Aktions-Veranstaltungen in der ehemaligen JVA Am Neudeck

Au · Kunst im Knast

Im ehemaligen Frauen- und Jugendgefängnis Am Neudeck sind die Besucher eingeladen, selbst Kunst zu gestalten. Entstehen sollen Wandcomics, Videoinstallationen und Schaumstofffiguren. Fotos: StephanieMuellerKlausErichDietl_florian_betz, js

Im ehemaligen Frauen- und Jugendgefängnis Am Neudeck sind die Besucher eingeladen, selbst Kunst zu gestalten. Entstehen sollen Wandcomics, Videoinstallationen und Schaumstofffiguren. Fotos: StephanieMuellerKlausErichDietl_florian_betz, js

Au · Noch immer steht die ehemalige Justizvollzugsanstalt (JVA) in der Au leer. Von Mittwoch bis Samstag, 18. bis 21. Juli, wird das einstige Frauen- und Jugendgefängnis Am Neudeck jedoch von 14 bis 24 Uhr für ein kulturinteressiertes Publikum geöffnet. Fünf junge Münchner Künstler zeigen ihren Schaffensprozess und laden die Gäste zum Mitmachen ein. Geboten sind außerdem Kurzfilme und Poetry-Slam, abends legen DJs Musik auf.

Was langfristig mit dem Gebäude geschehen soll, ist aber noch offen. »Bis vor einem halben Jahr wusste ich noch gar nicht, dass hier ein Gefängnis war«, sagt Klaus Erich Dietl. Inzwischen haben er und seine Kollegin Stephanie Müller, die ein Atelier in der Sommerstraße unterhalten, die Räume jedoch genau untersucht. Ihr Plan: An den Wänden sollen Bildergeschichten im Comic-Stil entstehen, an denen die Besucher mitzeichnen können. Inspiriert haben die beiden dazu die Zeichnungen von Insassen. »Die Wände der Zellen sind voll mit Bildern«, berichtet Dietl. Daran könne man sehen, dass Malen ein »urmenschliches Bedürfnis« sei. Die Aktion der Künstler werde aber in den Verwaltungsräumen stattfinden. »Wir wollten nicht, dass die Bilder der Häftlinge übermalt werden«, erklärt der Künstler Dietl.

Eingebunden wird das Publikum auch in das Werk von Kat Petroschkat und Barbara Herold. Die Künstlerinnen, die ein gemeinsames Atelier in der Domagkstraße haben, werden mit Hilfe einer Blue-Box eine Videoinstallation erstellen. Genutzt wird dabei ein Verfahren, mit dem man zum Beispiel Körperteile im Film verschwinden lassen oder durch etwas anderes ersetzen kann. »Wir sind gespannt, was für Ideen die Gäste dazu haben«, sagt Petroschka. Mitgebracht haben sie und ihre Kollegin aber auch ein eigenes Drehbuch. Susu Gorth, die ihr Atelier ebenfalls in der Domagkstraße hat, wird in der JVA große Schaumstofffiguren erschaffen: »In einem der Büroräume soll ein Gebilde in der Form eines Baumpilzes entstehen.« Mit den Arbeiten hat sie bereits angefangen, in der kommenden Woche will sie das Projekt gemeinsam mit den Besuchern vollenden. Der Eintritt zu der Veranstalltung ist frei. Zutritt ist aber erst ab 18 Jahren.

Ginge es nach dem Willen des Bezirksausschusses Au-Haidhausen (BA 5), könnte die Nutzung des Gebäudes durch Künstler übrigens zur dauerhaften Einrichtung werden. Die Schaffung von Ateliers sei als Zwischennutzung an diesem Standort gut denkbar, sagte die Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD) jüngst auf einer Sitzung des Stadtteilparlaments. Für sinnvoll halten diese Idee auch die Künstler. »Bei den Mietpreisen heute müssen wir ganz schön strampeln«, klagt Dietl. Auch Petroschkat räumt ein, der Bedarf an Ateliers sei in München enorm. Ebenso geeignet sei die ehemalige Haftanstalt aber für Kunstaktionen, sagt Gorth: »Eine Zwischennutzung wie sie jetzt stattfindet, könnte man dort öfter veranstalten.« Dietz-Will geht indes davon aus, dass das Gebäude, das inzwischen an einen privaten Investor verkauft wurde, weiterhin leer stehen wird. Es sei damit zu rechnen, dass der Eigentümer erst einmal abwarten werde, wie sich nach der Neubebauung des Paulanergeländes die Preislage an dem Standort entwickeln werde, meinte sie. Julia Stark

Artikel vom 11.07.2012
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