Geplanter Bau einer russisch-orthodoxen Kirche eckt an

Bogenhausen · »Fremdkörper«

Auch die zweite Planvorlage für die Kirche an der Knappertsbuschstraße lehnten die Mitglieder des BA kategorisch ab. 	Ilustration: Architekturbüro Bernd Fröhlich

Auch die zweite Planvorlage für die Kirche an der Knappertsbuschstraße lehnten die Mitglieder des BA kategorisch ab. Ilustration: Architekturbüro Bernd Fröhlich

Bogenhausen · Eine russisch-orthodoxe Kirche mit Gemeindezentrum, einem Saal für bis zu 300 Personen, Kindertagesstätte und Unterrichtsräumen sowie 22 Parkplätzen will die Tihon-Stiftung als Bauherrin an der Knappertsbuschstraße/Ecke Bruno-Walter-Ring direkt gegenüber der Hauptschule errichten.

Den ersten Entwurf hatten die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen bereits vor mehr als zwei Jahren abgelehnt, selbst das Planungsreferat der Stadt teilte seinerzeit die geäußerten Bedenken. Jetzt wurde auch die zweite Planversion von der Stadtgestaltungskommission sowie den Lokalpolitikern scharf kritisiert, die ein Wettbewerbsverfahren für notwendig erachten. Moniert wurde, dass »der historisch monumentale Baukörper wie ein Fremdkörper in der Umgebung wirkt«. In der ursprünglichen Fassung hatte die höchste Kuppel ohne Kreuz eine Höhe von 32 Metern – zehn Meter höher als die neungeschossigen Wohngebäude in der Nachbarschaft. Bei den nun eingereichten Plänen wurde der Eingangsbereich des Komplexes auf Geländeniveau abgesenkt, wodurch die Kirche genau 6,51 Meter niedriger wird.

Zum Hintergrund des Verfahrens muss man wissen: Die russisch-orthodoxe hatte der katholischen Kirche für das kalkulierte Zehn-Millionen-Euro-Projekt das Grundstück abgekauft. Den Preis wollte damals der Priester für München und Dachau und Tihon-Vorstandsmitglied Nikolai Zabelitch nicht nennen. Und: Im Bebauungsplan aus dem Jahr 1966 ist die Art der Nutzung des Areals mit »Katholische Kirche« festgesetzt. Eine solche hätte realisiert werden können, lediglich bei der Baumasse hätte die Stadt eingreifen können.

Katja Strohhäker, Pressesprecherin im Planungsreferat: »Im Prinzip bedeutet das religiöse Nutzung, eine russisch-orthodoxe Kirche entspricht also dieser Nutzung unter der Bedingung, dass eine Verträglichkeit zum angrenzenden Wohngebiet besteht. Eine russisch-orthodoxe Kirche ist daher grundsätzlich möglich.« Dafür sei jedoch eine Befreiung von der vor 46 Jahren fixierten Nutzung notwendig. »Es ist aber noch kein Befreiungsbescheid erlassen worden, der befindet sich gerade in der Prüfungsphase«, so Strohhäker.

»Unsere Kirchen sehen eben so traditionell aus.«

Ungeachtet dessen konstatierten die Bogenhauser Lokalpolitiker: »Für eine Kirche mit stadtweitem bis regionalem Einzugsgebiet ist der Standort mit seiner für diesen Bedarf ungenügenden Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel ungeeignet. Darüber hinaus ist auch das Angebot von 22 Autostellplätzen bei einer Saalkapazität von bis zu 300 Personen völlig unzureichend – ganz abgesehen vom Stellplatzbedarf für Kindertagesstätte und Unterrichtsräume.« Zu dem Projekt »im Stil des vorigen Jahrhunderts« auf dem Grundstück in der als Sackgasse endenden Knappertsbuschstraße äußerte Planungssprecher Frank Otto von der SPD: »Der historisierende monumentale Baukörper, der den Vorgaben des Bebauungsplans bezüglich der Freiflächen widerspricht, und die zufällig erscheinende Gruppierung der Gebäude wären störende Faktoren in einer Umgebung, die von Bauten der siebziger Jahre geprägt ist.« Exakt dieser Wortlaut wurde im Beschluss des Gremiums aufgenommen, mit dem Zusatz, dass aus all diesen Gründen der BA einen städtebaulichen Wettbewerb für das Vorhaben als notwendig erachtet.

In der Stadtgestaltungskommission wurde neben der »opulenten Optik« auch die Art und Form der Gebäude für das Gemeindezentrum und die dreigruppige Kindertagesstätte sowie die zu geringe Anzahl an Parkplätzen moniert. Die Fachleute waren sich einig, dass all dies städtebaulich überplant werden muss. Dem hielt der anwesende russische Generalkonsul entgegen, dass ihre Kirchen eben traditionell so aussehen. Helmut G. Blessing

Artikel vom 16.10.2012
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