Bunte Wegmarkierungen werden abgelehnt und herausgerissen

Fröttmaning · Streit um die Heide

Auf markierten Wegen mit bunten Holzpfosten am Wegesrand darf man die Fröttmaninger Heide betreten, wie Heideflächenvereinschef Rolf Zeitler und Heidehaus-Geschäftsführerin Christine Joas demonstrierten. 	Foto: ws

Auf markierten Wegen mit bunten Holzpfosten am Wegesrand darf man die Fröttmaninger Heide betreten, wie Heideflächenvereinschef Rolf Zeitler und Heidehaus-Geschäftsführerin Christine Joas demonstrierten. Foto: ws

Fröttmaning · Der Streit zwischen Naturschützern und Hundebesitzern um die Nutzung der Fröttmaninger Heide geht weiter:

Kürzlich ließ der Heideflächenverein als Eigentümer des Areals bunte Holzpfosten an den Wegen aufstellen, doch viele Pfosten seien bald wieder herausgerissen gewesen und im Gebüsch gelegen, beklagte Vereinschef Rolf Zeitler nun an Ort und Stelle am neuen Heidehaus, dem Entree in das Naturschutzgebiet. Zeitler sprach von »Pfosten-Fetischisten«. Sind es empörte Hundehalter, die in dem ehemaligen Truppenübungsplatz gerne ihre Hunde frei laufen ließen, was nun verboten ist. Oder sind es vielleicht Mountainbiker, die sich mit ihren Fahrrädern dort gerne austoben? Oder sind es junge Leute, die im Sommer in der Heide picknicken und Partys feiern?

All das ist eigentlich nicht erlaubt und kann neuerdings mit Bußgeldern bestraft werden: seit die Regierung von Oberbayern die Fröttmaninger Heide vorläufig als Naturschutzgebiet gesichert hat. Das Betreten dieses ökologisch hochwertigen Geländes ist seitdem offiziell verboten. Man dürfe nur auf den mit bunten Holzpfosten markierten Wegen gehen, erläuterte Heidehaus-Geschäftsführerin Christine Joas vor Ort. Hunde müssten an die Leine. Um den Bürgern den Zugang zur Heide und die Erholung in der Natur zu ermöglichen, habe der Heideflächenverein jetzt zusammen mit den Naturschutzbehörden der Stadt München und den Umlandgemeinden ein Wegekonzept erstellt, erläuterte Zeitler. Dieses werde nun Schritt für Schritt umgesetzt. Anfang Juli habe man damit begonnen, die Wege mit bunten Holzpfosten zu markieren, um sie anschließend für die Bürger offiziell freigeben zu können.

Doch daraus wurde nichts. Nur wenige Tage später seien 350 der 400 eingesetzten Pfosten herausgerissen gewesen. In der vergangenen Woche ließ der Heideflächenverein sie wieder einsetzen, zusätzlich werden weitere 100 Pfosten aufgestellt. Insgesamt 500 werden bald an den frei gegebenen Wegen da stehen. Die Verantwortlichen hoffen, dass die Holzpfosten nicht gleich wieder herausgerissen werden. Denn erst »wenn die Wege im Gelände eindeutig markiert sind, kann die offizielle Freigabe der Wege erfolgen«, stellte Zeitler klar.

Das sei so durch die Verordnung der Regierung von Oberbayern über die einstweilige Unterschutzstellung der Heide vorgesehen. Das gewaltsame Entfernen dieser Markierungsblöcke habe einen Sachschaden von mehr als 2000 Euro verursacht. Der Heideflächenverein habe das auch bei der Polizei zur Anzeige gebracht. Diese Wege seien nun kampfmittelfrei, und zwar auf einer Länge von sieben Kilometern. Nach und nach wolle man das gesamte Gebiet entmunitionieren. Mit Bereichen ganz im Süden des Geländes sei begonnen worden, so Zeitler. »Ein Hektar kostet 10.000 Euro.« Die Fröttmaninger Heide ist 350 Hektar groß. Inzwischen habe man durch eine Fachfirma die Oberfläche visuell absuchen lassen. Ob sich im Untergrund eventuell noch Granaten oder andere Munitionskörper befinden, sei nach wie vor nicht auszuschließen. Zeitler warnte deshalb erneut Eltern eindringlich davor, ihre Kinder in der Fröttmaninger Heide mit Spielgeräten graben zu lassen.

Manche Bürger sehen das allerdings nicht so dramatisch. Immerhin hätten ihre Kinder, als sie noch klein waren, dort gespielt und es sei nie etwas passiert. Darauf hatten einige Anwohner bei einem Info-Abend des Heideflächenvereins im Frühjahr hingewiesen. Auch einige Hundebesitzer hatten damals ihre Wünsche eingebracht, künftig ihre Vierbeiner wieder frei in der Heide laufen zu lassen. Vereinschef Zeitler versicherte nun bei dem Ortstermin, dass man mit den Bürgern ins Gespräch kommen wolle. Sie könnten bei einem Runden Tisch äußern, wo sie in dem Naturschutzgebiet gerne eine Hundewiese hätten. Zuständig für die Durchführung dieser Veranstaltungen sei nun die Regierung von Oberbayern, betonte Zeitler. Die Behörde hatte die Fröttmaninger Heide im April 2012 einstweilig als Naturschutzgebiet gesichert. Mit dieser Verordnung werden nun in den nächsten Monaten Regeln festgelegt, die den Schutz dieses Areals sicherstellen.

So manche Bürger verstehen indes die Welt nicht mehr, denn ihrer Meinung nach seien gerade die Trampelpfade der »Charme der Fröttmaninger Heide«. Etlichen Bewohnern im Münchner Norden wäre es daher am liebsten, wenn alles so bliebe, wie es war und sich Kinder, Jugendliche und Hundebesitzer frei in der Heidelandschaft aufhalten könnten. Mütter von inzwischen erwachsenen Kindern hatten bei einem Info-Abend des Heideflächenvereins in der Bayern-Kaserne im Frühjahr berichtet, dass ihre Kinder viele Jahre in der Heide gespielt hätten, ohne dass etwas passiert sei. Das bestätigte jetzt auch eine Spaziergängerin auf Höhe des HeideHauses. Sie habe das Gebiet mit ihrem Hund jahrelang betreten. »Der Verein würde am liebsten die ganze Fröttmaninger Heide sperren«, ärgert sich die Freimannerin, die ihren Hund dort nun fast nicht mehr Gassi führen kann – nur auf den markierten Wegen, aber dort gilt Leinenpflicht. Jetzt meidet sie das Gebiet, betritt es gar nicht mehr und nimmt stattdessen den breiten Fußweg, der an der U-Bahn-Station Fröttmaning nach Norden führt – am Rande der Heide.

Es gibt aber auch Bürger, die die Aktivitäten des Vereins ausdrücklich begrüßen. Das erklärten zumindest einige Bürger bei dem Infoabend: Wenn der Verein die Fröttmaninger Heide nicht 2007 vom Bund gekauft hätte, dann würde dort jetzt vielleicht schon ein neues Wohn- oder Gewerbegebiet aus dem Boden gestampft werden. Und die Heidelandschaft würde nach und nach zurückgedrängt. Wally Schmidt

Artikel vom 07.08.2012
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