liegt die Krypta, eine in München einzigartige Grabanlage mit Urnen- und Sargplätzen. Die Decke über der Krypta weist der Stadt zufolge statische Probleme auf und musste nach der Freilegung korrodierter Stahlträger vorsorglich durch statische Unterstützungsmaßnahmen gesichert werden. Über der Krypta befindet sich die runde Aussegnungshalle, die von einer großen Kuppel überragt wird. Der Terrazzoboden in der Halle sei rissig, erläutern die Experten vom Baureferat. Zudem gebe es an dem Gebäude Schäden durch Feuchtigkeit, und zwar bis hinauf zu den Kuppelbemalungen. Auch sei die Beleuchtung und die Beschallung unzureichend, was den Besuchern von Trauerfeiern sicherlich längst aufgefallen sein dürfte, ebenso den Mitgliedern im Moosacher Bezirksausschuss.

Sie zeigten sich nun erfreut, dass im Zuge der geplanten Generalsanierung der Friedhofsbauten auch die Akustik in der Aussegnungshalle verbessert wird: Die Stadt will eine moderne Lautsprecher- und Mikrofonanlage einbauen lassen sowie eine Heizung. Denn bislang müssen die Trauergäste im Winter in der Aussegnungshalle frieren, sie kann nicht beheizt werden. Fazit der Verantwortlichen: »Die Trauerhalle bleibt im Wesentlichen unverändert in ihrer Struktur. Restauriert wird die Raumschale innen und außen, der Terrazzoboden, die Säulen und sonstigen Architekturgliederungen und Kunstwerke.« Im Zuge der Sanierungsarbeiten will man den ursprünglichen Haupteingang von der Baldurstraße im Süden wieder aktivieren.

Der Hauptbau des Westfriedhofs umfasst neben der Aussegnungshalle den Aufbahrungstrakt mit Campanile im Westen und den durch Säulenarkaden angebundenen Verwaltungsbau im Osten. Für die Sanierung der Friedhofsgebäude kalkuliert man aktuell 6,7 Millionen Euro, für die Erneuerung der alten Wasser- und Grundleitungen weitere 2,2 Millionen Euro. In den Gesamtkosten von 10,75 Millionen Euro ist eine Risikoreserve enthalten. Weil die Städtischen Friedhöfe München eine »kostenrechnende Einrichtung sind«, müssten diese Ausgaben grundsätzlich durch die städtischen Friedhofsgebühren und -entgelte finanziert werden, betonen die Verantwortlichen. Diese Aufwendungen seien erforderlich, um die kommunale Pflichtaufgabe Totenbestattung zu erfüllen. Nur die Mehraufwendungen für den Denkmalschutz seien nicht gebührenrelevant. Der Moosacher Bezirksausschuss stimmte dem Projekt vorab zu. Die Stadtteilpolitiker drängen aber darauf, dass während der Sanierungsarbeiten der Beerdigungsbetrieb aufrechterhalten und die Toilettenanlagen geöffnet bleiben. ws

Artikel vom 30.10.2012
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