Betreuung von Hortkindern steht noch in den Sternen

Taufkirchen · Immer noch keine Lösung in Sicht

Taufkirchen · Plötzlich ist das neue Schuljahr da, doch die Nachmittagsbetreuung für die Kinder der Grundschule an der Dorfstraße ist immer noch nicht gesichert.

Bei einer Sondersitzung des Bauausschusses am 27. August präsentierte Bürgermeister Jörg Pötke jetzt einen neuen Vorschlag zur Lösung des drängenden Betreuungsproblems: Den Neubau eines dreistöckigen, würfelförmigen Kinderhauses auf dem Grundstück der Pavillonanlage am Postweg. Zur Unterbringung der Kinder während der Bauzeit könnten die bisher verwendeten Container des Pavillons nach Osten verrutscht und aufgestockt werden. Kosten für das Projekt: etwa 3,4 Millionen Euro, die »Bau- und Planungszeit steht in den Sternen«, informierte Pötke. »Das Konzept ist aus der Not geboren«, das machte der Bürgermeister gleich zu Beginn seiner Präsentation klar.

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Einen dreistöckigen Kinderbau mit nur 22 Metern Kantenlänge in einer Flächengemeinde, so etwas gäbe es sonst nur in der Stadt als Notlösung, findet er. Doch die Gemeinde, oder besser gesagt die Eltern von 170 Grundschulkindern, befinden sich in einer prekären Situation: Nur wenige Tage vor Beginn des neuen Schuljahres ist in Taufkirchen nach wie vor unklar, wo die für die Mittagsbetreuung und den Hort angemeldeten Schüler der Grundschule an der Dorfstraße eigentlich unterkommen sollen. Bisher standen für die Kinder in der Schule und den Containern der Pavillonanlage am Postweg zwei Hortgruppen und die Mittagsbetreuung zur Verfügung. Nun aber wurde wegen der Verschmelzung von Hort und Mittagsbetreuung an der Schule, die Betriebserlaubnis für die eine Hortgruppe entzogen. Die Verlängerung der Genehmigung für die zweite Gruppe in den Pavillons ist gefährdet, für die dritte benötigte Gruppe ist ohnehin kein Platz.

Schon seit März diesen Jahres diskutieren Gemeinderäte und Verwaltung deshalb verschiedene Lösungsvorschläge zur Unterbringung der Kinder: Nachdem im März 2012 der erste Vorschlag der Verwaltung – einen Anbau an die Schule zu machen – am Veto des Bauausschusses und des Gemeinderats scheiterte, wurde Ende Juni vom Gemeinderat beschlossen, an Stelle der Pavillonanlage ein neues Kinderhaus zu bauen. Für die einjährige Bauzeit sollten alle Kinder in Containern entweder auf dem Asphaltplatz der Stockschützen, auf dem Pausenhof der Schule oder auf einer Wiese westlich der Kindertagesstätte Wawuschel unterkommen.

Um Stellungnahme gebeten, konnte sich diesmal wiederum das Landratsamt nicht mit den Plänen anfreunden. So scheitere der Alternativstandort der Stockschützen im Sportpark an fehlenden Parkplätzen, auf dem Pausenhof sind Einsprüche der Nachbarn zu erwarten und die Wiese dürfe sowieso nicht angetastet werden, erfuhr der Bürgermeister am 1. August im Landratsamt. Der Kinderhaus-Würfel sei ihm und der Verwaltung bei einem Ortstermin nach der Absage vom Landratsamt eingefallen. Er wäre Ausweg aus der komplett verfahrenen Situation, doch »es kann niemand sagen ob das genehmigungsfähig ist«, machte Pötke gleich bei der Präsentation der Pläne deutlich. Denn das Baugebiet wird nach § 34 des Baugesetzbuches beurteilt, Neubauten sollten sich also in die vorhandene Bebauung, die Grundstücksfläche und die Eigenart der Umgebung einfügen. Doch hier gibt es angrenzende Satteldachhäuser, eine Talsenke, eine Hangkante und ein eher kleines Grundstück – Pötke fallen selbst gleich eine ganze Reihe von Gründen ein, die das Landratsamt gegen die Idee vorbringen könnte. Auch ob sich mit diesem Gebäude eine Betriebsgenehmigung erlangen lasse, ist laut Pötke ungewiss. Immerhin müssten außer dem Hort auch noch die Mittagsbetreuung und das Integra Familienzentrum untergebracht werden.

Eine Mehrheit des Bauausschusses fand die Idee dennoch gut. Mit 6:4 Stimmen wurde die Verwaltung beauftragt, die Planungen in diese Richtung fortzusetzen. Gegen den Vorschlag waren die Mitglieder der Initiative Lebenswertes Taufkirchen (ILT) die nach wie vor lieber den nur etwa 2,2 Millionen Euro teuren Anbau an die Schule durchsetzen würden, und Bürgermeister Pötke (ILT) selbst. Doch auch wenn das Kinderhaus mit diesem Beschluss nun scheinbar einen Schritt vorangekommen ist, die anwesenden Eltern blieben weiter kritisch: Warum denn das Haus des Sportes nicht abgerissen und als gemeinsames Sport- und Kinderhaus neu gebaut würde, wollten einige wissen. »Viel zu wenig Platz«, konterte die Vorsitzende des Elternbeirates während der UWT-Gemeinderat Michael Lilienthal erinnerte: »Das haben wir schon 2008 verworfen«.

Egal wie gebaut wird, die Planungen und ihre Verwirklichung werden – zumal in Taufkirchen – in jedem Fall noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Betreuung der Kinder bleibt durch die fehlenden Hortgenehmigungen jedenfalls erst einmal ungewiss. Notfalls müssten alle Kinder in die Mittagsbetreuung, denn für die brauche es keine Genehmigungen, erklärte Pötke. Theoretisch könne die Mittagsbetreuung in den Räumen der Schule auch alle 170 Kinder aufnehmen. Dazu bräuchte es allerdings das Einverständnis der Schulleitung und die ist davon nicht allzu begeistert, weiß Pötke. Angesichts der verfahrenen Situation, könnte sich das Problem der Kinderbetreuung bald auf ganz andere Weise von selbst lösen, orakelte einer der betroffenen Väter. Dann nämlich, wenn die Familien mit Kindern aus der Gemeinde fortziehen. Andrea Pietsch

Artikel vom 04.09.2012
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