Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über das Stammstrecken-Aus

München · Da schau her! Es bleibt eng

München · Es bleibt eng im Bahntunnel unter der Münchner Innenstadt. Für unseren Häuptling Christian wackerer Ude gilt das Gleiche: Mit der Chance auf ein Denkmal wird’s langsam sauber eng.

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Ich glaube zwar, die zweite S-Bahn-Stammstrecke unter dem Zentrum hat dem Little Big Chris nie als erste Wahl eines baulichen Andenkens gegolten. Aber mittlerweile dürfen wir getrost meinen, er dürfe nun nicht mehr allzu wählerisch sein.

Was ist unserem OB nicht alles abgeraucht in seiner Amtszeit. Es schmälert zwar sicher nicht sein Eingehen in die Geschichte als sehr erfolgreiches und beliebtes Stadtoberhaupt, wenn er nächstes Jahr abgetreten sein wird – aber im Bausegment hapert's dann doch gewaltig.

Spektakuläre Hochhäuser, die der Stadt Metropolstatus verliehen hätten? Gstumpert, weil Parteigenosse Kronawitter so hart gekämpft hat. Olympia 2018 mit jeder Menge Baukunst? Verloren an Pyeongchang in Südkorea. Dritte Startbahn am Flughafen – eine Art geplantes Kuckucksei der SPD, weil die Genossen mit Frontmann Ude den politischen Gegner in Form der CSU einfach umarmen, und mit den Christsozialen und jeder Menge konservativer Münchner Unternehmer für den Bau der wahnwitzigen Weltfremdheit kämpfen, und sich so an einem Ort, der Franz Joseph Strauß gewidmet ist, verewigen wollen? Aus der Christian-Ude-Startbahn darf nichts werden. Dafür werde ich höchstpersönlich sorgen beim Volksentscheid im Juni. Trotz all meines Mitleids mit unserem höchsten Kabarettisten im Amt.

Eines der wenigen Großprojekte, die sich mit Ude in Verbindung bringen lassen, taugt dann aber doch als Denkmal – durch Nichtanwesenheit. Der Transrapid als Highspeed-Zubringer zum Airport wurde nie gebaut. Das mag zwar nicht am Ude gelegen haben, obwohl er so vehement dagegen gekämpft hat, sondern eher an Bund und Land, die irgendwann einsehen mussten, dass die Baukosten in Richtung unendliche Weite steigen würden und schließlich den Bau kleinlaut absagten. Aber ein Ude-Erfolg war das allemal.

Der deutsche Bund in Form von Finanzminister Schäuble ist es nun auch, der höchstwahrscheinlich den Geldhahn für die zweite Stammstrecke zudreht oder wenigstens nichts vorschießen will. Das soll die Stadt erst einmal erledigen. Das sieht der Christian mit seinem Rathaus aber nicht ein.

Das erstaunt mich allerdings ein wenig. Denn so beraubt sich unser Ude des letzten Mammutwerks, für das er in seiner letzten Amtszeit noch hätte verantwortlich zeichnen können. Aber der Chrisi wäre kein Ude, hätte er nicht schon einen Plan, der übrigens perfider nicht sein könnte. Er wäre durchaus bereit, sich an dem Zwei-Milliarden-Projekt zu beteiligen, hat er verkündetm allerdings erst als bayerischer Ministerpräsident. Denn die Stadt sei per Gesetz einfach nicht zuständig für das S-Bahn-Wesen. Ein wunderbarer Kniff – denn hunderttausende geplagte Bahnpendler wissen nun, wen sie wählen müssen.

Artikel vom 20.04.2012
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