Neue Einzelhandelspläne für den Oberhachinger Kirchplatz

Oberhaching · Segen oder Fluch?

Karin Rehberg gehört zu den zahlreichen Bürgen, die sich zum geplanten Supermarkt (hier eine Visualisierung) zu Wort meldeten. Foto: hol

Karin Rehberg gehört zu den zahlreichen Bürgen, die sich zum geplanten Supermarkt (hier eine Visualisierung) zu Wort meldeten. Foto: hol

Oberhaching · Das geplante Lebensmittelgeschäft mit angeschlossenem Drogeriemarkt am Kirchplatz gegenüber dem Bürgersaal Forstner spaltet die Gemüter der Oberhachinger. Während die einen die wohnortnahe Versorgung mit Lebensmitteln des täglichen Bedarfs begrüßen, befürchten vor allem die Anwohner eine deutliche Zunahme des Verkehrs auf der ohnehin stark befahrenen Kybergstraße und damit verbunden eine Zunahme an Lärm.

Dies wurde jetzt bei einer Informationsveranstaltung zum geplanten Ladenkonzept im Bürgersaal deutlich. Aufgebrachte Anwohner unterbrachen bereits die Vorstellung der Planung mit Zwischenrufen. Wie Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) vor den rund 80 Teilnehmern betonte, definiert sich die Lebensqualität in Oberhaching auch dadurch, dass der Gemeinderat seit rund 40 Jahren aktiv für »lebendige« Ortsmitten eintritt. Wie er berichtete, wurde bereits 2005 in einem Gutachten zum Thema »Einkaufen in Oberhaching« deutlich, dass am Kirchplatz ein Lebensmittelgeschäft fehlt, das letztlich auch eine Stärkung des dort ansässigen Einzelhandels ermöglicht, da die Menschen Kopplungseinkäufe tätigen. »Wir wollen einen gemeinsamen Weg gehen, um Belastungen einzugrenzen und Vorteile herauszuarbeiten«, erklärte er. Dazu meinte Bürgerin Claudia Ertl, dass »ein solches Monstrum am Nadelöhr von Oberhaching nicht benötigt wird«.

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Der Laden soll 1.200 Quadratmeter Verkaufsfläche haben und der Drogeriemarkt rund 700 Quadratmeter. Eine Tiefgarage mit 117 Stellplätzen liegt unter den Geschäften, die von dort mit Aufzügen bequem erreichbar sind. Beide Läden werden durch einen gemeinsamen Eingangsbereich verbunden und auf dem davor entstehenden Platz sollen ausreichend Fahrradständer platziert werden. »Viele Bürger wünschen sich eher einen kleineren und preisgünstigen Laden«, sagte sie. Gutachter Christian Hörmann von der CIMA (Kompetenzzentrum für Stadt- und Regionalentwicklung, Anm. d. Red.) erklärte, dass ein Discounter an dieser Stelle nicht zu empfehlen ist, da das Sortiment nicht breit genug ist, um die Leute zum Einkauf zu bewegen. Dr. Ludwig Ertl betonte, dass laut dem Gutachten der CIMA nur 7,5 Prozent der Oberhachinger Haushalte unzufrieden mit den Einkaufsmöglichkeiten im Ort sind und ein solches Projekt daher überdimensioniert ist. Zudem sind nach seiner Ansicht die Gutachten für Verkehr und Lärm »geschönt«. Auch Anwohner Andreas Zollner mahnte, dass es beim Lkw-Lieferverkehr zu Staus kommen könnte, da die Zufahrt zur Lieferzone nach seinem Dafürhalten zu schmal ist. Nach Meinung von Marcus Franklin (fraktionsloser Gemeinderat) würde zudem der Einzelhandel nicht unterstützt, sondern müsste im Gegenteil leiden. Außerdem würde ein »wohnortnaher Supermarkt die Bürger nicht dazu bringen ihr Auto stehen zu lassen«. Damit widerspricht er dem Bemühen des Gemeinderates die Bürger zu motivieren innerhalb des Orts mehr das Rad zu nutzen oder zu Fuß zu gehen. »Die Zeiten haben sich geändert und die Planung ist nicht zeitgemäß«, sagte er.

Im Gegenzug erklärte Ulrike Bigott, Inhaberin einer Apotheke am Kirchplatz, dass sie in dem Lebensmittelgeschäft sehr wohl einen Schritt in die richtige Richtung sieht, um mehr Menschen zum Einkauf am Kirchplatz zu bewegen. Gleichzeitig betonte sie, dass aber die Verkehrssituation berücksichtigt werden muss. Die Oberhachingerin Karin Rehberg regte eine weitere Verkehrszählung an und wies auf mögliche Probleme für Rückstaus an der Ampelanlage hin. Schelle betonte abschließend, dass die Verkehrsströme nochmals intensiv geprüft werden. »Sicher wäre ein kleinerer Laden angenehmer, doch man muss das heutige Marktverhalten im Blick behalten und das fordert ein großes Konzept. Schließlich soll das Geschäft langfristig funktionieren und den Kirchplatz lebendig erhalten.«

Artikel vom 17.07.2012
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