Interview mit Joachim Karl vom MEK

München · „Wer beißt schon gern in die Hand, die einen füttert“

Joachim Karl, 2. Vorstand des MEK. Foto: Verein

Joachim Karl, 2. Vorstand des MEK. Foto: Verein

München · Im Moment geht es hoch her im Münchner Eishockey, allerdings „nur“ beim EHC München. Gestorben ist das Münchner Eishockey bisher noch nie, da immer ein „anderer“ Verein da war, der die Scherben zusammengekehrt hat.

Im Moment sieht es allerdings eher so aus, als ob sich die Fans im schlimmsten Fall selbst um eine Alternative kümmern müssen. In München gibt es aber ja noch „Die Luchse“, den Münchner Eishockey Klub (ja mit „K“ nicht mit „C“), MEK. Wir haben uns mit einem Verantwortlichen zum Thema Eishockey in München unterhalten: Joachim Karl, der 2. Vorstand des MEK sprach mit uns über die mögliche Rolle der „Luchse“ in der weiteren Zukunft des Münchner Eishockeys.

Münchner SamstagsBlatt: Beginnen wir gleich mit einer etwas provokanten aber wichtigen Frage: Packt der MEK schon seinen Koffer, um in die Kabine des EHC München zu ziehen?

Joachim Karl: Diese Idee ist so skurril und fernab jeglicher Realität, dass wir uns darüber absolut keine Gedanken machen.

Münchner SamstagsBlatt: Wie beurteilen Sie aus Ihrer Sicht die Situation?

Joachim Karl: Für das Münchner Eishockey ist die momentane Situation das Schlimmste was passieren kann. Und dies gilt in diesem Zusammenhang natürlich auch für uns. Der Imageverlust, sowie das tiefe Loch, das sich bei einem tatsächlichen Lizenzverkauf auftun würde, ist meiner Meinung nach immens und schlimmer als nach den bisherigen Pleiten.

Münchner SamstagsBlatt: Warum schlimmer als nach dem Wegfall der bisherigen Vereine?

Joachim Karl: Bisher war nach dem Weggang eines der großen Vereine immer eine - wenn auch kleine – Auffanglösung vorhanden. So wie z.B. der HC 98, der ja parallel zu den Barons spielte und dann in die Bresche sprang. Dass dann auch beim HC 98 bzw. EHC München die Entwicklung auf einmal aus meiner Sicht zu schnell war, hat jetzt eine ähnliche Konstellation verhindert.

Münchner SamstagsBlatt: Sind denn die Münchner Luchse nicht diese angesprochene Alternative?

Joachim Karl: Den HC 98 und den MEK kann man nicht miteinander vergleichen. Franz Jüttner hatte in seinem Team viele Spieler, die eine enge Verbindung zum damaligen Profieishockey in München hatten. Der MEK ist ein reiner Amateurverein. Wir haben die letzten Jahre zwar eine wirklich gute Entwicklung gemacht, aber trotzdem keinerlei Akzeptanz, sowohl in der Presse, wie auch bei den Münchner Eishockeyfans gefunden. Wobei ich gleich klarstellen möchte, dass die Fanakzeptanz auch nicht unser vordringliches Ziel war. Sicher hätte ich mich gefreut für die Spieler, wenn beim diesjährigen Finale um die bayerische Bezirksligameisterschaft mehr Eishockeyfans die Luchse unterstützt hätten, aber der Schritt vom DEL Haus hinunter in die Bezirksliga ist halt enorm groß. Was uns etwas nachdenklich gemacht hat, war aber teilweise die Reaktion der Presse.

Münchner SamstagsBlatt: Inwiefern hat die Presse etwas damit zu tun?

Joachim Karl: Es gab z.B. Kollegen aus der Münchner Presse die erst bei Recherchen bezüglich anderer Umlandvereine mitbekommen haben, dass es noch einen weiteren Eishockeyverein in München gibt, und dieser in seiner Liga sogar letztendlich regionaler Meister geworden ist und sich dann auch bis ins bayernweite Finale gekämpft hat. Sicher hat der MEK die letzten Jahre immer mit dieser Situation gelebt, aber es erschwert auch in unserem Bereich jede Saison die Durchführung.

Münchner SamstagsBlatt: Sprechen Sie hier die Sponsoren-Situation an?

Joachim Karl: Ja. Auch für einen Bezirksligisten ist trotz der großartigen Unterstützung durch die Stadt eine Eishockeysaison eine kostspielige Sache. Wir haben leider keinen Sponsor oder Gönner, der uns hierbei unterstützt, was natürlich auch unsere Hilfe für das Münchner Eishockey etwas einschränkt.

Münchner SamstagsBlatt: Inwiefern „Hilfe fürs Münchner Eishockey?

Joachim Karl: Die Devise unserer Präsidentin Rebecca Zuppardo ist immer klar vorgegeben. „Wir müssen aufs Geld schauen“ und das heißt, die Mannschaften müssen sich selber finanzieren bzw. der Gesamtetat des Vereines muss ausgeglichen sein. Diese berechtigte Vorgabe führt aber leider dazu, dass wir z.B. die Damenmannschaft abmelden mussten, da sie sich keinesfalls selber getragen hätte. Jetzt müssen die Münchner Mädels leider in Pfaffenhofen spielen, wo halt alles etwas billiger ist. Am Schlimmsten dürfte es aber wohl für die Kinder in München werden.

Münchner SamstagsBlatt: Sie sprechen den Nachwuchs an, obwohl der MEK doch keinen eigenen Nachwuchs hat?

Joachim Karl: Der MEK hat nicht nur durch den eigentlichen Partnerverein MEKJ hier einen direkten Draht zum Nachwuchs, wir sind als Nachbar auch weiterhin sehr nah mit dem EHC e.V. verbunden. Und sehen auch aus dieser kleinen Distanz heraus sicher manche Probleme, die im Verein selber anders bewertet werden. So wie z.B. die Abhängigkeit des e.V. von der GmbH. Wobei wir auch wissen, dass dieses Thema sehr intensiv und mit Sorge beim e.V. betrachtet wird, doch wer beißt schon gerne in die Hand, die einen füttert. Meine große Sorge ist jedoch, dass der e.V. in den möglichen Untergangsstrudel der GmbH mit hineingezogen wird.

Münchner SamstagsBlatt: Könnte man hier von Ihrer Seite nicht eingreifen?

Joachim Karl: Nur begrenzt. Wir haben am Ende der vergangenen Saison schon versucht hier Angebote zu unterbreiten, die wurden aber leider nicht diskutiert. Der MEK hätte auch nicht die Ressourcen, den Nachwuchs einfach so zu übernehmen. Hier wäre die Hilfe von Sponsoren gefragt, die eine solche Abteilung am Leben erhalten könnte. Wir müssen keinen Gewinn machen (was im Eishockey überhaupt eh kaum möglich ist), können und werden es aber unseren Mitgliedern nicht gegenüber verantworten, eine so defizitäre Abteilung einzugliedern.

Münchner SamstagsBlatt: Gibt es denn gar keinen Hoffnungsschimmer für das Münchner Eishockey?

Joachim Karl: Doch, man muss einfach immer positiv denken. Ich glaube, dass es genügend Sponsoren gibt, die für ein „normales“ Eishockey stehen und auch einen langfristigeren Fortschritt unterstützen würden. Bei einem solchen Konzept könnte man auch den Nachwuchs miteinbinden, ohne hier Gefahren der „Überzüchtung“ ausgesetzt zu sein. Es gibt auch Beispiele, wo dies geklappt hat, wie zuletzt der HC Landsberg auch „nur“ ein Landes-Ligist, welcher den gesamten Nachwuchs des Oberligisten EV Landsberg 2000 retten konnte. Auch sind wir sicher, dass die Stadt und MOG hier mithelfen würden. Und man sollte auch nicht das Potenzial vergessen, das in der Münchner Fanszene steckt. Es war mir persönlich immer schleierhaft, warum man diese Leidenschaft nicht viel mehr zum Nutzen des Eishockeys in München integriert hat.

Münchner SamstagsBlatt: Sie sprechen von der offensichtlichen Verärgerung im EHC Forum?

Joachim Karl: Und nicht nur dort, wir kennen viele der Fans seit langer Zeit und wissen welche Ideen und Verbindungen hier entstanden sind. Welche „Macht“ der Fan speziell in München haben kann und wie enthusiastisch er oft reagiert. Was im Forum jetzt heraussprudelt ist teilweise nur die Spitze des Eisberges. Auf der anderen Seite kennen wir die vielen Probleme einer Vereinsführung auch bezüglich der Verbindungen oder den Verbindungen zur Stadt München und sehen vielleicht gerade in Bezug auf den Nachwuchs noch viele unbekannte Aspekte bezüglich unserer aller Liebe zum Eishockey. Doch dazu muss der Fan bereit sein etwas über den Tellerrand einer Seniorenmannschaft hinauszuschauen und ein Verein muss bereit sein, die Ideen der Fans mit aufzunehmen und zu manifestieren. Ob das allerdings möglich ist, können wohl nur viele Gespräche zeigen.

Münchner SamstagsBlatt: Das hört sich fast wie ein Angebot an die Fans an?

Joachim Karl: So kann man es nicht direkt betiteln. Es sind einfach zwei Welten die sich einmal miteinander austauschen müssten, um zu sehen, wie man dem Eishockey helfen kann. Es ist irgendwie wie bei einer Uhr: Nur wenn alle Teile wie Spieler, Fans, Offizielle, Stadt und Stadion, Sponsoren und Presse zusammenarbeiten, kann die Zeit vorwärts laufen, wenn man diese Verbindung nicht hinbekommt bleibt sie leider stehen.

Danke für das Gespräch und viel Erfolg mit dem MEK oder sagen wir besser mit dem Münchner Eishockey


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Artikel vom 03.05.2012
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