»Mustersiedlung Ramersdorf und Gartenschau«

Ramersdorf · Ausstellung des AK Stadtteilgeschichte

Das noch brach liegende Gartenschaugelände mit der Kirche Maria Ramersdorf 1934. Foto: AK Stadtteilgeschichte

Das noch brach liegende Gartenschaugelände mit der Kirche Maria Ramersdorf 1934. Foto: AK Stadtteilgeschichte

Ramersdorf · 20 Jahre jung und doch schon altbekannt: Der Arbeitskreis Stadtteilgeschichte Ramersdorf (AK) feiert sein 20-Jähriges Bestehen und präsentiert unter dem Titel »Mustersiedlung Ramersdorf und Gartenschau« eine neue Ausstellung über das Entstehen und den Aufbau der Gartenschau 1934 in Ramersdorf. Anlass zur Ausstellung war ein glücklicher Umstand: Die AK-Vorsitzende Renate Wirthmann erhielt bislang unveröffentlichte Fotos der Gartenschau von Landschaftsgärtner Reinhard Veit.

»Darunter waren sogar welche der Bauzeit, auf denen man sieht, wie aus Brachland die Gartenschau entstanden ist«, erzählt sie noch immer begeistert. Die erstmals zu sehenden, historischen Fotos zeigen, wie Arbeiter Backsteine von Dampflock-Loren abladen, wie sie Bäume pflanzen und Gartenzäune errichten, Teiche anlegen oder Garten- und Wohnhäuser bauen. Und das Gelände selbst, auf dem innerhalb weniger Monate in Ramersdorf aus verunkrauteter Schafweide auf dem heutigen Grünstreifen zwischen Wilramstraße und den Häusern an der Nordseite der Herrenchiemseestraße die allererste Gartenschau im Münchner Osten entstand und südlich davon die »Mustersiedlung Ramersdorf«. Beide wurden am 30. Juni 1934 eröffnet. In den Schaugärten der »Deutsche Siedlungsausstellung München – Gebaute Siedlung-Hallenausstellung – Jahresschau Garten und Heim – Ausstellung Kunst und Leben«, so der offizielle Titel, wuchsen Kohl und Gemüse, wohnten Federvieh und Karnickel, die von Gärtnerinnen gefüttert wurden. Alles sollte zeigen, wie kleine Gärten zweckmäßig für Landwirtschaft und Erholung genutzt werden könnten oder wie man mit geringsten Mitteln Gartenschönheit erreicht. Auch Gartengeräte jeglicher Art und Größe, Gartenmöbel, Zäune, Düngemittel und Sämereien wurden gezeigt.

»Wo die Gartenschau ist, darf die Mustersiedlung nicht fehlen«, sagt Wirthmann, zumal auch ihr Aufbau ab Oktober 1933 auf den Fotos zu sehen ist. Der Münchner städtische Wohnungsreferent Guido Harbers (1897-1977) ließ im Gebiet zwischen Chiemgau-, Rosenheimer-, Herrenchiemsee- und Hohenaschauerstraße 192 Kleinhäuser als Beispiel für Wohnformen für den Mittelstand bauen. Sie waren zwischen 58 bis 128 Quadratmetern groß und konnten nach Ende der Siedlungs-Ausstellung ab Oktober 1934 bezogen werden. Mit dieser Ausstellung, die schon für April geplant war, aber wegen heftiger Diskussionen der Mitglieder über den geeigneten Ausstellungsort und dann durch den Wassereinbruch in der Stadtteilbibliothek verschoben werden musste, endet das Jubiläumsjahr des AK Stadtteilgeschichte. Er hat 2012 mit zahlreichen Führungen, Archivtagen und dem Projekt »Kleine Bürger auf großer Mission – Kinder fotografieren ihren Stadtteil« das Stadtteilleben belebt. Allerdings: Der AK hat Nachwuchssorgen. Seine aktive Vorsitzende feierte dieses Jahr ihren 70. Geburtstag und sorgt sich um die Zukunft des AK. Dabei sitzt sie schon am nächsten Projekt, einem Buch über das Erzählcafe! Getrieben von ihrem größten Wunsch, »das AK Archiv möge ins Heimatarchiv Perlach integriert werden, nicht ans Stadtarchiv gehen«.

Die Ausstellung »Mustersiedlung Ramersdorf und Gartenschau« ist vom 11. Oktober bis 28. Dezember in der Stadtteilbibliothek Ramersdorf, Führichstraße 43, zu sehen, geöffnet Montag bis Freitag außer Mittwoch von 10 bis 19 Uhr, Mittwoch von 14 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Bei der Vernissage am Donnerstag, 11. Oktober, um 18 Uhr führt Renate Wirthmann in die Ausstellung ein. Ab 18. Januar 2013 ist die Ausstellung im Abgeordnetenbüro von Markus Rinderspacher, Melusinenstraße 18 zu sehen.

Angela Boschert

Artikel vom 09.10.2012
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...