Plätze in der Innenstadt: Wie verbesserungswürdig sind sie?

Zentrum · Flächen für Flaneure

Alexander Reissl und Claudia Tausend am Jakobsplatz. Die SPD-Politiker wollen sich auch für die Neugestaltung des Goetheplatzes einsetzen. Noch steckt dieses Projekt aber in den Kinderschuhen. Foto: js

Alexander Reissl und Claudia Tausend am Jakobsplatz. Die SPD-Politiker wollen sich auch für die Neugestaltung des Goetheplatzes einsetzen. Noch steckt dieses Projekt aber in den Kinderschuhen. Foto: js

Zentrum · Bei einem Rundgang durch die Innenstadt haben der SPD-Fraktionsvorsitzende und baupolitische Sprecher Alexander Reissl und seine Parteigenossin Claudia Tausend Medienvertretern am Montag vergangener Woche gezeigt, welche Maßnahmen die Stadt in den vergangenen Jahren zur Platzgestaltung ergriffen hat. Anlass dazu gab ein Antrag der SPD, nun weitere Orte aufzuwerten, unter anderem auch den Goetheplatz.

Reissl räumte ein, die bisherige Neugestaltung der Plätze sei nicht immer optimal gewesen. Gerade bei schönem Wetter würden die Plätze im Zentrum gut angenommen, sagte Reissl mit Blick auf den belebten Sebastiansplatz. Doch was vielen Besuchern kaum auffällt, stellt für einen Teil der Bevölkerung ein Hindernis dar: Der Bodenbelag besteht aus Kopfsteinpflaster, so dass Rollstuhlfahrer sich dort nur schwer fortbewegen können. Der Behindertenbeirat habe dies bereits kritisiert, berichtete Reissl. Ein ähnlicher Bodenbelag ist am Jakobsplatz zu finden, der 2007 im Rahmen der Errichtung der Synagoge aufgewertet wurde. Zwar habe man dort glattere, abgeschliffene Steine verwendet, erklärte er. Jedoch sei auch dieser Untergund für Menschen mit Gehbehinderung nicht geeignet. Entschieden habe man sich für die Pflasterung aus gestalterischen Gründen: »Das würde man heute nicht mehr so machen.«

Die normalen Gehwegplatten seien nicht nur barrierefrei, sondern auch kostengünstiger. Als gelungen bezeichnete er indes die Umgestaltung des Oberangers, die ebenfalls 2007 stattfand. Dort habe es früher ausgesehen »wie in einem Hinterhof«. Obwohl es nur wenig Einzelhandel gebe, sei der Ort aber inzwischen sehr frequentiert. Die Verschmälerung der Straße um eine Spur und die Verbreiterung des Gehwegs habe zu einer »Verschiebung weg vom Autoverkehr hin zum Fußgänger« geführt. Zufrieden war Reissl auch mit der Entwicklung der Fußgängerzone in der Sendlinger Straße. Tausend kündigte an, die Bauarbeiten dort würden noch diesen Herbst abgeschlossen. Die Platzsanierung zeitgleich mit den Hochbauarbeiten am SZ-Gelände vorzunehmen, sei ein wichtiges Ziel gewesen, sagte Reissl: »Wir wollten die Straße nicht noch einmal aufreißen.« Nicht ganz einverstanden ist der SPD-Politiker mit der Wahl der Straßenlaternen. Er selbst bevorzugt die Modelle, die auch in der übrigen Fußgängerzone verwendet wurden. Allerdings hätten die Anwohner durchgesetzt, andere Lampen aufzustellen.

Einsetzen will sich die SPD nun dafür, dass auch der Goetheplatz verschönert wird. Konkrete Pläne gebe es dazu noch nicht, diese muss die Verwaltung erst ausarbeiten, sagte Reissl. Vorgabe sei jedoch auch hier, die Aufenthaltsqualität zu verbessern und den Verkehr einzudämmen.

Skepsis bei der CSU

Eher skeptisch steht diesen Plänen indes die CSU gegenüber. Zwar kündigte der Fraktionsvorsitzende Josef Schmid an, man werde dem Antrag zustimmen. Ob eine Umgestaltung zugunsten der Fußgänger sinnvoll sei, müsse man jedoch erst prüfen. Am Goetheplatz gebe es nämlich viele Geschäfte. Diese seien zum Teil darauf angewiesen, dass die Kunden mit dem Auto anfahren könnten. »Nicht jeder Platz muss unbedingt Aufenthaltsqualität haben«, so Schmid. Manchmal müsse man dem Verkehr den Vorrang geben. »Keine Dauerlösung« sei etwa die Verschmälerung der Fahrbahn um eine Spur in der Lindwurmstraße zugunsten der Fahrradfahrer.

Anderer Auffassung ist Sabine Nallinger, OB-Kandidatin der Grünen und Korreferentin im Baufererat. Der Verkehr in München sei in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen, so dass man den »Flaneuren« mehr Flächen zur Verfügung stellen könne. Eines der Projekte ihrer Partei sei etwa, die Sonnenstraße ab dem Sendlinger Tor in einen »Boulevard« zu verwandeln. Ziel sei eine »Umverteilung des öffentlichen Raums vom Auto zu den Menschen«. Am Goetheplatz sehe sie jedoch keinen dringenden Handlungsbedarf. In der Innenstadt gebe es zahlreiche Orte, die eine Umgestaltung nötiger hatten, etwa den Max-Joseph-Platz oder den Marstallplatz.

Der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2) setzt sich bereits seit Jahren dafür ein, dass der Umgestaltung des Goetheplatzes im Zehnjahres-Investitionsprogramm der Stadt eine höhrere Priorität eingeräumt wird. Ziel der Maßnahmen könne jedoch nicht sein, den Verkehr dort zu verbannen, erklärte Alexander Miklosy (RoLi), Vorsitzender des Stadtteilparlaments: »Das ist ein wichtiger Knotenpunkt.«

Kürzere Wartezeiten für Fußgänger

Verbessert werden müsse die Qualität für Fußgänger dort vielmehr durch eine Verkürzung der Wartezeiten bei der Querung. Handlungsbedarf sehe er jedoch auch bei der Aufenthaltsqualität, beim Radverkehr und der Platzierung der Fahrradständer. Bereits begonnen hat die Stadt inzwischen mit der Aufwertung des Platzes der Opfer des Nationalsozialismus. In Planung ist außerdem die Verschönerung des Marienhofs und des Platzes an der Rottmannstraße. Im Hinblick auf Verbesserungsmöglichkeiten untersucht wurden in einer Studie des Baureferats aus dem Jahr 1991 insgesamt 767 Plätze. Die SPD will nun nach und nach prüfen, welche dieser Plätze saniert werden sollen.

Julia Stark

Artikel vom 21.08.2012
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