Gegner des Supermarktprojekts machen mobil

Oberhaching · Aktion: Rettet den Kirchplatz

Das Projekt, einen Supermarkt gegenüber dem Kirchplatz zu errichten, hat Kritiker gefunden. 	Foto: VA

Das Projekt, einen Supermarkt gegenüber dem Kirchplatz zu errichten, hat Kritiker gefunden. Foto: VA

Oberhaching · Die Gemeinde plant zwei Grundstücke gegenüber dem Kirchplatz zu verkaufen, damit dort ein Supermarkt mit rund 1290 Quadratmetern nebst einem Drogeriemarkt mit nochmals 700 Quadratmetern Verkaufsfläche errichtet werden kann.

Zusätzlich soll in einer Entfernung von rund 930 Metern ein weiterer Supermarkt mit nochmals 800 Quadrametern Fläche errichtet werden. »Als ausgesprochenen Glücksfall für die Gemeinde« bezeichnete der Architekt Hoeldrich den Standort inmitten des Ortszentrums bei einer Anwohnerversammlung. Das war eine Ohrfeige für die Kritiker und erweckte erheblichen Unmut und Missstimmung.

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Einer der Hauptkritikpunkte an dem Riesenprojekt war die schon jetzt hohe und durch den Laden noch steigende Verkehrsbelastung am Oberhachinger Nadelöhr. Der Oberhachinger Dr. Ludwig Ertl meint: »Dieses Ladenzentrum mit Backshop und Vollsortimenter wird unseren Kirchplatz mit Bäcker und Metzger nicht beleben, sondern entvölkern und ersticken.« Dass dieser Supermarkt nicht nur den umliegenden Anwohnern ein Dorn im Auge ist, sondern auch dem grundsätzlichen Mobilitäts- und Einkaufsverhalten vieler Oberhachinger Bürger widerspricht, verdeutlicht der Oberhachinger Gemeinderat und VFWO - Vorsitzende Marcus Franklin: »Während unsere Nachbargemeinden gegen den Fuchsbandwurm impfen, Städte- und Gemeindepartnerschaften bilden, Einzelhandelsunternehmen in Ortsrandlagen und Gewerbegebieten ausweisen, erteilt Bürgermeister Schelle den Bürgern Denkverbot. Das entspricht nicht den Bedürfnissen unserer Gesellschaft. Im Gemeinderat sind uns auch keine Alternativen zur Entscheidung vorgelegt worden.«

Konrad Lauer, ortsansässiger Unternehmer sieht schon allein aus ganz pragmatischer Sicht Probleme bei der Umsetzung dieses Vorhabens. »Die uns vorgelegten Pläne zeigen eindeutig und unmissverständlich, dass eine Belieferung des geplanten Supermarktes für Lkw nicht möglich ist. Der Wendekreis dieser Fahrzeuge ist derart groß, dass angrenzende Gebäude abgerissen werden müssten, um hier überhaupt die Voraussetzungen zu schaffen. Von der Verkehrsbelastung, die solche Lkw zusätzlich in der ohnehin sehr engen Straße verursachen, einmal ganz abgesehen.« Die Kritiker dieses Projekts stehen ortsnahen Einkaufsmöglichkeiten grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. So stellt die Oberhachingerin Karin Rehberg klar: »Ich bin generell schon für eine Einkaufsmöglichkeit in Oberhaching. Ich bin aber gegen eine Bebauung dieses Grundstückes unter diesen falschen Voraussetzungen und falschen Grundlagen sowie in diesem Umfang. So hat sich beispielsweise sehr deutlich gezeigt, dass diese völlig fehlerhafte Planung zu falsch berechnetem Stellplatzbedarf in der Tiefgarage geführt hat. Legt man die Parkplatzsatzung der Gemeinde zugrunde, ergibt sich ein Bedarf von 300 Parkplätzen. Es sind aber nur 117 geplant und von der Bauverwaltung für ausreichend befunden worden.«

Der von der Gemeindeverwaltung beauftragte Berater Christian Hörmann sieht in der Tatsache, dass in besagter Entfernung von 930 m ein weiterer Supermarkt entstehen soll, keinerlei Relevanz. Auf konkrete Nachfrage von Marcus Franklin, warum das denn so sei, begründete Hörmann seine Antwort damit, dass die beiden neuen Supermärkte ja schließlich in unterschiedlichen Ortsteilen lägen und die kurzen Distanzen daher nicht relevant seien. »Diese Aussage ist eine absolute, beraterische Prachtleistung«, urteilt Gerhard Pisl von der VFWO. Dr. Claudia Ertl schließt dann so auch mit den Worten: »Unter Berücksichtigung aller wesentlichen Beurteilungsfaktoren, wie Verkehr, Lärm, Nahversorgung, Vernichtung des innerörtlichen Gewerbes und der künftigen Mobilitätsansprüche ist dieses Vorhaben realitätsfremd. Was ist denn an der Überlegung eines Discounters im Oberhachinger Randbereich so verwerflich? Viele Oberhachinger Bürger wünschen das.«

Artikel vom 30.07.2012
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